Superintendentin Andrea Vogel ordiniert Pfarrerin Janneke Botta

Wenn der Geist mit dem Wind um die Wette weht, die Superintendentin auf einer rustikalen Bierbank Platz nimmt, und ein Gottesdienst mit gelegentlichem Flugbetrieb gefeiert wird: Dann wird Pfarrerin Janneke Botta vor dem Lutherturm unter freiem Himmel ordiniert. Prädikantin Miriam Hoffmann begrüßte die Gäste unter blauem Himmel mit ein paar Wolken und wenigen Flugzeugen: „Wenn wir bei den Beymeistern zu einer Außenveranstaltung einladen, schauen wir nicht auf die Wetter-App. Aber wir beten.“ Hat geholfen. Neben Miriam Hoffmann assistierten Pfarrer Sebastian Baer-Henney und Bottas sehr gute Freundin Nora Oebbecke beim Gottesdienst.

Die Musik passte perfekt zum Open-Air-Gefühl auf dem Vorplatz an der Regentenstraße. „Halleluja“ hatte Janneke Botta ausgesucht. Gesungen von Peter Brings, aber in der lateinamerikanischen Version mit „Querbeat“. Dann wurde es offiziell: Superintendentin Andrea Vogel verlas die Ordinationsurkunde. Mit der Ordination übernimmt Janneke Botta den Dienst an der öffentlichen Verkündigung, der Sakramentenverwaltung und der Seelsorge.

Die Weitergabe des Glaubens werde immer wichtiger

Die neue Pfarrerin habe sich mit dem 1. Korintherbrief 2, 9-13 einen nicht ganz leichten Text als Ordinationsspruch ausgesucht, befand die Superintendentin:„Die Korinther- und die Römerbriefe sind mit die schwierigsten in der Bibel.“ Man müsse die Texte wiederholt lesen, lernen, spüren, nachspüren und schließlich verstehen. „Es ist Ihre Aufgabe als Pfarrerin, von der Bibel zu erzählen und das Evangelium für die Menschen erfahrbar zu machen. Ob im Gottesdienst, im seelsorgerlichen Gespräch oder im Konfirmandenunterricht“, sagte Andrea Vogel. Die Weitergabe des Glaubens werde immer wichtiger. Das sei früher traditionell in den Famílien geschehen. In ihrer Zeit als Religionslehrerin am Berufskolleg hat Andrea Vogel oft gehört: „Meine Oma hat mir vom Glauben erzählt.“ Das werde immer seltener.

„Wir aber haben nicht empfangen den Geist der Welt, sondern den Geist aus Gott, damit wir wissen, was uns von Gott geschenkt ist“, zitierte die Superintendentin aus dem Korintherbrief und weiter. „Ich selbst muss den Glauben annehmen und zu einem tragenden Element meines Lebens machen.“ Und an Janneke Botta gewandt: „Es geht darum, die Tür zum Glauben zu öffnen, die Augen zu öffnen und öffnen zu lassen für die Schätze in Ihnen und in den Menschen.“ Vogel wies darauf hin, dass Pfarrerinnen und Pfarrer grundsätzlich keine Einzelkämpfer und -kämpferinnen seien, sondern aufgehoben in einer Gemeinschaft von vielen. Dann war Zeit für ein Lied von Clueso: „Doch ich fühl mich federleicht. Weil es sich fast immer lohnt. Und so erscheint, dass nichts so bleibt, wie es ist, fast schon wie gewohnt“, beschrieb der Refrain wohl ein Stück weit das aktuelle Lebensgefühl der neuen Pfarrerin.

Eine Geschichte in der Ich-Form

Ungewöhnlich war ihre erste Predigt nach der Ordination. Sie erzählte eine Geschichte in der Ich-Form. Die handelte von einer Frau, die sich alles anderes als federleicht fühlt und sich trotzdem auf den Weg macht zu einer Veranstaltung. Und nicht wirklich versteht, warum sie das tut. Sie war in letzter Zeit oft allein. Eigentlich besitzt sie die Gabe, über gute Worte Verbindungen zu Menschen zu knüpfen. Aber die Kraft dazu ist ihr abhanden gekommen. Vor dem Veranstaltungssaal stehen zwei Männer, die rauchen und ihr auch eine Zigarette anbieten. Sie nimmt an. Dann zeigen sie ihr, wo der Kühlschrank mit den Getränken steht. Die Veranstaltung beginnt. Einer erzählt eine Geschichte, einer singt, ein Dritter liest einen Text über seinen Vater, der gestorben ist. Die Zuhörer und Zuhörerinnen trinken und weinen. Die Frau fühlt sich verbunden mit denen, die da sind, mit der Kraft, die am Leben erhält.

Danach waren die Gäste des Gottesdienstes am Zug. Janneke Botta stellte zwei Fragen in den Raum: „Wo fällt Licht in Deine Welt? Welche Kraft ist mir geschenkt?“ Mit dem Segen verabschiedete die Pfarrerin ihre Gemeinde in den Ordinationsempfang. „Empfangt, was Ihr seid, und seid, was Ihr empfangt.“ Am nächsten Tag erinnerte sich Janneke Botta dankend. „Es war ein rundum tolles Fest. Und der Höhepunkt war die Feuerspuckerin zum Schluss.“

Die Pfarrerin ist gebürtige Ostfriesin und wuchs am Niederrhein auf. Nach dem Studium der Theologie an vielen verschiedenen Orten kehrte sie zum Pfarrdienst ins Rheinland zurück. Dort arbeitete sie in Bensberg, in Kalk und zuletzt mit je einer halben Stelle in Höhenberg und bei den Beymeistern in Mülheim.

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann

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