Cosplay-Weltraum-Gottesdienst in Bensberg: Jedi, Wookies, Lichtschwert – und die Macht Gottes

Der 4. Mai ist für Fans der Star Wars-Saga ein ganz besonderes Datum. Denn im Englischen klingt das Datum „May, the Fourth“ wie „May the Force be with you“ – also wie der Gruß, den die Jedi-Ritter sich gegenseitig zusprechen. Übersetzt lautet der Satz „Möge die Macht mit dir sein“.

Wookies, Jedi und sogar ein Sithlord

In diesem Jahr fiel der 4. Mai auf einen Sonntag. Ein superpassender Anlass, fand Pfarrer Samuel Dörr, zum Cosplay-Weltraum-Gottesdienst nach Bensberg einzuladen. Wookies, Jedi und sogar ein Sithlord mussten sich bei ihrem Eintritt in die evangelische Kirche entscheiden, ob sie der dunklen Seite der Macht den Vorzug gaben oder doch lieber Helden auf der hellen Seite sein wollten. Auf der dunklen Seite lockten verführerisch kleine Kekspackungen auf den Stühlen, manch einer entschied sich also doch für die Knabberei und wechselte erst nach dem Segen wieder ins Licht.

Ein mit dem Kopf wackelnder Mandalorian hielt einen winzigen Grogu im Arm. Auch Miniatur-Stormtrooper schauten grimmig, vor dem Altar platziert, in die Runde. Der große, an der Kirchendecke befestigte, Millennium Falke zog ebenfalls die Blicke auf sich. Kindergartenleiterin Silke Geißler hatte Han Solos Raumschiff nachgebaut, nachdem Pfarrer Samuel Dörr sie zunächst mit dem Satz „Ich brauche einen Todesstern“ ins Schwitzen gebracht hatte. Pfarrer Dörr lacht, als er sich daran erinnert, sie im letzten Spätsommer mit dieser eher ungewöhnlichen Bitte angesprochen zu haben: „Als sie hörte, dass sie ein halbes Jahr Vorlauf hat, war sie schnell deutlich entspannter und bat darum, lieber das Raumschiff zu bauen. Und das ist ja nun auch richtig toll geworden.“

„Gottesdienst in einer weit entfernten Galaxie“

Die Presbyterin war als Wookie verkleidet, schlüpfte mit viel Spaß in ihre Rolle und lud bei ihrer Begrüßung zu „einem Gottesdienst in einer weit entfernten Galaxie und doch mitten im Leben“ ein. Sie erklärte zu Beginn einer außergewöhnlichen Stunde voller Licht und Hoffnung: „Ich freue mich, dass wir Kirche heute mal ein bisschen anders interpretieren und vielleicht so neue Zielgruppen erreichen.“

Richtig beeindruckend wurde es, als Organist Johannes Lange zu Beginn und zum Ende des Gottesdienstes die Titelmelodie der Filme erklingen ließ. Der Fan der orchestralen Kompositionen von Musiker John Williams hatte sich extra die Star Wars-Orgelpartitur besorgt und vorab fleißig geübt. Lachend berichtete er, das habe ihm viel Freude gemacht. Den Zuhörenden hatten die epischen Klänge offensichtlich auch gut gefallen, denn an Beifall und Lob wurde nicht gespart. „Es hat mich sehr beeindruckt, dass Johannes sich extra für diesen Gottesdienst diese große Mühe gemacht hat“, freute sich auch der Pfarrer.

Eindrucksvoller Kampf zwischen den Stuhlreihen mit Lichtschwert

Pfarrer Samuel Dörr hatte sich selbst für diesen Vormittag in Obi Wan Kesamuel verwandelt und seine vier Kinder als Padawane, das sind Schüler eines Jedi-Meisters, mitgebracht. Er kämpfte zwischen den Stuhlreihen eindrucksvoll mit seinem Lichtschwert gegen den bösen Sith Lord Samuel Lube, den die Jüngeren in der Gemeinde eigentlich aus der Jugendarbeit kennen.

„Möge die Macht Gottes mit euch sein“

Dass das Gute letztlich gewinnt, das ist nicht nur bei Star Wars so. „Möge die Macht Gottes mit euch sein“, wünschte Samuel Dörr den Anwesenden in der Predigt und sprach von der Ambivalenz jedes Menschen. Denn in uns allen gibt es Licht und Dunkelheit, Verletzungen und Vergebung: „Das Gute zu wählen, das ist der mutige Weg. Schon ,Jedi-Meister‘ Paulus hat davon gesprochen, das Böse mit Gutem zu überwinden.“ Konkret bedeute das, immer wieder dafür zu kämpfen, sich nicht selbst zu verlieren, sich nicht von den Einflüsterungen der Dunkelheit vereinnahmen zu lassen. Denn schon Jedi-Meister Yoda wusste: „Furcht wird zu Wut, Wut führt zu Hass und Hass zu unermesslichem Leid.“ Das Gute zu wählen, bedeutet, sich in seiner Einzigartigkeit anzunehmen, die Hoffnung zu bewahren und sich von Gott halten und umarmen zu lassen. „Wir sollten zu Rebellen der Liebe werden“, nahm Pfarrer Dörr letztlich wieder Bezug auf den Kampf von Gut gegen Böse in Star Wars. Denn dort macht sich die Rebellen-Allianz gemeinschaftlich auf, um das repressive Imperium zu besiegen. „Im Miteinander können wir das Böse überwinden“, ist der Pfarrer überzeugt.

Dieses mutmachende Miteinander kann im Übrigen manchmal ganz unverhofft entstehen. So erzählt Samuel Dörr von einer Begegnung nach dem Gottesdienst. Eine ältere Dame sprach ihn an und berichtete, sie habe eigentlich keine Lust auf einen Gottesdienst mit Verkleidung, „Hokuspokus“ und Motto gehabt, dann aber doch teilgenommen und sei positiv überrascht worden. „Sie hat mir gesagt, dass sie die Atmosphäre sehr besonders fand und gerne wiederkommt, wenn es wieder einen solchen Gottesdienst gibt.“

Gottesdienst mit Harry Potter?

Der nächste Gottesdienst dieser Art ist schon angedacht. Er könnte sich im kommenden Frühjahr wohlmöglich um Zauberschüler Harry Potter drehen, wie Samuel Dörr jetzt schon verrät.

Text: Katja Pohl
Foto(s): Matthias Pohl

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