Musikalisches Fest zum Abschied: Andreas Meisner verabschiedet sich nach 40 Jahren vom Altenberger Dom
Vier Jahrzehnte lang prägte Kirchenmusikdirektor Andreas Meisner als Domorganist die Musik der evangelischen Domgemeinde Altenberg. Er begeisterte als Dirigent der Domkantorei mit Aufführungen großer Oratorien, lud Musikschaffende zu Konzerten ein und konzertierte selbst unter anderem in Frankreich, Italien, England oder Norwegen. Nun nahm der Organist seinen Abschied – schweren Herzens, wie er bei der großen Musiknacht im bis auf den letzten Platz besetzten, von der Sonne überstrahlten Altenberger Dom verriet. „Andreas Meisner & Friends“ war das mehr als dreistündige Konzert überschrieben.
Es markierte den Abschluss eines ganzen Prozesses des Abschiednehmens, der im Grunde schon Ende vergangenen Jahres begann. Denn im Dezember dirigierte der Musiker als Leiter der Domkantorei zum letzten Mal das Bach‘sche Weihnachtsoratorium, das vor sage und schreibe 50 Jahren zum ersten Mal von der Domkantorei in Altenberg aufgeführt wurde. Im Mai folgten ein Gottesdienst zur Verabschiedung und schließlich zwei ausverkaufte Aufführungen des Requiems von Giuseppe Verdi, bei denen das Publikum mit minutenlangem Applaus Chor, Orchester, aber vor allem auch das Wirken Meisners würdigte.
Musikalisches „Acht-Gänge-Menü“
Und nun eben die große Musiknacht, ein musikalisches „Acht-Gänge-Menü“ wie Andreas Meisner als Moderator ankündigte. Und nicht ein Gang dieses Gourmet-Menüs lag schwer im Magen – im Gegenteil. Auch wenn der Musiker aus seiner Wehmut durchaus keinen Hehl machte, war das Programm eine wunderbar stimmig-positive Mischung aus festlicher und luftiger Klassik, aus großem Blechbläserklang und zarten Flötentönen.
Harmonic Brass aus München war eingeladen worden und erfüllte Meisners Wunsch, Johann Sebastian Bachs Toccata d-Moll zu interpretieren. Das, was gemeinhin mit raumgreifender Orgelmusik in Verbindung gebracht wird, beeindruckte als Bläsersatz nicht minder. Und schon folgte der erste faszinierende Kontrapunkt. Susanne Ehrhardt ließ solo ihre Blockflöte trillern und jubilieren, interpretierte Jan van Eycks Engels Nachtigall mit hinreißend fröhlichem Gezwitscher.
Vierhändig und vierfüßig klangvoll
Wieder gab es einen Kontrapunkt – Andreas Meisner und Rolf Müller spielten das Allegro moderato aus Gustav Adolf Merkels Orgelsonate Nr. 1, op. 30 für zwei Organisten. Rolf Müller ist seit 2001 Domorganist in Altenberg, der katholische Kollege Meisners, der sich bei ihm für „20 wunderbare Jahre der Zusammenarbeit“ bedankte, bevor es vierhändig und vierfüßig klangvoll wurde. Meisner hatte vorab gesagt, das Stück sei eins der schwierigsten für vier Hände und vier Füße –bemerkbar machte sich das nicht, die beiden Organisten ließen perfekte Tonfolgen durch den Dom schweben.
Den Bogen zu den jährlichen Aufführungen des Weihnachtsoratoriums schlugen die Masterstudierenden der Barocktrompetenklasse der Hochschule für Musik und Tanz Köln unter der Leitung von Thibaud Robinne, der mehrfach die erste Trompete im Oratorium spielte. Auf historischen Trompeten brachte das Ensemble Barockmusik von Heinrich Ignaz Franz Biber zu Gehör, unterstützt von Margit Baranyai am Fagott sowie Paukistin Bärbel Hammer-Schäfer.
Ein bisschen quietschte es anschließend. Für Andreas Meisners Zusammenspiel mit Violinistin Gudrun Höbold, Konzertmeisterin des Consortium Musica Sacra Köln, musste der Spieltisch der Orgel, zum Amüsement der Gäste recht geräuschvoll, ein Stück gedreht werden, bevor das Duo die laut Meisner „griffige“ Sonate e-Moll von Carl Philipp Emanuel Bach spielte.
Töne wie edelster Samt
Töne wie edelster Samt erklangen im Anschluss: Hornist Stefan Fellhauer spielte im Duo mit dem Gastgeber Mozart und Donizetti. Und dann gab es nach dem Auftritt von Hannah Schlubeck an der Panflöte Zwischenapplaus und Bravorufe. Die Musikerin hatte mit dem rumänischen Ciocirlia eine lebhafte Lerche durch den Dom flattern lassen und musikalisch Frühlingsgefühle in den hohen, lichten Raum geholt. „Hannah Schlubeck muss man einmal live erlebt haben. Ich freue mich total über diese Musik“, erklärte der Domorganist begeistert und sprach damit den Zuhörenden aus der Seele.
Nach der zweiten Pause lag der Schwerpunkt erneut auf Musik des Barock. Als Quintett waren Eva Morsbach an der Traversflöte, Ina Stock an der Oboe, Martin Burkhardt am Violoncello und Tatjana Vorobjova am Cembalo zu hören. Solistisch traten Tatjana Vorobjova und Martin Burkhardt daran anschließend jeweils mit wunderbarer Abendmusik von Johann Sebastian Bach und Josef Rheinberger auf. Mit vier Stücken, darunter Maurice Ravels Bolero schloss sich der Kreis – Harmonic Brass und Andreas Meisner an der Orgel bildeten quasi das Dessert eines facettenreichen musikalischen Menüs zu Ehren und zum Abschied eines Domkantors, der sich und andere sicherlich auch weiterhin für Musik begeistern wird.
Text: Katja Pohl
Foto(s): Matthias Pohl
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