Gottesdienst zum Schuljahresbeginn des Evangelischen Schulreferates und Pfarramtes für Berufskollegs thematisiert die Hoffnung

„Hoffnungsvoll können wir in die Zukunft blicken, denn Gott hat uns vorausgehend beschenkt mit dem Geist der Liebe, der Wahrheit, der Kraft und der Hoffnung. Das stärkt uns auch hier und jetzt in der Gegenwart.“ Von Zuversicht, Trost und Mut, aber vor allem von Hoffnung hat der traditionell vor Schuljahresbeginn gehaltene Gottesdienst des Schulreferates und des Pfarramtes für Berufskollegs des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region gehandelt. Gut 60 Religionslehrerinnen und -lehrer nutzten in der Kartäuserkirche die „Möglichkeit, sich kollegialer und geschwisterlicher Verbundenheit zu vergewissern“ und gemeinsam zu stärken. Sie erinnerten vor dem Schulstart an ihre eigenen Hoffnungen und nutzten die Gelegenheit sich beim anschließenden Imbiss auszutauschen.

Motto des Gottesdienstes: Hoffnung

Angesichts der weiterhin bestehenden Pandemie, der aktuell bedrückenden Nachrichten aus aller Welt und der Unwetterkatastrophe in direkte Nähe sowie der immer ständigen Herausforderungen im Berufsalltag war das Motto des Gottesdienstes sehr gut gewählt: „… doch auf Hoffnung“ (Röm 8,24). Dieses wurde im Gebet und mittels vier Impulsen anschaulich behandelt. Die musikalische Gestaltung mit wunderbaren Interpretationen der bekannten Lieder „Meine engen Grenzen“, „Du meine Seele singe“ und „Da wohnt ein Sehnen“ oblag Thomas Frerichs, Kantor der Kartäuserkirche.

„Ich weiß, dass sie viel geben werden“, begrüßte der stellvertretende Stadtsuperintendent Markus Zimmermann. „Dass sie viel geben werden, nicht nur Wissen und Zuwendung, sondern auch Nähe zu Schülerinnen und Schülern, und das immer noch in Corona-Zeiten. Ich weiß, dass sie das tun, denn es ist ihnen geschenkt.“ Die Lehrkräfte würden Schülerinnen und Schülern Hoffnung und Zuversicht vermitteln. Statt „…doch auf Hoffnung“ könne man ebenso sagen „auch auf Hoffnung“, stellte der Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Nord fest. „Wir brauchen das, als Christen beschenkt zu sein.“

Zeit, um über Zeit nachzudenken

Nach der Lesung aus dem Paulus-Brief an die Gemeinde in Rom (Kapitel 8) durch Pfarrer Hanser Brandt-von Bülow, Bezirksbeauftragter für Berufskollegs, setzte sein Kollege Jost Klausmeier-Sass den ersten von vier miteinander verbundenen Impulsen. Er bat die Gemeinde um einen Augenblick Zeit. Zeit, um über Zeit nachzudenken. „Seien Sie einen Augenblick ganz gegenwärtig in der Gegenwart.“ Während der Pfarrer sprach, platzierte er ein Schild mit der Aufschrift Gegenwart. Gegenwärtig – „sie sagen, dass sind wir doch immer“, führte er weiter aus. Aber der Abstand zur Vergangenheit werde länger und wir blieben in der Gegenwart, stellte er ein weiteres Schild mit der Aufschrift Vergangenheit in leichter Entfernung vom ersten auf. „Unruhig“ mache uns, „dass wir nicht genau wissen, wie lange die Spanne in die Zukunft ist, wieviel Zukunft uns bleibt, wie die Zukunft aussieht“, komplettierte Klausmeier-Sass die Reihe mit der „Zukunft“-Tafel.

Auch die weiteren Impulsgeber und Impulsgeberinnen verdeutlichten mit Verweis auf die Tafeln und deren Zueinander- oder Auseinanderrücken ihre jeweiligen Aussagen. Claudia von Aswegen, seit August neu im Team des Pfarramtes für Berufskollegs, leitete ein, dass Paulus in diesem kurzen Briefabschnitt ganz eschatologisch schreibe, „wir sind gerettet – aber noch nicht jetzt, sondern in der Zukunft. Und auch die Schöpfung wird gerettet, aber noch nicht jetzt, sondern in der Zukunft.“ Gehöre also die Hoffnung in die Zukunft, fragte Aswegen. Sie sprach von vielen Momenten des (Er)Hoffens in der Vergangenheit. So hätten am letzten Schuljahresende einige ihrer Schülerinnen und Schüler die eine oder andere Hoffnung auf einen höherwertigen Schulabschluss aufgegeben. Unter Pandemiebedingungen sei es für sie zu schwer gewesen, das angestrebte Ziel zu erreichen. „Manche hoffen gegenwärtig auf die nächste Runde im kommenden Schuljahr.“ Paulus blicke in seinem Hoffnung vermittelnden Text nicht nur auf die Zukunft, sondern auch auf die Gegenwart, so Aswegen. Er personifiziere die Schöpfung, beschreibe ihr Seufzen und ihr Warten auf Erlösung. „Damit solidarisiert sich sozusagen die Schöpfung mit dem Menschen. Der Mensch, der ebenfalls seufzt und auf seine Erlösung wartet.“

