Diakonin Jutta Unterbusch zur Prädikantin ordiniert

Der feierliche Rahmen war hervorragend gegeben, als Diakonin Jutta Unterbusch in Begleitung  von Pfarrerin Andrea Vogel, Superintendentin des Evangelischen Kirchenkreises Köln-rechtsrheinisch, am Ende des Menschenzugs in die zwischen 1959 und 1961 erbaute Heilig-Geist-Kirche in Bergisch Gladbach-Hand einzog. Sie stand im Mittelpunkt des mit Klängen von Oboe und Orgel eröffneten (und später auch geschlossenen) Gottesdienstes, denn nur wenige Momente trennten sie noch von der Ordination zur Prädikantin der Gemeinde.

Bevor der gemeindeeigene Chor „Cantanova“ das geistliche Lied „Make my day“ anstimmte, begrüßte Pfarrer Carsten Bierei die Anwesenden, unter denen sich natürlich auch zahlreiche Freunde, Bekannte und Verwandte der 50-jährigen Hauptprotagonistin befanden. „Ein Stück weit erfüllt sich heute die große Mission, und schön, dass Ihr, liebe Brüder und Schwestern, heute alle hier seid zur Ordinationsfeier.“

Unorthodoxer Werdegang

Jutta Unterbuschs kirchliche Karriere umfasst eine eher ungewöhnliche Historie. „Mein erster Gang zum Abendmahl war bei der Taufe meiner Tochter, als ich 25 Jahre alt war. Sonst war ich nur Weihnachten in der Kirche und bei meiner Hochzeit. Ansonsten habe ich sie aufgrund negativer Erlebnisse während meines Konfirmandenunterrichts gemieden, in dem mir damals ein beängstigendes Gottesbild vermittelt wurde“, räumt die Mutter von zwei, inzwischen erwachsenen Kindern ein.

Als der damalige Pfarrer nach der Taufe ihre Bereitschaft zur Übernahme einer integrativen Spielgruppe abfragte und eine Bekannte ihre Kinder zum Kindergottesdienst einlud, wurde indes die Basis für einen Neustart gelegt. „Nachdem ich die Kinder bei ihr abgegeben hatte, bin ich rüber in die Kirche und wollte eigentlich nur die Ruhe und kurze Auszeit genießen. Dann habe ich aber gemerkt, dass sehr viele Antworten auf Fragen kamen, die ich so für mich noch nicht gestellt hatte. Dabei fühlte ich mich unheimlich aufgehoben, und schon bald taten sich weitere neue Türen für mich auf.“ So wirkte sie später gerne in der Bücherei mit, übernahm weitere Spielgruppen wie auch eine Frauengruppe und hielt die Mittwochs-Andachten im angeschlossenen Kindergarten. „Während dieser Zeit, meinen neuen Glauben auf Drei- bis Sechsjährige ´herunterzubrechen´, habe ich viel auch über mich gelernt.“

Schon bald engagierte sich Jutta Unterbusch im Gemeindebüro, führte Bürotätigkeiten aus und bereitete die sonntäglichen Gottesdienste vor. Schließlich erfolgte eine Anstellung als Gemeindehelferin, bei der sie sich seitdem um die Besuchsdienste kümmert. „Hierfür benötigte ich eine Fortbildung, denn ich musste lernen, mich besser abzugrenzen, was mir zunächst sehr schwer fiel. Dabei hat man mir dann zur Diakonen-Ausbildung, die ich 2017 beendete, geraten, der sich letztlich der Ordinationskurs anschloss.“

Verspäteter Ausbildungsstart

Bevor dieser mit der Überreichung der Urkunde seinen krönenden Abschluss finden sollte, wandte sich Superintendentin Andrea Vogel an die Gottesdienstbesucher und verlas den entsprechenden Text. „Sie wird ihren Dienst als Prädikantin in dieser Gemeinde wahrnehmen und hat sich bereiterklärt, sich auf die in unserer Kirche geltenden Bekenntnisgrundlagen zu verpflichten. Das bedeutet, dass sie bereit ist, das Evangelium zu verkündigen, wie es grundlegend bezeugt ist in der heiligen Schrift des Alten und Neuen Testaments“, schickte die Superintendentin weiterhin in ihrer Ansprache voraus.

Bereits im September 2017 stellte das Presbyterium der Gemeinde den Antrag auf Unterbuschs Ausbildung zur Prädikantin, mit der ihr das Recht zugesprochen wird, kirchliche Amtshandlungen ausführen und Gottesdienste leiten zu können. Doch erst im November 2020 konnte die aufgrund ihrer anderen kirchlichen Tätigkeit verkürzte Ausbildung beginnen.

Gott als Quelle

Wie im Einsegnungsspruch bei ihrer Diakonen-Ausbildung erkor die Diakonin für ihre Ordination einen Psalmvers, der Gott als Quelle (Psalm 36, Vers 10) versinnbildlicht. Superintendentin Vogel zog hieraus ihre Schlüsse. „Wir alle suchen doch immer wieder nach Quellen, die uns neue Kraft schenken und die uns forttragen können. Sie werden gesucht werden müssen, wenn wir sie benötigen. Das ist auch ein Teil unserer Aufgaben: Zu spüren, welche neue oder tragende Quellen es gibt und jemandem hierfür die Augen zu öffnen.“

Kurz darauf war es soweit, und Andrea Vogel fragte Jutta Unterbusch, ob sie bereit sei, das Amt zu übernehmen, was sie gerne mit dem Bekenntnis „Ja, mit Gottes Hilfe“ bekräftigte. Nachdem auch die versammelte Gemeinde ihren Willen bekundet hatte, sie als Prädikantin anzunehmen, waren Gemeindemitglieder, Angehörige und weitere Personen eingeladen, eigene Worte an die neue Gemeinde-Prädikantin zu richten und ihr durch Handauf- respektive -anlegung gute Wünsche für ihre neue Aufgabe auf den Weg zu geben. Hiervon machten zahlreiche Personen gerne Gebrauch.

Die biblische Rolle der Frau

Jutta Unterbusch ist bestrebt, sich in zukünftigen Gottesdiensten auch den ihr wichtigen Themen Nachhaltigkeit sowie dem Umgang mit der Schöpfung als Gottes Geschenk widmen zu können. Reizvoll findet sie auch die Rolle der Frau. „Bei meiner Examensarbeit für die Diakonen-Ausbildung beschäftigte ich mich mit dem Thema ´Ämter im Neuen Testament´, wobei ich den Fokus auf die Rolle der Frau gelegt habe. Es ist faszinierend, dass die Bibel, die in einer absolut patriarchalen Welt geschrieben wurde, der Frau einen so großen Raum einräumt. Und eine meiner Gruppen, die ich betreue, wünscht sich, das Bild und die Aufgabe der Frauen in der Bibel noch genauer zu betrachten. Das könnte sehr spannend werden.“ Ansonsten möchte sie sich für ihre Predigten gerne an der Perikopenordnung orientieren. „Da ergibt sich automatisch immer ein Thema und ganz oft auch etwas, auf dass ich selbst nicht drauf gekommen wäre.“

Text: Holger Hoeck
Foto(s): Holger Hoeck

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