Aufruf zum Schweigegang am 6. November in Köln

Der Evangelische Kirchenverband Köln und Region, das Katholische Stadtdekanat Köln und der Katholikenausschuss in der Stadt Köln rufen gemeinsam zu einem Schweigegang zum Jahrestag der Pogromnacht vor 87 Jahren (9. November 1938) auf.

„Wir laden zum 6.11.2025 als Kirchen Kölns dazu ein, dass viele Bürgerinnen und Bürger ihre Verbundenheit mit ihren jüdischen Nachbarn bei einem Gang vom jüdischen Museum zur Synagoge in der Roonstraße ausdrücken können“, sagt Bernhard Seiger, Stadtsuperintendent des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region. „Wir beobachten, dass viele jüdische Bürger in unserer Nähe sich allein gelassen fühlen, weil die Stimmung weltweit, im Land und auch in unserer Stadt immer offener antisemitisch wird. Bundesweit ereignen sich im Schnitt täglich 24 antisemitische Vorfälle, eine Zunahme von 2023 bis 2024 um 77 Prozent auf 8.627 registrierte Vorfälle. Das muss uns alarmieren! Als Begründung für antijüdische Haltungen wird oft der Nahost-Konflikt genannt. Es darf aber nicht sein, dass jüdische Bürger in unserer Stadt verantwortlich gemacht werden für politisches Handeln in Israel, auf das sie keinen Einfluss haben. Wir wollen ein respektvolles und vertrauensvolles Zusammenleben mit unseren jüdischen Nachbarn, denn in Köln stehen wir zusammen. Das drücken wir mit unserem Schweigegang aus. Wir hoffen auf breite Unterstützung, Zivilcourage und einen wachen inneren Kompass unserer Stadt.“

„Auch in diesem Jahr – mehr als zwei Jahre nach dem Angriff der Hamas auf Israel – möchten die beiden großen christlichen Kirchen wieder ein lichtvolles Zeichen gegen Antisemitismus und Judenhass setzen“, sagt Msgr. Robert Kleine, Stadtdechant des Katholischen Stadtdekanats Köln. „Wir gehen schweigend und mit brennenden Kerzen durch die Straßen, um so unsere Solidarität mit den Menschen auszudrücken, die seit zwei Jahren unter dem veränderten Klima in unserer Gesellschaft leiden. Seit rund drei Wochen gibt es zwischen Israel und der Hamas erste Schritte hin zu einem Friedensplan. Auch wenn mich diese Nachricht gefreut hat, müssen wir sehr schnell feststellen, dass viele Fragen weiterhin ungeklärt sind und es noch ein steiniger Weg ist, bis die Menschen auf beiden Seiten den Frieden wirklich erleben können. Es ist schön zu sehen, dass unser Aufruf wieder von vielen Organisationen und Gruppierungen aus unserer Stadtgesellschaft unterstützt und mitgetragen wird. Durch ihre Unterstützung an diesem stillen, durch das Licht geprägten Schweigegang erfahren unsere jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger gelebte Solidarität. Und er soll auch ein Zeichen in die ganze Stadtgesellschaft hinein sein, dass wir trotz der vielen Dunkelheiten in unserer derzeitigen Welt an das Licht und die Hoffnung glauben.“

„Es ist nicht hinnehmbar, dass Menschen in dieser Stadt Angst haben ihre Religionszugehörigkeit offen zu zeigen und ihre Religion frei auszuüben“, sagt Gregor Stiels, Vorsitzender des Katholikenausschusses in der Stadt Köln. „Wir müssen unseren jüdischen Freundinnen und Freunden, Nachbarinnen und Nachbarn zeigen, dass wir fest an ihrer Seite stehen und damit ein wichtiges Zeichen für Demokratie und Zusammenhalt senden.“

Start: Donnerstag, 6. November 2025, 18.00 Uhr, Jüdisches Museum (Kreuzung Obenmarspforten / Unter Goldschmied)

Ziel: Synagoge an der Roonstraße 50, Ende des Gangs gegen 19.30 Uhr

Unterstützt wird der Schweigegang in Köln von den Kirchen, gesellschaftlichen Organisationen und Netzwerken sowie Vertreterinnen und Vertretern der Stadtgesellschaft. Unter anderem hat Nathanael Liminski, Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten, Internationales sowie Medien und Chef der Staatskanzlei, seine Teilnahme angekündigt.

Schweigend möchten wir der Opfer von Krieg und Terror gedenken und ein starkes Zeichen der Anteilnahme und Verbundenheit für unsere jüdischen Nachbarinnen und Nachbarn setzen, die von anhaltendem Antisemitismus betroffen sind. Wir wollen gemeinsam schweigen und verzichten auf Reden. Wir bitten darum, keine Transparente und Fahnen mitzuführen.

Den Aufruf finden Sie auch auf der Internetseite www.oekumenischer-schweigegang.de. Dort finden Sie auch die Liste der Unterstützerinnen und Unterstützer, die laufend aktualisiert wird.

gez.
Stadtsuperintendent Bernhard Seiger, Gregor Stiels, Vorsitzender Katholikenausschuss, Stadtdechant Msgr. Robert Kleine

Text: APK
Foto(s): APK/Archiv

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