„Neues offen und mutig zu erproben“: Doppelspitze im Rechtsrheinischen – Präses Thorsten Latzel führte Kerstin Herrenbrück in ihr Amt als Superintendentin ein
Seit Amtsantritt trommelt Dr. Thorsten Latzel für Reformen in den kirchlichen Strukturen. Und so ließ es sich der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR) natürlich nicht nehmen, in die evangelische Kreuzkirche zu kommen, um die Höhenhauser Pfarrerin Kerstin Herrenbrück als Superintendentin des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch in ihr Amt einzuführen. Denn mit dieser Amtseinführung betrat man Neuland in der EKiR. Erstmals wird ein Kirchenkreis von einer Doppelspitze geleitet.
Die Synode des Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch hatte während ihrer Tagung im November neben Herrenbrück auch Torsten Krall, Pfarrer aus Dünnwald, als zweiten Teil der Doppelspitze gewählt. Die Organisationsstrukturen der EKiR sehen vor, dass die einzelnen Kirchengemeinden souverän agieren. Um aber aufwendigere übergemeindliche Aufgaben organisieren zu können, schließen sich mehrere Gemeinden zu Kirchenkreisen zusammen. Über die Belange des Kirchenkreises entscheidet die Kreissynode, zu der die einzelnen Gemeinden Abgeordnete entsenden. Die Synode wählt einen Kreissynodalvorstand, der die Entscheidungen der Synodalen vorbereitet und umsetzt. Für die Leitung des Vorstands kommen nur Gemeindepfarrerinnen und -pfarrer in Frage. Sie amtieren dann als Superintendentin oder Superintendent.
Doppelspitze ist eine Erprobung
Im Rechtsrheinischen teilen sich Herrenbrück und Krall nun erstmals diese Aufgaben. Torsten Krall ist bereits seit 2022 Superintendent des Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch, Kerstin Herrenbrück ebenfalls seit 2022 Synodalassessorin. Dieses Amt entfällt künftig durch die Doppelspitze, da beide als stimmberechtigte Mitglieder sowohl im Kreissynodalvorstand als auch in der Kreissynode vertreten sind. Einzig die Vertretung bei der Landessynode erfolgt durch nur eine Person aus der Doppelspitze. Möglich wurde diese Lösung durch das Erprobungsgesetz, das den Raum für Pilotprojekte und neue Leitungsmodelle in der kirchlichen Struktur der EKiR eröffnet. Die Doppelspitze ist damit eine Erprobung: In acht Jahren stehen nicht nur die Personen, sondern das ganze Modell zur Wiederwahl.
„Neues offen und mutig erproben“
„Es ist eine der vielen Stärken unserer Evangelischen Kirche im Rheinland, Neues offen und mutig zu erproben. Ganz im Sinne der Jahreslosung: ,Prüfet alles und behaltet das Gute‘. Dazu gehören auch neue Leitungsformen wie jetzt die eines geteilten Amts der Superintendentin beziehungsweise des Superintendenten im Kirchenkreis Köln-Rechtsrheinisch“, sagt Präses Dr. Thorsten Latzel.
„Wir leben in Zeiten, in denen Leitung Menschen viel abverlangt. Da ist dies eine neue Möglichkeit. Frau Herrenbrück und Herr Krall sind ein erprobtes Team, das seit vielen Jahren vertrauensvoll zusammenarbeitet. Ich bin gespannt auf die Erfahrungen und wünsche den beiden dafür viel Erfolg und vor allem Gottes Segen“, sagte der Präses, bevor er Herrenbrück in ihr Amt einführte und Krall, der seit zwei Jahren eingeführt ist, erneut segnete.
„Make Köln-Rechtsrheinisch great again?“
„Die Weltpolitik spielt verrückt. Was könnte besser sein, als zu Jahresbeginn in ein neues Amt zu starten?“, fragte der Präses in Richtung Herrenbrück, und nicht nur die musste in der vollbesetzten Kreuzkirche schmunzeln. Die Einführung Herrenbrücks in das neue Amt sei der Gegenentwurf zur Inauguration von Donald Trump in Kürze, fuhr Latzel fort. „Sie verfolgen nicht das Ziel, Make Köln-Rechtsrheinisch great again.“ „Doch“, warf Torsten Krall spontan unter dem Gelächter des Publikums ein. „Na gut“, meinte der Präses, „aber sie werden sicherlich keine Gebietsansprüche an den Kirchenkreis Leverkusen oder An der Agger stellen.“ Darauf konnten die beiden sich natürlich umgehend einigen.
Stationen von Kerstin Herrenbrücks Leben
Latzel ließ einige Stationen von Kerstin Herrenbrücks Leben Revue passieren. Aufgewachsen als Tochter eines Küsters sei sie in einem religiösen Umfeld groß geworden und habe sich für Musik interessiert. Ein Pfarrer habe ihr Interesse für Theologie geweckt, eigentlich habe sie Logopädin werden wollen. Studiert hat Kerstin Herrenbrück in Bonn und Wuppertal, seit 2012 ist sie Pfarrerin in Höhenhaus, seit 2014 Mitglied im Kreissynodalvorstand. Dass die neue Superintendentin seit 26 Jahren in einem katholischen Kirchenchor singe, nannte der Präses ein „wunderbares ökumenisches Zeichen“. „Christen sind Menschen, die das Beste noch vor sich haben. Wir alle sind mit hineingenommen in die Verheißung Gottes. Die werden Sie verkünden.“ Und an Torsten Krall gewandt: „Sie lieben eine Theologie, die umgehen kann mit Brüchen und Leid. Ich wünsche Ihnen, dass sie ihre theologische Feinfühligkeit bewahren. Und die Freude am Fahren auf allem, was zwei Räder hat.“
Kreissynodalvorstand
Neu im Kreissynodalvorstand sind oder wiedergewählt wurden Katja Gärtner, Hartmut Melenk, Dr. Thomas Dräger, Christa Hastedt, Jörg Schröder, Marcel Cossijns, Andrea Grafenschäfer und Anette Ludolphy. Sie wurden von Herrenbrück und Krall in ihre Ämter eingeführt und gesegnet. Sebastian Baer-Henney fehlte wegen eines privaten Trauerfalls.
Veränderungen im Bergischen
Nicht nur im Kirchenkreis Köln-Rechtsrheinisch wurde über neue Leitungsstrukturen nachgedacht. Auch im Bergischen stehen Veränderungen bevor. In Wuppertal wird man einen anderen Weg gehen. Nach dem Ausscheiden von Superintendentin Ilka Federschmidt sollen zwei Theologinnen und/oder Theologen die Leitung des Kirchenkreises nebenamtlich mit einem Stellenanteil von jeweils 50 Prozent ausüben. Mit der anderen Hälfte ihrer Stelle wären sie hauptamtlich in eine Pfarrstelle eingebunden. Ein Erprobungsantrag soll auf der Sommersynode 2025 in Wuppertal verabschiedet werden, sodass auf der Herbstsynode 2025 die Wahl möglich wäre.
Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann
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