Ein Kloster wird evangelisch – Die Kartäuserkirche ist Archivale des Monats
Die Kartäuserkirche in der Kartäusergasse in der Südstadt ist vielen Kölnerinnen und Kölnern bekannt. Sie ist ein evangelisches Gotteshaus. Doch das war nicht immer so. Ursprünglich war das Gebiet um die Kirche herum ein Kloster. Darin wohnten seit 1334 Kartäusermönche. Das Klostergelände erstreckte sich von der Kartäusergasse, dem Kartäuserwall und dem Kartäuserhof bis zur Ulrichpforte.
Kartäuserorden
Bis 1794 entwickelte sich, nach ersten Schwierigkeiten, diese mit 23 Brüdern zur größten Niederlassung des Kartäuserordens in Deutschland und besaß eine ansehnliche Bibliothek. Am 6. Oktober 1794 marschierten französische Truppen in Köln ein. Für die Kartäusermönche bedeutete dies den Abschied von ihrem Kloster. Am 23.10.1794 erhielt der damalige Prior Martin Firmenich (1783-1794) eine Nachricht, dass das Kloster zu verlassen sei, da dieses als Militärlazarett benötigt. Die Mönche versuchten viele Schätze mitzunehmen und so zu bewahren. Notverkäufe, Plünderungen und Zerstörungen haben die Klosterschätze verstreut. Die Mönche kamen bis zur Auflösung aller Klöster und Stifte 1802 in einer Notunterkunft in der Martinstraße unter und suchten sich von dort alternative Beschäftigungsfelder.
Lazarett
Die Benutzung als Lazarett rettete die Gebäude der ehemaligen Klosteranlage vor der Zerstörung. Nach dem Sieg gegen Napoleon und der Neuordnung auf dem Wiener Kongress wurde das Rheinland preußische Provinz. 1816 ging die Kartause in Besitz des preußischen Militärfiskus über. Während dieser Zeit erlebte das ehemalige Kloster viele Veränderungen. Während das Bruderhaus weiterhin als Lazarett benutzt wurde, fungierten Teile des Kreuzganges als Waschküche und Kirche sowie Kapitelhaus als Artilleriedepot, Pferdestall und Baracke. Altäre verschwanden und Kirchenfenster wurden nach Bedarf zugemauert und/oder neu ins Mauerwerk gebrochen.
Kartäuserkirche
Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges änderte sich die Situation nicht. 1921 definiert einen Wendepunkt. Die katholische Kirche forderte nach dem Verschwinden der preußischen Garnisonen aus Köln, die Kirche St. Pantaleon, die seit 1818 Protestanten als Gotteshaus und als Garnisonskirche diente, vom Kriegsministerium zurück. Dieser Forderung wurde durch Erlass des Ministeriums für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung (11.10.1921) stattgegeben. Als Ausgleich sollte die evangelische Gemeinde zunächst einen hohen Geldbetrag erhalten. Dies wurde jedoch aufgrund der beginnenden Inflation abgelehnt. Stattdessen wurde der Gemeinde das ehemalige Kartäusergelände angeboten. Sieben Jahre dauerten die Umbauarbeiten und am 16.09.1927 konnte die wiederhergestellte Kartäuserkirche geweiht werden. In das ehemalige Bruderhaus zog das städtische Finanzamt ein.
Am 2. März 1945 wurden die Kirche, das Kapitelhaus, Kreuzgänge und Priorat durch Fliegerangriffe zerstört. Auch das Bruderhaus war stark beschädigt. Im August 1945 bis 1953 wurden Teile der alten Klostergebäude wiederaufgebaut.
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Text: Stefanie Sternemann
Foto(s): Stefanie Sternemann (Bestand der Gemeinde Köln 71-4/0)
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