Ein Zeichen setzen gegen Gewalt an Frauen: 121 Schuhpaare erinnern an Femizide

Jede dritte Frau in Deutschland (also mehr als 12 Millionen Frauen) erlebt mindestens einmal im Leben körperliche und/oder sexuelle Gewalt. An jedem dritten Tag wird in Deutschland eine Frau ermordet – nur weil sie eine Frau ist. In der Zeit zwischen dem Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen (25. November) und dem Internationalen Tag der Menschenrechte am 10. Dezember machen sollen die Orange Days dieses Thema enttabuisieren und in die Stadtgesellschaft tragen.

Bilder der orange erleuchteten Kartäuserkirche.

Auch in Köln finden im Rahmen der Orange Days zahlreiche Aktionen und Veranstaltungen statt. Den Auftakt bildeten 121 Paar orange gefärbte Schuhpaare am Bierbrunnen an der Antoniterkirche – eines für jeden der 113 Femizide in Deutschland (sowie acht weitere Morde im Zusammenhang mit Partnergewalt) im Jahr 2021. Außerdem konnten sich die Passant*innen zwischen 15 und 18 Uhr an einem Infostand mit Flyern und Broschüren zum Thema „Gewalt an Frauen und Mädchen“ versorgen, sich über konkrete Hilfsangebote informieren oder mit engagierten Frauen ins Gespräch kommen. Zwei (von insgesamt fünf) orangefarbenen Bänken, gefertigt vom Kölner Handwerkerinnenhaus, luden nicht nur zu einer kurzen Shopping-Pause ein, sondern wiesen auch auf sexualisierte Gewalt und Femizide hin. Organisiert wurde der weithin sichtbare „Stolperstein“ inmitten des Trubels auf Deutschlands meitstfrequentierter Einkaufsstraße vom Kölner Arbeitskreis gegen Gewalt an Frauen, dem Amt für Gleichstellung von Frauen und Männern sowie mehreren Kölner Frauen-Service-Clubs.

Orangefarbene Schuhpaare „auf Wanderschaft“

 Bilder von der europaweiten Demonstration in Berlin.
Bilder von der europaweiten Demonstration in Berlin.
Bilder von der europaweiten Demonstration in Berlin.
Bilder von der europaweiten Demonstration in Berlin.

Margret Schnetgöke von der Beratungsstelle „FrauenLeben e.V.“ kritisiert, dass in den Medien oft von einem „Beziehungsdrama“ oder einem „Ehedrama“ die Rede sei, wenn man eigentlich klar und deutlich von Femizid sprechen müsste. Außerdem wünscht sich Margret Schnetgöke mehr Stellen in den Frauenberatungsstellen und Präventionsangebote bereits in den Schulen. Ein weiterer Punkt auf Schnetgökes To-do-Liste für die Stadt Köln wären mehr Frauenhausplätze bzw. die Schaffung eines dritten Frauenhauses in Köln.

Mit Blick auf die statistisch erfasste Gewalt gegen Frauen geht Margret Schnetgöke von einer hohen Dunkelziffer aus. „Die meisten Frauen, die sich an mich wenden, haben noch nie die Polizei gerufen. Die tauchen in keiner Statistik auf!“, berichtet sie. Oft würden Drohungen zunächst nicht ernst genommen.

Wer den Auftakt der Orange Days auf der Schildergasse verpasst hat, hat noch bis zum 10. Dezember an verschiedenen Orten in Köln die Gelegenheit, mehr über unterschiedliche Aspekte des Themas Gewalt an Mädchen und Frauen zu erfahren. Dafür gehen auch die orangefarbenen Schuhpaare „auf Wanderschaft“.

Mehr Informationen und das komplette Programm sind unter www.orangedays-koeln.de zu finden.

Tag der Menschenrechte

Bilder von der europaweiten Demonstration in Berlin.

Zum Abschluss der Orange Days gibt es eine lange Lesenacht in der Kartäuserkirche (Kartäusergasse 7) mit starken Geschichten gegen Gewalt unter dem Motto „Frauen Leben Freiheit“ am 10. Dezember ab 18 Uhr. Die Frauenbeauftragte der evangelischen Kirche, die Melanchthon Akademie, die Kartäuserkirche und der deutsch-iranische Kulturverein DIWAN laden zu Lesung, Musik und Begegnung ein. Texte von und über Frauen mit Gewalterfahrung aus Iran, Afghanistan und Deutschland werden in Solidarität mit den protestierenden Frauen und Männern im Iran und Afghanistan zu Gehör kommen. Freiheitsliebende Frauen und Männern sind in Iran und Afghanistan in ihrem Kampf um Selbstbestimmung aktuell großer Gewalt ausgesetzt. Poetische, dokumentarische, biographische, historische, tagesaktuelle Texte und musikalische Beiträge aus dem Iran, aus dem Exil und aus Köln werden vorgestellt.

Isabel Schayani und Ali Samadi sprechen über ihre aktuelle Situation, Sepideh Raissadat singt iranische Lieder, Yalda Yazdani von female voices of Iran/Afghanistan spielt Tar und berichtet. Arezu Rezwani und Nasi Shahin u.a. singen Protestlieder, die aktuell im Iran gesungen werden. Thomas Frerichs und u.a. einheimische und eingewanderte Sprecherinnen und Musikerinnen lesen und spielen zum Thema. Es geht um die Verbundenheit und Solidarität mit all denen, die Gewalt am eigenen Leib erfahren.

Die orangen Schuhpaare, die zu Beginn der Orange Days auf der Schildergasse zu sehen waren, werden ebenfalls in der Kartäuserkirche installiert sein.

Die lange Lese- und Musiknacht wird ein offenes Forum sein – alle sind herzlich willkommen, so lange zu bleiben, wie sie mögen. Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten. Die Kirche ist auf ca. 16 Grad geheizt, Decken sind vorhanden.

Weitere Informationen: schaper@melanchthon-akademie.de

Text: Priska Mielke
Foto(s): Priska Mielke/Dorothee Schaper

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