Gemeinsam die Hände reichen und humanitäre Hilfe leisten – Pfarrerin Miriam Haseleu über ihren Besuch in der Ukraine

„Indem Wohnraum angeboten wird, Essen verteilt wird, indem humanitäre Hilfe geleistet wird, begegnen sich Menschen sowohl in Transkarpatien als auch in Ungarn und auch bei uns.“ Mit diesen Worten fasst Pfarrerin Miriam Haseleu, nebenamtliches Mitglied der Kirchenleitung, nach einem Kurzbesuch in der Westukraine ihre Eindrücke zusammen. „Was ich besonders berührend finde, dass Völkerverständigung passiert“, sagt sie weiter. Im Moment ginge es hauptsächlich darum, die heftige Situation vor Ort zu gestalten. „Jetzt geht es darum, gemeinsam zu essen und gemeinsam die Hände zu reichen – damit können wir nicht warten.“

Miriam Haseleu war Teil einer Delegation der rheinischen Kirche, die unter der Leitung von Präses Dr. Thorsten Latzel vom 29. März bis 4. April 2022 zu Besuch bei der Reformierten Kirche in Ungarn (RKU) besucht hat. Präses Latzel wollte sich unter anderem über die Hilfe informieren, die Kirche und Diakonie für die Kriegsflüchtlinge aus der benachbarten Ukraine leisten.

Das Video ist knapp vier Minuten lang und vermittelt einen intensiven Eindruck der Arbeit mit Geflüchteten:

Die Berichterstattung zur Ungarnreise steht auch im Netz:

Das Interview im Wortlaut:

Was sind die wichtigsten Eindrücke der Arbeit der Kollegen in der Ukraine, die Sie mitnehmen?

Die Kollegen und Kolleginnen in Transkarpatien haben mich besonders berührt, weil sie zusammenarbeiten, weil sie Hoffnung haben und weil sie glauben, dass sie was bewirken können in dieser Krise, in diesem Krieg – für die Menschen, die zu ihnen kommen und für die Menschen, die dort vor Ort bleiben, weil sie ihre Heimat ist. Und sie tun alles mit den Mitteln, die sie haben und gemeinsam.

Sie sagen, „weil sie glauben, dass sie etwas bewirken“. Glauben sie auch, dass sie etwas bewirken können?

Ich glaube, sie bewegen schon ganz viel, weil sie die Menschen dort aufnehmen, weil sie dort Brote backen, die sie nach hier fahren, die sie dort vor Ort verteilen, weil sie zusammenstehen und das teilen, was ihnen zur Verfügung steht, sie arbeiten zusammen. Sie leben ihren Glauben gerade jetzt gemeinsam und ich glaube, das können wir von den Kolleginnen und Kollegen dort lernen, dass es jetzt darum geht, Völkerverständigung zu betreiben, einander freundlich zu begegnen, aufeinander zuzugehen, zu essen, zu sprechen, vielleicht zu spielen und das zu teilen, was wir haben.

Völkerverständigung ist das Stichwort: Werden sich die Eindrücke, die sie in der Ukraine gewonnen haben, in Ihre Flüchtlingsarbeit in Köln niederschlagen?

Ja, auf jeden Fall. Das braucht wahrscheinlich auch noch ein bisschen Zeit, um das zu verarbeiten. Was ich besonders berührend finde, dass Völkerverständigung passiert, indem Not entsteht. Und indem Wohnraum angeboten wird, Essen verteilt wird, indem humanitäre Hilfe geleistet wird, begegnen sich Menschen sowohl in Transkarpatien als auch in Ungarn und auch bei uns. Und ich glaube, dass Deutschland an vielen Stellen – natürlich, das wissen wir alle – bürokratisiert ist. Und im Moment geht es aber darum, diese heftige Situation zu gestalten. Und es geht jetzt darum, gemeinsam zu essen und gemeinsam die Hände zu reichen – damit können wir nicht warten.

Haben sich auf der Reise für sie neue Hinweise ergeben, wie und wo die Rheinische Kirche Gemeinden am besten helfen könnte?

Ja, es ist auf jeden Fall ein Weg, die reformierte ungarische Kirche zu unterstützen, die einen engen Kontakt mit Transkarpatien hat und von dort aus eben in der gesamten Ukraine geholfen wird, das ist ein Weg diese Kirchenpartnerschaft, die wir haben – die ich als großen Schatz erlebe und gerade erst neu entdecken darf – zu nutzen, um da die Beziehungen zu pflegen und auch Geld dorthin zu schicken, aber vielleicht auch um persönliche Kontakte zu knüpfen und zu nutzen, die jetzt wichtig und tragend sind.

Text: Frauke Komander/APK
Foto(s): Screenshot Video/APK

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