Gemeinschaft als Kraftquelle: Gottesdienst zum Schuljahresbeginn
Innehalten und Kraft schöpfen, das ist der Gedanke hinter dem „Gottesdienst zum Schuljahresbeginn“ in der Kartäuserkirche, zu dem das Schulreferat bereits zum neunten Mal (nicht nur) Religionslehrer und Religionslehrerinnen und Pfarrer und Pfarrerinnen an Berufskollegs einlud. Allen gesellschaftlichen Spaltungstendenzen zum Trotz stand er in diesem Jahr ganz im Zeichen der Gemeinschaft.
Drei Impulse führten in verschiedene Aspekte des Themas ein.
Pfarrer Jost Klausmeier-Saß zitierte ein in der U-Bahn mitgehörtes Gespräch zwischen Jugendlichen, das auf beinahe berührend drastische Weise zum Ausdruck brachte, dass wir Menschen unserem Wesen nach auf Gemeinschaft angelegt sind. „Daher ist die Fallhöhe auch so groß“, erklärte Klausmeier-Saß. Gemeinschaft habe neben ihrem inklusiven auch einen exklusiven Charakter, wie der Nationalsozialismus gezeigt habe und die AfD heute erneut beweise.
„Wir leben in einer Zeit der Hyper-Selbstverwirklichung“, konstatierte Klausmeier-Saß. Das Ich stehe vorne. Gleichzeitig versuche die Bundesregierung, der zunehmenden Vereinzelung mit einer „Strategie gegen Einsamkeit“ zu begegnen.
Rainer Lemaire, Schulreferent im Evangelischen Kirchenverband Köln und Region, nahm in dem von ihm gestalteten zweiten Impuls Bezug auf die auf dem Ablaufzettel abgedruckte Postkarte. Dort war, zusammengesetzt aus lauter roten Punkten, das Wort Gemeinschaft zu lesen – allerdings an den Rändern in Auflösung (oder noch im Aufbau) begriffen. „Wir sind als Christen Teil einer Erzählgemeinschaft“, machte Lemaire deutlich, „das ist ein Fluchtpunkt, der Gemeinschaft stiftet.“ Auch für das Volk Israel sei Gemeinschaft identitätsstiftend gewesen, ebenso das Wirken Gottes in seiner Geschichte, wie es in Psalm 78 geschildert wird. Doch „durch Jesus kommen auch wir zu dieser Erzählgemeinschaft hinzu.“
„Man kann Gemeinschaft nicht mit Gewalt zusammenhalten“
Mit Blick auf die Postkarte bemerkte der Schulreferent: „Zugehörigkeit kann es auch an den Rändern geben“ und warnte zugleich: „Man kann Gemeinschaft nicht mit Gewalt zusammenhalten!“
Pfarrerin Claudia von Aswegen, Bezirksbeauftragte im Pfarramt für Berufskollegs, begann ihren Impuls mit einem Verweis auf die Begegnung Jesu mit der „Sünderin“ und stellte fest: „Das Leben der Menschen verändert sich durch Zuwendung.“ Als weitere Beispiele hierfür nannte sie die Speisung der 5000 (Markus 6, 30 – 44) und die Erzählung von der „Urgemeinde“ (Apostelgeschichte 2, 37 – 47). „Das neue Schuljahr wird seine eigenen Herausforderungen mitbringen“, blickte von Aswegen abschließend in die Zukunft und nannte mit ChatGPT nur eine dieser „upcoming challenges“.
Nach dem Abendmahl unter Mitwirkung von Kreissuperintendent Markus Zimmermann hatten die Gottesdienstbesuchenden dann die Gelegenheit, sich persönlich segnen und Gottes Beistand für das kommende Schuljahr zusprechen zu lassen.
Der Gottesdienst zu Schuljahresbeginn hat für viele der Teilnehmenden eine besondere Bedeutung. „Man trifft hier Menschen, die man nur einmal im Jahr sieht“, meinte eine Besucherin und eine andere kleidete ihre Gedanken in ein Bild: „Dieser Gottesdienst ist für mich wie eine Tankstelle, an der ich neue Kraft bekomme.“
Damit es nicht bei der geistlichen Stärkung bleiben musste, waren alle im Anschluss an den Gottesdienst noch zu einem Imbiss und „erlebter Gemeinschaft“ eingeladen.
Text: Priska Mielke
Foto(s): Priska Mielke
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