Antoniter Siedlungsgesellschaft: „Das Hauptproblem ist die Vereinsamung – viele rufen an, einfach nur um zu reden“
Herausforderungen, Chancen und Zukunftshoffnungen nach einem Jahr Pandemie – was bleibt, wenn das Virus geht? Wie hat sich die evangelische Immobilienwirtschaft entwickelt, was wurde angestoßen? Der Arbeitsalltag hat sich in vielen Bereichen verändert – doch einiges ist auch gleich geblieben.
Susanne Hermanns, Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bei der Antoniter Siedlungsgesellschaft mbH (ASG) im Ev. Kirchenverband Köln und Region, sagt: „Corona-bedingt mussten seit März 2020 alle Sprechstunden und Veranstaltungen in den Seniorenmietshäusern ausfallen.“ Ausflüge, Freizeiten, Kreativ-, Sport- und Tanzangebote wurden auf behördliche Anordnung hin abgesagt. „Unser Arbeitsalltag ist dennoch nicht neu“, sagt der Teamleiter des SoMa, Frank Nieder. Die Wohnungsbaugesellschaft hat das Sozialmanagement (SoMa) im Jahr 2004 ins Leben gerufen – mit aktuell drei Mitarbeitenden, die den Mieterinnen und Mietern in den Seniorenhäusern individuelle Unterstützung in allen Lebenslagen bieten: So wird durch vielfältige Gruppenaktivitäten im Quartier für soziale Einbindung, Gesundheit, Spaß, Wohlfühlatmosphäre und nicht zuletzt für ein selbstbestimmtes und selbständiges Leben in der eigenen Wohnung mit möglichst hoher Lebensqualität gesorgt. Die SoMa-Mitarbeitenden sind für die Bewohnerinnen und Bewohner der Seniorenhäuser nach wie vor, auch vor Ort, da. Wer Hilfe in behördlichen und anderen befristeten Angelegenheiten benötigt, kann sich an sie wenden.
Um das Risiko einer Ansteckung für Mitarbeitende und Mieterinnen und Mieter zu vermeiden, finden Beratungen soweit wie möglich telefonisch statt. In notwendigen Ausnahmefällen werden unter Einhaltung aller Hygiene- und Schutzmaßnahmen Hausbesuche gemacht.
Der Zeitaufwand für die individuellen Einzelberatungen habe sich allerdings erhöht, sagt Nieder. Was in einem Auge-zu-Auge-Gespräch bei gemeinsamer Durchsicht von Antragsformularen z. B. zur Grundsicherung gut und schnell zu klären sei, nehme am Telefon viel mehr Zeit in Anspruch – vor allem wenn es, wie häufig der Fall, auch sprachliche Barrieren gebe.
Hermanns berichtet: „Normalerweise haben die SoMa-Mitarbeitenden ein gemeinsames Büro in Köln-Höhenhaus. Den Vorgaben der ASG zufolge, dass derzeit pro Büro nur eine Person anwesend sein darf, arbeiten sie nun an verschiedenen Standorten in Köln, wo sich die Seniorenwohnanlagen der ASG befinden. Homeoffice ist zwar teilweise möglich, aber der Kontakt zu den Mietern muss persönlich bleiben. Videokonferenzen sind für die Arbeit des SoMa keine Alternative. Hier fehlt fast überall die technische Ausstattung und das Know-How bei den Seniorinnen und Senioren.“
Die Mitarbeiter werden nach Verbesserungsmöglichkeiten befragt
Die ASG-Geschäftsführung informiert ihre knapp 80 Mitarbeitenden regelmäßig in Rundschreiben zu Maßnahmen des Unternehmens hinsichtlich des Schutzes vor einer Ansteckung mit Covid-19. Seit Oktober 2020 arbeitet die Belegschaft in zwei Teams abwechselnd zwei Tage im Homeoffice und zwei Tage in der Geschäftsstelle. Jedes Büro darf nur mit einem Mitarbeitenden besetzt sein. Alle sind mit den entsprechenden technischen Mitteln zur Arbeit im Homeoffice ausgestattet.
Mithilfe von Mitarbeiterbefragungen wird überprüft, wo Verbesserungen notwendig sind. Mitarbeiter, die ihre Büros außerhalb der Geschäftsstelle haben – wie z.B. das SoMa-Team, Hausmeister, Mitarbeiter der Grube & Räther GmbH – dürfen die Hauptgeschäftsstelle des Unternehmens in der Kölner Südstadt nicht betreten. Die ASG stattet alle Mitarbeitenden mit Hygienemitteln und medizinischen oder FFP2-Masken aus. Im ganzen Haus sind Desinfektionsspender aufgestellt. Beim Betreten des Hauses müssen alle ihre Temperatur messen.
„Die Mitarbeitenden haben sich mit der aktuellen Situation arrangiert“, sagt Hermanns. „Vielen fehlt der Kontakt zu den Kolleginnen und Kollegen und das soziale Miteinander, das bei der ASG bei Firmenveranstaltungen wie Betriebsausflügen, Teamcoachings oder Weihnachtsfeiern einen hohen Stellenwert hat.“
Auch das Team des SoMa vermisst den kontinuierlichen kollegialen Austausch untereinander. „Wir telefonieren zwar oft miteinander und schreiben uns E-Mails, aber der direkte persönliche Kontakt hat eine andere Qualität“, sagt Heike Kohr vom SoMa-Team. „Man bekommt mehr von der Arbeit des anderen mit, wenn man sich am Schreibtisch gegenübersitzt.“ Viele Fragen seien auf dem kurzen Dienstweg schnell beantwortet und die gemeinsame Suche nach Lösungen effektiver.
„Da sich inhaltlich an der Arbeit des SoMa durch die Pandemie nicht viel geändert hat, hofft das Team, dass man vor allem, was die Gewichtung der Arbeitsbereiche betrifft, wieder zur Normalität zurückkehren kann“, sagt Hermanns. Das bedeutet, Beratung kann wieder im persönlichen Kontakt stattfinden und Veranstaltungen können wieder angeboten werden. „Beim Neustart wird von Seiten des SoMa voraussichtlich in dem ein oder anderen Haus viel Arbeit notwendig sein“, sagt Nieder.
Auf der anderen Seite weiß aber seine Kollegin, dass viele Mieterinnen und Mieter die sozialen Kontakte schmerzlich vermissen und bereits „mit den Hufen scharren“, dass es wieder los geht mit gemeinsamen Mahlzeiten, Jahreszeitenfeiern, Ausflügen und mehr. Wichtig sei es jetzt, den Kontakt zu den Mieterinnen und Mietern so gut wie möglich und Coronakonform aufrecht zu erhalten. Je länger die Krise dauere, desto mehr spüre man, wie gerade die älteren Menschen darunter leiden. Das Hauptproblem sei die Vereinsamung, was dazu führe, dass viele anrufen, einfach nur um zu reden.
Mehr Infos:
Die Antoniter Siedlungsgesellschaft mbH (ASG) ist das Wohnungsbauunternehmen der Evangelischen Kirche in Köln und Region. Sie verfügt über mehr als 1700 Wohnungen in Köln und Umgebung, davon über 700 Seniorenwohnungen und vier Demenz-WGs sowie Wohngruppen für ehemals obdachlose Menschen, für Menschen mit Behinderung oder aus schwierigen Verhältnissen, Mutter-Kind-Gruppen sowie Frauen mit häuslicher Gewalterfahrung.
Text: Susanne Hermanns/APK
Foto(s): APK
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