„Die Kirche als Ort der lebendigen, reichen Vielfalt wahrnehmbar machen“

Pfarrerin Miriam Haseleu wurde als nebenamtliches Mitglied in die Kirchenleitung gewählt

Als Anwältin der Menschen versteht sich Pfarrerin Miriam Haseleu. Als Teil einer Kirche, die bunt, vielfältig und lebendig ist. Einer Kirche, die Seelsorge bietet, die trägt und, die sich im Idealfall um eine Balance von Bewahren und Verändern bemüht.

Im Januar wählten die Synodalen sie im Zuge der digital durchgeführten Landessynode zum nebenamtlichen Mitglied der Kirchenleitung. In ihr Amt eingeführt wird die stellvertretende Superintendentin des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Mitte, seit 2015 Pfarrerin an der Lutherkirche in Köln-Nippes, in der Düsseldorfer Johanneskirche an diesem Wochenende. Der WDR überträgt den Festgottesdienst, in der auch der neue Präses, Dr. Thorsten Latzel, in sein Amt eingeführt wird, am Samstag, 20. März, von 11 bis 12 Uhr.

Eine Kirche, in der sich Menschen zu Hause fühlen

Pfarrerin wurde die 40-Jährige, weil sie sich für eine diverse, solidarische Gesellschaft einsetzen will. Sie möchte die Rolle der Kirche mit all ihren Angeboten wahrnehmbar machen, für die Menschen sprechen, die am Rand stehen und zeigen, dass Kirche nach wie vor gesellschaftlich relevant ist. „Natürlich weiß ich um den Vertrauensverlust der Menschen und die hohe Zahl der Kirchenaustritte. Doch genau darum müssen wir eine Kirche bieten, in der Menschen sich zu Hause fühlen. Wir müssen Themen aus der Mitte der Gesellschaft im Blick haben und klar äußern, wofür wir stehen.“ Menschen, die sich nach Gemeinschaft sehnen oder auf Sinnsuche sind, müssten einen Platz in der Kirche finden, ist die Theologin überzeugt.

Schwerpunkte ihrer Arbeit sind Themen wie Transkultur, also eine Verknüpfung der Kulturen, und Migration, das Netzwerken und das Verändern der Institution Kirche hin zu einem Ort, der von ganz unterschiedlichen Menschen mit ebenso unterschiedlichen Stärken, Kräften und Energien getragen wird. „Ich hoffe, dass wir Menschen begeistern können, dass wir Halt geben, aber auch in der Lage sind, flexibel auf Veränderungen und Impulse von außen zu reagieren.“ Eine ausschließlich bewahrende Haltung sei nicht zukunftsfähig, ist Miriam Haseleu überzeugt. „Die Balance ist wichtig.“ Einen bunten Sozialraum gemeinsam gestalten – so beschreibt die Pfarrerin ihren Wunsch für eine Kirche, die sich den aktuellen Herausforderungen gewachsen sieht und optimistisch in Zukunft blickt.

Migration und Konfirmandenarbeit

Miriam Haseleu eine der beiden Sprecherinnen des Runden Tisches für Flüchtlingsfragen der Stadt Köln und Initiatorin eines Projektes innerhalb der Arbeit mit Geflüchteten, des seit 2016 bestehenden „WiNHaus International“, eines Ortes der Begegnung für Geflüchtete und Kölner. Sie engagiert sich zudem als Vorsitzende des Arbeitskreises Migration im Evangelischen Kirchenverband Köln und Region sowie als Synodalbeauftragte für Migration im Kirchenkreis Köln-Mitte.

Im Konfirmandenunterricht in Bonn-Beuel kam die Theologin zum ersten Mal intensiv mit Kirche und Glauben in Kontakt. Sie engagierte sich nach ihrer Konfirmation selbst als Teamerin im Konfirmandenunterricht und war wenige Jahre später, im Alter von 19, das jüngste Mitglied des Presbyteriums ihrer Gemeinde, bevor sie in die Kreissynode gewählt wurde. Miriam Haseleu organisierte Jugendbegegnungen und brachte sich in die Offene Tür-Arbeit ein, um Jugendlichen „gute Orte der Begegnung zu schenken“, um Ansprechpartner für die Sorgen der jungen Menschen zu sein.

Profil und Professionalität

Der Wechsel von der praktischen und kreativen Mitgestaltung des Gemeindelebens in die theoretischen Herausforderungen eines Theologie-Studiums in Bonn, Berlin, Prag und Wuppertal fiel ihr leicht, berichtet sie: „Ich mag dieses Zusammenspiel von Praxis und Theorie.“ Ähnlich sieht sie nun auch ihre Arbeit in den kommenden acht Jahren als Mitglied der Kirchenleitung. „Die nebenamtlichen Mitglieder steuern immer ihren Praxisbezug bei. Das finde ich bereichernd und spannend.“ Was sie in das 15-köpfige Gremium der Kirchenleitung an Impulsen einbringen möchte, sind ein urbanes Gemeindebild, das sich aus ihren Erfahrungen in Nippes speist, die Erfahrungen in der Kinder- und Familienarbeit und die Netzwerkarbeit.

Den Synodalen aus 37 Kirchenkreisen, die sie mit 104 Stimmen wählten, stellte sie sich so vor: „Ich möchte an der Vision einer Kirche mitarbeiten, die genug Profil und Professionalität hat, um regional mit Schwerpunkten wirksam zu bleiben und die zugleich so gut interdisziplinär vernetzt ist, dass sie eine gesellschaftliche Säule bleiben und die Stimme für Entrechtete und für Nachhaltigkeit sein kann.“

Text: Katja Pohl
Foto(s): Miriam Haseleu

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