Foodsharing: Teilen statt Wegwerfen
Teilen statt Wegwerfen: Die Kölner Foodsharing-Aktivistin Monika Böhm berichtet am 25. August 2021 um 19.30 Uhr über Engagement gegen Lebensmittel-Verschwendung. Seit 2012 rettet die Foodsharing-Bewegung täglich tonnenweise gute Lebensmittel vor dem Müll – auch Monika Böhm unterstützt das Engagement ehrenamtlich. Wie das genau funktioniert und wie jeder dabei helfen kann, die Verschwendung zu stoppen – davon erzählt die Kölnerin bei ihrem Besuch in der Philippus-Kirche in Köln-Raderthal, Albert-Schweitzer-Straße 3-5. Ein Interview vorab:
Teilen statt Wegwerfen, was heißt das für Sie?
Monika Böhm: Das bedeutet, dass ich das, wovon ich zu viel habe, anderen zur Verfügung stelle. Im Bereich von Foodsharing, bei mir ganz konkret, heißt dass, dass ich gute Lebensmittel vor der Haustür meines Hauses in einem geschützten Bereich hinstelle. Leute kommen dann und holen die Lebensmittel ab – so viel sie benötigen. In einer von mir erstellten WhatsApp-Gruppe gebe ich bekannt, dass es neue Lebensmittel gibt – ich mache ein Bild von den Lebensmitteln. Ich hole Lebensmittel aus verschiedenen Betrieben ab. Vor Ort – bei den Betrieben – bin ich nicht allein und hole die Lebensmittel ab. Wir sind dann in der Regel mehrere Foodsaver. Und wir verteilen die Lebensmittel weiter. Es kann bei einer Bäckerei noch sehr viel Brot übrig zu sein, so dass eine Vielzahl von Leuten damit glücklich werden kann.
Was bedeutet Foodsaving genau?
Monika Böhm: Wir engagieren uns gegen Lebensmittelverschwendung, nicht in erster Linie für die Verteilung an Bedürftige. Dies steht nicht unbedingt im Fokus. Foodsaving – das ist ein Herzensthema von mir.
Wie wird man Foodsaver?
Monika Böhm: Ich bin beispielsweise in der Organisation Foodsharing organisiert. Ich selbst darf nicht die Supermärkte ansprechen. Ich bin auf dieser Plattform angemeldet und bin in unterschiedlichen Teams. Die Besetzung der Teams läuft über die Online-Plattform. Es gibt in Köln unterschiedliche Organisationen, die sich um Lebensmittelrettung kümmern. Foodsharing holt in einer Vielzahl von Betrieben ab und ist eine der größeren Organisationen. Es gibt aber noch andere Organisationen, die in ihren Strukturen anders sind.
Warum ist das Thema „Lebensmittelverschwendung“ so wichtig?
Monika Böhm: So viele Ressourcen bleiben auf der Strecke, über die ich mir vorher als Konsumentin keine Gedanken gemacht habe. Mein Tipp: erst einmal den Film „Taste the waste“ anzuschauen, über diesen Film bin ich an das Thema gekommen. Seit 2013 bin ich auf der Foodsharing-Plattform angemeldet, seit 2015 sehr engagiert. Den Film fand ich heftig, aber das vor Ort mitzubekommen, wie viele gute Lebensmittel in die Tonne wandern würden – das hat mich sehr nachhaltig beeinflusst. Es ist ein großes Problem, das wir in den Industrienationen haben – da ist kein Land besser oder schlechter aufgestellt. Es wird zwar versucht, auf der politischen Schiene gegen Lebensmittelverschwendung vorzugehen, das ist auch gut und richtig, aber es zieht sich trotzdem noch durch – von Anfang bis Ende. Von der Produktion bis hin zum Konsumenten.
Was kann ich als Konsument tun?
Monika Böhm: Wenn ich selber einkaufen gehe, kann ich die Dinge nehmen, die vorne im Regal stehen. Das Mindesthaltbarkeitsdatum muss nicht erst in sechs Wochen ablaufen – das kann auch schon morgen ablaufen. Ein Bündel Zucchini, das auseinander gebrochen ist, nehmen, da ist ja nur die Verpackung defekt – das kann ich ganz konkret machen. Ich kann mich auch selbst auf Foodsaving-Plattformen anmelden.
Wer kommt denn alles und holt die Lebensmittel ab?
Monika Böhm: Alte bis junge Menschen – jeder. Rentner und Familien, und auch einige Menschen, die durchaus eine Bedürftigkeit haben, kommen. Ich mache das schon sehr lange. Ab Anfang war meine Community sehr schockiert über die Menge, die ich da mitgebracht habe. Zwei große Bananenkartons voller Eier – das ist durchaus schon vorgekommen. Es ist eine Win-Win-Situation für alle. Die Menschen freuen sich, etwas davon zu haben. Die Idee ist, dass wir Foodsaver uns irgendwann selbst überflüssig machen. Je weniger man abholt, desto glücklicher muss man als Foodsaver sein. Meine Hoffnung ist, dass sich die ganze Produktionskette bis zu hin zum Konsumenten ändert. Deswegen ist es so wichtig, darüber zu sprechen und zu sensibilisieren. Es ist ein generationenübergreifendes Thema.
Weitere Infos:
Food for Future (Facebook-Seite)
Text: APK
Foto(s): Monika Böhm
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