Mit Vogelgezwitscher und dem Mut zur Improvisation – Prädikantin Christine Winterhoff wurde in einem Ordinationsgottesdienst in ihr Amt in der Evangelischen Kirchengemeinde Vingst-Neubrück-Höhenberg eingeführt
Immer wieder tauchte die Sonne auf, die Vögel zwitscherten lauthals und der Strauß roter Tulpen auf dem Altar leuchtete im Licht – der Corona-Pandemie geschuldet, fand der Ordinationsgottesdienst von Prädikantin Christine Winterhoff auf der Wiese hinter der Erlöserkirche in Höhenberg statt. „Dieses leicht Improvisierte hat mir sehr gut gefallen“, freute sich Christine Winterhoff im Anschluss an den Gottesdienst in dessen Predigt sie, ausgehend vom Evangelium nach Lukas, Bezüge zur aktuellen Zeit herstellte. „Das Unrecht, das Menschen an Menschen begehen, zieht sich durch die Jahrhunderte. Vom ,Friede auf Erden‘ sind wir noch immer entfernt“, mahnte sie die Gottesdienstbesucherinnen und Gottesdienstbesucher, nicht wegzusehen, wenn Geflüchtete im Mittelmeer ertrinken oder aufgrund ihrer Hautfarbe oder Religion angegriffen werden.
Einführung Winterhoff
Der stellvertretende Superintendent Torsten Krall segnete die neue Prädikantin. Mit auf den Weg gab er ihr Verse aus dem 1. Römerbrief, deren Aussage, sich des Evangeliums nicht zu schämen, er der Gemeinde und Christine Winterhoff ans Herz legte: „Die gute Nachricht ist nötig, damit die Menschen durch die Kraft Gottes Stärke finden.“
Diese gute Nachricht, die Verkündigung des Wortes Gottes, sieht die Prädikantin als einen ihrer Schwerpunkte in ihren zukünftigen Aufgaben an. „Wir bieten mittwochs Andachten in der Erlöserkirche an, die ich mit großer Freude mitgestalte. Denn hier kommen die Menschen – auf Abstand zwar – wieder miteinander ins Gespräch.“
„Zeit für dich“
Christine Winterhoff ist gebürtige Bremerin, kam nach dem Abitur 1974 zum Studium nach Köln und blieb. Schon lange ist sie aktiver Teil der Gemeinde, gestaltete in der Gemeinde Köln-Buchforst die seit 2012 stattfindenden Frauengottesdienste „Zeit für dich“ mit. Eingeladen werden zu diesen Gottesdiensten Pfarrerinnen und Prädikantinnen, die die weiblichen Lebenserfahrungen innerhalb der Bibel in den Blick nehmen. Irgendwann, so erinnert sich Christine Winterhoff, reifte in ihr der Gedanke: „Das müsste ich doch auch können.“
Ein Gespräch mit Superintendentin Andrea Vogel folgte, Pfarrer Jörg Wolke wurde ihr Mentor und 2018 begann die Ausbildung. Schon zuvor hatte die 65-Jährige ein Laienstudium in Theologie am Düsseldorfer Evangelischen Erwachsenenbildungswerk Nordrhein aufgenommen. Auch aktuell bildet die Prädikantin sich weiter, um sich zukünftig in der Seelsorge einzubringen. In den Dienst in der Gemeinde ist sie schon seit Längerem eingebunden und sagt: „Ich habe mich da schon ein bisschen freigeschwommen.“
„Eine Kirche, die weniger verkopft ist“
Mit Kritik an der aktuellen Situation der Kirche, mit den vielen Kirchenaustritten geht sie konstruktiv um. „Wir brauchen eine Kirche, die weniger verkopft ist, sondern mehr auf die Menschen an der Basis zugeht und sie einbindet. Kritik gibt es doch immer wieder. Darauf sollten wir reagieren.“ Etwa indem andere Formate als der klassische Gottesdienst überdacht werden, denn: „Viele junge Menschen können mit diesem Sonntagsritual nicht mehr so viel anfangen.“
In einer Zeit, in der auch die evangelische Kirche Mitglieder verliert, ihren Dienst anzutreten, sei keine Belastung, sondern eher eine Herausforderung. „Ich bin mit dem Glauben aufgewachsen und sehe mich in der Liebe Gottes. Für mich selbst wünsche ich mir, weiterhin voller Freude das Wort Gottes zu verkünden und immer auf den Glauben neugierig zu bleiben.“
Text: Katja Pohl
Foto(s): Matthias Pohl
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