Präses Thorsten Latzel verabschiedet Andrea Vogel aus ihrem Amt als Superintendentin

Im Theater hätte man wohl von vier Vorhängen gesprochen. Lang anhaltenden Applaus spendeten die Gottesdienstbesucher und -besucherinnen, nachdem Präses Dr. Thorsten Latzel Superintendentin Andrea Vogel entpflichtet hatte. Zahlreiche Weggefährten und -gefährtinnen hatten sich an diesem Sonntag in die Buchheimer Kreuzkirche aufgemacht, um sich von der beliebten Superintendentin zu verabschieden. „Eine Menschenfischerin wie Petrus. Oder besser Petra“, nannte Latzel Andrea Vogel. „Sie sind und waren eine Netzwerkerin. Und Sie sind nicht Superintendentin geworden und haben dann Netzwerke geknüpft. Sie sind Superintendentin geworden, weil sie schon immer Netzwerkerin waren“, fuhr der Präses fort.

1986 wurde Vogel als Pfarrerin in ihr Amt eingeführt, von 2000 bis 2008 engagierte sie sich als Skriba im Kreissynodalvorstand, 2008 und 2016 wurde sie zur Superintendentin des Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch gewählt. Sie war Vorsitzende der ökumenischen Vollversammlung im Rheinisch-Bergischen Kreis. „Und Sie haben viele Reformen der Landeskirche überstanden und ich habe heute verstanden, dass die nicht immer nur toll waren“, sagte Latzel. Mit Otmar Baumberger, Ralph Knapp und Torsten Krall habe sie in den 14 Jahren als Superintendentin mit drei Synodalassessoren zusammengearbeitet. Ihr Amt habe sie ehrenamtlich ausgeübt.

Als Ordinationsspruch habe sie aus dem 1. Korintherbrief „Ein anderes Fundament kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.“ Das habe ihn überrascht, so Latzel. „Ich habe sie als ganz und gar nicht fundamentalistisch erlebt. Eher pragmatisch mit einem guten Schuss Humor und großer Menschenfreundlichkeit.“ Sie sei in der Superintendentenrunde für die Seelsorge zuständig gewesen. „Wir als Kirche sind für andere da. Das ist Ihnen immer wichtig gewesen. Wir legen nicht das Fundament für die Kirche. Das können wir gar nicht. Das gibt es ja schon.“

Mit dem Vertrauen auf diesen Grund und die geknüpften Netze könne die Superintendentin nunmehr in aller Ruhe die Arbeit im Kirchenkreis in andere Hände geben. „Ab jetzt können andere auf dieses Fundament bauen.“ Und Andrea Vogel wünschte er eine gute Zeit „beim Wandern, Lesen und Verreisen im Wohnmobil“.

Die scheidende Superintendentin bedankte sich bei ihren Weggefährten und -gefährtinnen. „Begleitung ist sehr wichtig. Dinge ändern sich oft. Dann sollte man mit anderen die Entscheidungen überdenken.“ Unterwegs sein sei wunderbar, wenn man den Grund kenne, auf dem man stehe. „Die Kirche soll ein Ort sein, an dem wir verbleiben und uns mit anderen austauschen können. Ein Ort der Seelsorge, von denen es außerhalb der Kirche viel mehr geben müsste. Und ein Ort, an dem es anders zugeht, die Suche nach Gott Gestalt annimmt.“

„Lobe den Herrn, meine Seele, und alles in mir seinen heiligen Namen!“

Vogel verwies auf den Psalm 103, der im Gottesdienst eine tragende Rolle spielte. „Lobe den Herrn, meine Seele, und alles in mir seinen heiligen Namen!  Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.“ Mit der Seele sei nichts Ätherisches gemeint. Es gehe um Lebenslust und Sehnsucht. Der Psalm sei nichts Geringeres als ein Aufruf gegen geistige Faulheit und Abstumpfung gegenüber Gott. Die scheidende Superintendentin erinnerte zur Erheiterung des Publikums auch an ihre „geliebten“ gelben Zettel auf ihrem Schreibtisch. Auf einem stehe ein Satz von Dietrich Bonhoeffer: „Im normalen Leben wird einem oft nicht bewusst, dass man unendlich mehr bekommt als man gibt.“

Stadtsuperintendent Bernhard Seiger war ebenfalls nach Buchheim gekommen und warf in seinem Grußwort einen Blick in die Vergangenheit. „Im August 2008 wurden zwei neue Superintendenten und eine neue Superintendentin in ihre Ämter eingeführt. Du in der Erlöserkirche Höhenberg-Vingst, Markus Zimmermann in Köln-Nord und ich in Köln-Süd. Damit haben 14 Jahre enger Zusammenarbeit begonnen. Wir haben – abgesehen von den Ferien – jede Woche miteinander begonnen, um die Themen und Vorgehensweisen miteinander zu besprechen. Wir haben so viel Lebenszeit miteinander geteilt und vieles gestaltet.“

Ihr sei es immer wichtig gewesen, dass sie nicht nur das rechtsrheinische Köln repräsentiert habe, sondern auch das Bergische Land. Und sie habe einen Blick gehabt für die Belastungen und Grenzen der Menschen: „Es war spürbar, dass du auf den einzelnen Menschen siehst, Grenzen erkennst und auch benennst. Das wird bleiben, dieses wache Mitfühlen. Viele wissen, dass du sie gesehen hast. Mit dieser seelsorgerlichen Art werden dich viele in Erinnerung behalten.“

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann

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