Ein Ort des Friedens und der Gemeinschaft: 50 Jahre Friedenskirche in Porz-Urbach
„Das Haus ist voll!“, freute sich Pfarrer Dirk Vanhauer. Seit 50 Jahren ist die von dem Architekten Hans Bücher geplante Friedenskirche in Porz-Urbach nun schon ein Ort der Gemeinschaft und der Begegnung mit Gott. Den „runden Geburtstag“ ihrer Kirche feierte die Gemeinde mit einem Festgottesdienst, der von Ketil Hausgard an der Orgel, einem kleinem Ensemble des Blasorchesters (Leitung: Udo Dietz) sowie Sängerinnen und Sängern aus den Chören (Leitung: Leonard Klimpke) musikalisch gestaltet wurde.
Vanhauer dankte dem Vorbereitungsteam und den Musiker und Musikerinnen. Außerdem verriet er bereits bei der Begrüßung, dass die Lesung aus jener Bibel erfolgen würde, die Bundespräsident Gustav Heinemann der Gemeinde am 4. November 1973 geschenkt hatte. Jugendmitarbeiterin Brigitte Geertz gab einen kurzen Einblick in die Vorbereitungen, die mit der Rekrutierung eines (altersmäßig gut durchmischten) Teams begannen.
Auf einer gelungenen Geburtstagsfeier dürfen natürlich kleine Überraschungen nicht fehlen – und die gab es dann auch in Form eines instrumentalen Geburtstagsständchens und 50 Muffins, die im Anschluss an den Gottesdienst verspeist werden durften.
„Was verbinden Sie mit der Friedenskirche?“
Im Vorfeld waren die Gemeindeglieder dazu aufgerufen, per E-Mail auf die Frage zu antworten: „Was verbinden Sie mit der Friedenskirche?“ Aus den zum Teil sehr persönlichen Antworten wurde während des Gottesdienstes in anonymisierter Form zitiert. Sehr oft waren es schöne Erinnerungen an die Taufen oder Konfirmationen der Kinder, die die E-Mail-Schreibende bewegten, die Jugenddisko fand auffallend oft Erwähnung und scheint für eine ganze Generation ein prägender Ort gewesen zu sein. Eine Dame berichtete, als ihr Mann verstorben sei, sei Pfarrer Vanhauer der letzte Mensch gewesen, mit dem er gesprochen habe. In der Trauer habe sie sich gehalten und aufgefangen gefühlt im Netzwerk der Gemeinde – „Netzwerk? Eher eine große Familie!“
In einem Interview mit einigen Konfirmanden und Konfirmandinnen musste Pfarrer Dirk Vanhauer sein Wissen über die Friedenskirche unter Beweis stellen und zeigte sich gut vorbereitet. So wusste er, dass die Friedenskirche ihren Namen der nahegelegenen Friedensstraße verdankt, dass vor ihm drei Pfarrer dort Dienst taten, die Altarbibel ein Geschenk des damaligen Bundespräsidenten Gustav Heinemann war und dass der Glockenturm nachträglich (im Jahr 1986) errichtet wurde. Vanhauer konnte sogar die Inschriften der drei Glocken („Friede auf Erden!“, „Meinen Frieden gebe ich euch“ und „Selig sind die Friedfertigen“) zitieren. Aufzuzählen, wer vor 50 Jahren in der Friedenskirche gearbeitet hat, hätte allerdings den Rahmen des Gottesdienstes gesprengt. Auf die Frage, ob er glaube, dass es die Friedenskirche auch in 50 Jahren noch geben werde, gab es natürlich nur eine Antwort: ein klares, zuversichtliches „Ja!“
Wegbeschreibung? – „Da, wo der Netto ist“
Für seine Predigt hatte sich Dirk Vanhauer mit Epheser 14 a. 17 – 22 jenen Text ausgesucht, aus dem die Widmung auf der ersten Seite der Altarbibel stammt: „Und er ist gekommen und hat im Evangelium Frieden verkündigt euch, die ihr fern wart, und Frieden denen, die nahe waren.“ Vanhauer beschrieb die Friedenskirche als ein „Haus der Begegnung“. Ein wenig stolz könne man schon sein auf diese 50-jährige Erfolgsgeschichte, an der die Pfarrer als „Impulsgeber und Mediatoren“ beteiligt gewesen seien. Vanhauer schwärmte von den vielen Räumen, um die die Gemeinde von Gästen stets beneidet werde und gab zu, dass es eher ein schlichtes Gebäude sei, ganz im Geist der 70er Jahre, „nicht als anerkannte Predigtstätte erkennbar“. Bewährt habe sich da bei Wegbeschreibungen der kurze Hinweis „da, wo der Netto ist“. Dennoch sei die Friedenskirche eine „einladende Kirche“ und das sei das Ergebnis eines Entwicklungsprozesses. Hier könne man den Gottesdienst als „Stunde innerer Ruhe“ erleben.
Das plötzlich einsetzende Glockengeläut nahm Vanhauer zum Anlass, seine ursprünglich vorbereitete Predigt zu raffen. Er ging noch einmal auf den Namen der Friedenskirche ein und erinnerte daran, dass Bundespräsident Heinemann seine Partei, die CDU, verlassen habe und aus Protest gegen die Wiederbewaffnung in die SPD eingetreten sei. Mit Verweis auf die Widmung in der Altarbibel fragte er: „Wie hören wir diesen Zuspruch?“ „Wir können Frieden machen!“, setzte Vanhauer der aktuellen politischen Weltlage entgegen und erklärte, dass das nicht bedeute, Konflikte unter den Teppich zu kehren. Die entscheidende Frage laute: „Wie kannst du mit denen, die dir nahestehen, gemeinsame Wege finden?“ Die Friedenskirche sei „ein Haus des Friedens“, denn: „Gott ist unser Friede!“
Nach dem Gottesdienst war dann nicht nur Gelegenheit, die „Jugendetage“ dieses Hauses zu erkunden, sondern auch, bei Suppe und Getränken in Erinnerungen aus 50 Jahren Friedenskirche zu schwelgen.
Text: Priska Mielke
Foto(s): Priska Mielke
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