Ökumenischer Gottesdienst für Frieden in der Ukraine

Drei Konfessionen in einem Gottesdienst aus einem alles verbindenden Beweggrund: Entsetzen über die schrecklichen Bilder des Krieges und das Blutvergießen in der Ukraine. Am Karnevalssonntag feierte die Christuskirche am Stadtgarten einen evangelisch-katholisch-orthodoxen Friedensgottesdienst mit zwar unterschiedlichen Sprachen, Liedern und Gebeten, aber gemeinsamer Betroffenheit, Tränen und dem Wunsch nach Frieden und Hilfe für die Frauen, Männer und Kinder vor Ort.

„Menschen in U-Bahn-Schächten, Jung, Alt, ein Kind mit Windeln läuft durch die Kamera. Feuer und endlose Autoschlangen… Das sind Bilder, die mir nicht aus dem Kopf gehen und mich weinen lassen. Ich bin so wütend, dass solche Männer immer noch unsere Welt in Blut tränken können“, eröffnete Pfarrer Christoph Rollbühler den Gottesdienst für die Ukraine. „Wir alle hier sind traurig, erschüttert und wütend. Und entschlossen, dagegenzuhalten, unabhängig von aller Verschiedenheit – weil Frieden nur gemeinsam möglich wird.“

Volodymyr Chayka, Leiter des Europäischen Dekanats der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche und mit eigenen Wurzeln in den umkämpften Gebieten, fiel es sichtlich schwer, zu sprechen. „Dies ist schon der vierte Tag und es gibt bereits viele zivile Opfer“, setzte er mit brüchiger Stimme an. „Wir sehen Bilder, von denen wir dachten, dass sie in Europa unmöglich sind. Zerstörte Städte und zerstörte Hoffnungen.“ Chaykas Gemeinde feiert jeden ersten Sonntag des Monats in den Räumen der Christuskirche Gottesdienst, weil es keine eigene Kirche dafür gibt – und weil der Platz gerne geteilt wird.

Solidarität aus allen Ecken der Welt

„Krieg ist böse und nie gerecht. Beenden kann ihn nur der Angreifer, nicht wer sich und seine Familie verteidigt“, führte der Leiter des Europäischen Dekanats etwas gefasster fort. „Wir erfahren Solidarität aus allen Ecken der Welt. Ist es nicht schon ein Weltkrieg, wenn alle hinsehen? Es geht nicht nur um die Ukraine, auch um demokratische und europäische Werte. Wir brauchen Frieden, ein Ende der Gewalt! Herzensfrieden kann nur Gott uns geben.“

Für Frieden beten

Monsignore Albert Kühlwetter als ehemaliger katholischer Pfarrer in Köln unterstrich Volodymyr Chaykas berührenden Appell. Als Einheit gegen die Gewalt auch ökumenisch zusammenzustehen, ist ihm ein persönliches Anliegen: „Ich bin 1938 im Krieg geboren und in ihm aufgewachsen. Angezogen ins Bett gegangen mit einem Koffer neben mir, in dem das war, was ein Kind für seine Wertsachen hält. Damit es schnell ging, wenn die Sirenen heulten. Eine grausame Zeit, die ich niemandem zu erleben wünschte“, schilderte er bedrückt. „Aber der Krieg macht auch, dass wir es schaffen, Grenzen zu überwinden, hier als Priester zusammenzufinden und für Frieden zu beten!“

Mit Flügel- und Geigenmusik, ukrainischem Gesang und dem Anzünden von Friedenslichtern endete ein Gottesdienst, den es im Sinne aller gemeinsamen Werte und Wünsche ruhig häufiger geben sollte. Pfarrer Christoph Rollbühler schloss mit einer Zusage: „Wir öffnen die Räume der Christuskirche ab sofort für die Familien, Frauen, Männer und Kinder, die aus der Ukraine in unser Land fliehen. Das Einzige, was wir jetzt können, ist zusammenhalten.“

Text: Claudia Keller
Foto(s): Claudia Keller

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