„Der Herr ist an dieser Stätte, und ich wusste es nicht“ – Traditioneller Gottesdienst zum Schulanfang nach den Sommerferien in der Kartäuserkirche

Der stellvertretende Stadtsuperintendent sprach am Ende aus, was wohl alle dachten: „Hoffen wir, dass es bald ein Ende hat mit den Zollstöcken und den Masken“, sagte Pfarrer Markus Zimmermann während des traditionellen Gottesdienstes zum Schulanfang nach den Sommerferien in der Kartäuserkirche.

Gottesdienst zum Schulanfang

Das Schulreferat und das Pfarramt für Berufskollegs hatten eingeladen. Das Motto für den Gottesdienst lautete „Der Herr ist an dieser Stätte, und ich wusste es nicht“ aus Genesis 28,16b. Natürlich spielte auch bei dieser Feier das Corona-Virus eine bedeutende Rolle. Äußerlich, weil immer nur zwei Gäste pro Kirchenbank zugelassen waren und eine Bankreihe immer frei blieb. Und auch thematisch.

Und da kam wieder der Zollstock ins Spiel, der bei den Impulsvorträgen eine wichtige Rolle spielte. Beim Vortrag von Carmen Schmitt und Dr. Rainer Lemaire symbolisierte er den gebotenen Abstand, den es einzuhalten gilt. „Wir freuen uns auf unsere Schülerinnen und Schüler, aber wir haben auch ein mulmiges Gefühl, wie das alles werden soll“, begann Dr. Lemaire.

1,50 Meter Abstand

„Ein kleines Virus bringt die Produktion in unserer Autoindustrie zum Erliegen und unsere High-Tech-Medizin an ihre Grenzen. Erstmals wird die Sitzordnung in den Schulklassen nicht von den Pädagogen und dem Sozialgefüge bestimmt.“ 1,50 Meter Abstand gäben einem das „kleine Gefühl“ von Kontrolle. 1,50 Meter Abstand könnten einen aber auch ganz schön erschrecken. „Wer hätte gedacht, wie sehr wir die Nähe von anderen brauchen“, ergänzte Carmen Schmitt. Echte Begegnungen mit Arbeitskollegen zum Beispiel. 1,50 Meter Abstand könnten zwei Körper trennen, aber niemals die Herzenswärme.

Dr. Lemaire warf noch mal einen Blick zurück. „Abschlussfeiern sind genauso ausgefallen wie Abi-Rituale. Viertklässler mussten auf Abstand Tschüss sagen. Erstklässler werden auch nicht begrüßt, wie sonst.“ Aber Abstand und Nähe müssten sich nicht ausschließen. „Wir müssen üben und lernen, unsere Verbundenheit auf Abstand zusammenzudenken. Distanz und Nähe zugleich leben und vorleben.“

Himmelsleiter

Pfarrer Jost Klausmeier-Sass faltete aus dem Zollstock eine Leiter, eine Himmelsleiter, und verknüpfte die mit der Geschichte von Jakob, der sich von Beerscheba nach Haran auf den Weg gemacht hatte und nachts von einer Leiter geträumt hatte, „die rührte mit der Spitze an den Himmel, und siehe, die Engel Gottes stiegen daran auf und nieder“.

Am Ende dieser Geschichte aus dem Buch Genesis spricht Jakob dann den Satz, der dem Gottesdienst als Motto diente: „Der Herr ist an dieser Stätte, und ich wusste es nicht.“ „Was ist das für eine Sehnsuchtsgeschichte? Diese Sehnsucht des Jakob nach den Engeln“, fragte Klausmeier-Sass. „Ich bin mit dir, ich werde dich schützen“, verspreche Gott dem Jakob, der auch von seiner Heimkehr träumt. „Wie oft gibt uns die Himmelsleiter die Zuversicht, dass Gott am oberen Ende steht und uns Schutz zusagt?“ Und: „Wie oft sehen wir Gott nicht, wenn die Krisen groß sind und der Alltag grau ist?“

Dach

Markus Zimmermann faltete den Zollstock zu einem Dach. „Möge Gott uns beschützen.“ Auch der Superintendent stellte Fragen. „Wo ist Gott? Wo erfahren wir seinen Segen?“ Zimmermann wusste die Antwort. „Hier sitzen gesegnete Menschen. Sie sind ein Segen. In diesen Zeiten sind Sie besonders wichtig. Sie bringen den Segen in die Schulen“, wandte er sich an die zahlreichen Lehrer und Lehrerinnen in der Kartäuserkirche.

Der Glaube sei keine Schönwetterbotschaft. Zimmermann lobte die Kreativität, die viele Lehrerinnen und Lehrer in Sachen Digitales an den Tag gelegt hätten, aber auch einzelnen Schülerinnen und Schülern nachgegangen seien, die verloren zu gehen drohten.

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann

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