Reise durch ein Leben voller Ehrenämter: Bundesverdienstkreuz für Friedel Biebeler

Früher waren die staatlichen Auszeichnungen nur wenigen vorbehalten. „Kaisern, Königen und Heerführern“, so Stephan Santelmann, Landrat des Rheinisch-Bergischen Kreises. Das habe sich mit Gründung der Bundesrepublik Deutschland grundlegend verändert. Nun würden Menschen geehrt, die sich um das Gemeinwohl verdient gemacht hätten: Menschen wie Friedel Biebeler. Landrat Santelmann war in die Andreaskirche in Altenberg-Schildgen gekommen, um Biebeler das Bundesverdienstkreuz für ihr Jahrzehnte langes Engagement im Bereich der Diakonie zu verleihen.

Santelmann zitierte Hermann Gmeiner, Gründer der SOS-Kinderdörfer: „Alles Große entsteht nur, weil jemand mehr tut als er muss.“ Auf wenn träfe das mehr zu als auf Friedel Biebeler? „Sie sind seit 1973 durchgängig und vielfältig in diakonischen Arbeitsgebieten der Kirchengemeinde ,Evangelische Andreaskirche Schildgen‘ aktiv“, erklärte der Landrat bei der Verleihung der Auszeichnung nach dem Sonntagsgottesdienst. „Dort setzten Sie starke und nachhaltige Impulse für die Integration von Menschen mit Behinderung in Kirche und Gesellschaft. So initiierten und leiten Sie seit 1982 verantwortlich einen Freizeit-Treff von Menschen mit und ohne Behinderung“, fuhr Santelmann fort.

Ein Leben für Menschen mit Behinderung

Seit 53 Jahren begleite die verwitwete Friedel Biebeler ihre geistig behinderte Tochter. Bis zu ihrem Renteneintritt arbeitete sie im ambulanten Pflegedienst des Caritasverbandes des Rheinisch-Bergischen Kreises. Der Freizeit-Treff sei ein Ort des Austausches, des menschlichen Halts und der freundschaftlichen Begleitung. Santelmann erwähnte auch den Einsatz der Bundesverdienstkreuzträgerin für den Aufbau einer integrativen Kindertagesstätte. Nicht zuletzt dank ihres Einsatzes wurde das Gemeindezentrum Andreaskirche so ausgebaut, dass Menschen mit körperlichen Einschränkungen dort alle Veranstaltungen besuchen können. Vom Kindergottesdienst über den Konfirmanden-Unterricht bis zu den Angeboten für Erwachsene würden in der Gemeinde die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung berücksichtigt.

Großer zeitlicher Einsatz und komplett ehrenamtlich

Doch damit nicht genug: „Seit 2011 wirken Sie als sachkundiges Mitglied im Bezirksausschuss der Gemeindeleitung des Bezirks Schildgen mit. Und seit 2005 engagieren Sie sich im ,Gemeinsamen Beratungsbüro Caritas und Diakonie‘ in Schildgen.“ Dort hält Friedel Biebeler Sprechstunden für Menschen in Not ab. Sie begleitet Hilfesuchende zu Ämtern und Behörden, hilft beim Ausfüllen von Anträgen und unterstützt die Menschen bei Auseinandersetzungen mit Krankenkassen und Versicherungen. „Das geschieht unter großem zeitlichem Einsatz und komplett ehrenamtlich“, betonte Santelmann.

Und weiter ging die weite Reise durch ein Leben voller Ehrenämter. „Bis 2016 waren Sie unglaubliche 27 Jahre lang Vorsitzende und stellvertretende Vorsitzende in Eltern-, Angehörigen- und Betreuerbeiräten der Lebenshilfe Werkstätten Leverkusen/Rheinberg gGmbH. Dort gestalteten Sie die Arbeit mit Eltern, Angehörigen und Mitarbeitenden mit Behinderungen großem Maße mit führten Beratungen durch“, so der Landrat. Und: „In einer 2002 neu eröffneten Wohnstätte der Caritas Leverkusen für Menschen mit geistiger und/oder mehrfacher Behinderung, an deren Planung Sie engagiert mitgewirkt haben, sind Sie bis heute ehrenamtlich und umfassend in allen Bereichen aktiv.“

Christliche Überzeugung und Lebenshaltung

Das langjährige soziale Engagement sei Ausdruck ihrer zutiefst christlichen Überzeugung und Lebenshaltung. „Der hilfsbedürftige Mensch an sich ist Ihnen eine Herzensangelegenheit, unabhängig davon, welchen Glauben, welche Nationalität und welche Geschichte er hat. Sie begegnen jedem Menschen vorurteilsfrei, offen und arbeiten lösungsorientiert daran, Hilfe zur Selbsthilfe zu geben.“ Santelmann erinnerte daran, dass nicht nur dem Bundespräsidenten das Wirken der Verdienstkreuzträgerin aufgefallen sei. 1993 erhielt Friedel Biebeler für ihr besonderes ehrenamtliches Engagement die Ehrennadel der Stadt Bergisch Gladbach, 2020 wurde sie mit dem Kronenkreuz der Diakonie ausgezeichnet.

Nun also das Bundesverdienstkreuz, das Santelmann in einer Schatulle überreicht. Angeheftet wird es in Zeiten  von Corona nicht mehr. Zusätzlich zum Kreuz liefert das Bundespräsidialamt übrigens eine mehrseitige Handreichung mit Tipps, wie die Auszeichnung getragen werden sollte. Auch Frank Stein, Bürgermeister von Bergisch Gladbach, war in die Andreaskirche gekommen, um Friedel Biebeler zu würdigen. „Es ist das Verdienst Ihrer Generation, dass die Menschen mit Behinderung in den Blick unserer Gesellschaft genommen wurden. Ohne das Engagement von Ehrenamtlichen wie Ihnen hingen all die Profis in der Luft, die manchmal schlaue Reden halten.“ Dass viele Dinge in die richtige Richtung gegangen seien, sei nicht abhängig von Politikern und Bürokraten, sondern von ehrenamtlich arbeitenden Menschen wie Friedel Biebeler.

„Es war eine wunderbare Zeit“

Der war soviel Lob sichtlich unangenehm: „Ich möchte mich bei allen bedanken, die mich auf diesem Weg begleitet haben. Ins Herz geschlossen habe ich besonders die Gruppe des Freizeit-Treffs mit den Eltern und ihren Kindern. Wir haben viel gelacht. Und manchmal zusammen geweint. Es war eine wunderbare Zeit.“

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann

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