Hoffnung für die kommende Zeit

Paulus verweise darauf, dass Gott dem Menschen seinen Geist gebe. Dieser schenke Hoffnung für die kommende Zeit, erläuterte Aswegen. „Kaufmännisch betrachtet könnte man sagen, der Geist sei eine Art Anzahlung – das eigentliche kommt dann erst in der Zukunft.“ Diese Anzahlung werde in der Bibel vielfältig beschrieben als Geist der Liebe, der Wahrheit, der Kraft und der Hoffnung. Dieser aus der Vergangenheit und uns in die Zukunft führende Geist hat für Aswegen „eine große Bedeutung im Blick auf die Gegenwart“. Eine Gegenwart, geprägt unverändert von der einschränkenden Pandemie sowie einer furchtbaren Flutkatastrophe. „Und doch gibt es Momente der Hoffnung, denn Menschen haben sich aufgemacht in die Flutgebiete, haben angepackt, wo es möglich war. Für mich ist hier der Geist Gottes am Werk, der weht wo er will und der uns Menschen bewegt, wo wir gebraucht werden.“

Hoffnungsträgerinnen und Hoffnungsträger

„Christinnen und Christen gucken nicht nur auf die Zukunft. Sie leben auch in dieser Welt und in dieser Zeit. Auch wenn dem Christentum ja manchmal vorgeworfen wird, dass es ´nur´ auf ein Jenseits vertrösten würde“, sagte Pfarrer Thomas vom Scheidt im dritten Impuls. Biblische Hoffnung sei eben – auch bei Paulus – nicht nur etwas Zukünftiges, sondern immer auch für die Gegenwart relevant. Christliche Hoffnung frage immer auch nach dem Grund, weswegen Menschen überhaupt hoffen dürften und sollten. Dabei gründe sich Hoffnung nicht nur auf das, „was noch nicht ist“ oder was wir laut Paulus „noch nicht sehen“ könnten. „Auch nicht nur auf das, was ich selber gestalten kann“, sondern auch auf die Vergangenheit. Immer wieder spreche Paulus davon: „Der Grund unserer Hoffnung ist schon gelegt.“ „Wir sind schon Gottes Kinder“, auch wenn die Erlösung aus der Vergänglichkeit noch ausstehe. Biblische Hoffnung, die von Zukunft rede, so der Schulreferent, wurzle in Gottes Handeln mit den Menschen zu allen Zeiten. Wie Wurzeln saugten wir unsere Hoffnung aus seinem Handeln in der Vergangenheit, aus seinen bereits gegebenen Zusagen und Verheißungen. „Aber wir müssen und dürfen diese Hoffnung immer wieder neu in unsere Gegenwart holen.“ Entsprechend „können wir hier und jetzt und auch morgen, wenn das neue Schuljahr beginnt, zu Hoffnungsträgerinnen und Hoffnungsträgern werden“, ermutigte vom Scheidt die Lehrkräfte.

„Zukunft braucht Herkunft“

„Was folgt nun für unser Hoffen als Christinnen und Christen in der Gegenwart?“, fragte Dr. Rainer Lemaire im abschließenden Impuls. Der Geist der Liebe, der Kraft und der Hoffnung, das vorausgehende Geschenk Gottes an uns, eröffne uns eine hoffnungsvolle Perspektive in Richtung Zukunft. „Das macht uns stark hier und jetzt, in der Gegenwart“, so Lemaire. Auch was wir für die Zukunft benötigten, hätten wir bereits hier und jetzt. Unsere Hoffnung wurzle in den Erfahrungen der Menschen der Bibel mit Gott. Aus diesen Halt, Kraft und Mut verleihenden Wurzeln lebten wir auch gegenwärtig. „Zukunft braucht Herkunft“, das wisse auch Paulus: „Nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel trägt dich“ (Röm 11,18). Glauben sei immer auch Erinnerung daran, dass wir nicht alleine stünden in unserem Glauben und in unserer Hoffnung. Unsere Blicke in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zeigten das Ineinanderfließen der Zeiten und der Hoffnung, verwies Lemaire auf Günter Grass, der diesen Vorgang als „Vergegenkunft“ bezeichnete. Dieses Ineinanderfließen verdeutliche der Schulreferent am Beispiel des Pessach-Festes. Jüdinnen und Juden feierten es ganz so, „als würden sie selbst hier und heute mit aus Ägypten in die Freiheit ausziehen.“

Lemaire sieht Christinnen und Christen in den Wartestand versetzt

Das Gottesreich, von dem Jesus den Menschen erzähle, ist laut Lemaire „im Anbruch begriffen, damals wie heute!“ Als Christinnen und Christen lebten wir also in und zwischen den Zeiten, betonte er: „Zwischen Vergangenheit und Zukunft, zwischen Seufzen und Auftatmen, zwischen Unheil und Heil, zwischen Ohnmacht und mutigem Handeln, zwischen der Schöpfung als dem einen Anfang und der Schöpfung als dem neuen Anfang Gottes – zwischen schon und noch nicht.“ So versteht Lemaire Paulus´ Hoffnungsperspektive im gelesenen Text des Römerbriefes: „Denn wir sind zwar gerettet, aber noch ist alles erst Hoffnung (…) Wir aber hoffen auf etwas, das wir noch nicht sehen. Darum müssen wir geduldig warten.“ Lemaire sieht Christinnen und Christen in den Wartestand versetzt. Dieses Sein zwischen schon und noch nicht gelte es auszuhalten und anzunehmen. „Vielleicht kann gerade aus dieser Spannung etwas in der Gegenwart wachsen“, gab Lemaire zu Bedenken. „Hier und jetzt schon haben wir Christinnen und Christen die Hände frei, anzupacken und uns für Gerechtigkeit, für Bildungschancen, für unseren Nächsten und für den Erhalt der Schöpfung einzusetzen.“ Hier und jetzt seien wir gerettet – „doch auf Hoffnung!“

Text: Engelbert Broich/APK
Foto(s): Engelbert Broich/APK

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