Renovierung der Kölner Trinitatiskirche im Filzengraben schreitet voran
Die evangelische Trinitatiskirche in der südlichen Kölner Altstadt wird innen wie außen renoviert und in Teilen umgebaut. Bereits im März haben die vom Keller bis zum Dach reichenden Arbeiten unter Corona-Bedingungen begonnen. Ende November sollen sie abgeschlossen sein, so Sammy Wintersohl, Leiter des Amtes für Presse und Kommunikation des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region, in einem Pressegespräch vor Ort. Koordiniert wird der Baubetrieb von der Antoniter Siedlungsgesellschaft mbH (ASG), der Wohnungsbaugesellschaft im Kirchenverband.
Nach Plänen von Friedrich August Stüler und unter der Leitung von Eduard Kramer in den Jahren 1857 bis 1860 errichtet, ist die Trinitatiskirche die erste eigens für den evangelischen Gottesdienst erbaute Kirche im damaligen Kölner Stadtgebiet. Im Zweiten Weltkrieg erlitt die dreischiffige Emporenbasilika schwere Schäden. 1965 konnte dieses herausragende Zeugnisse des preußisch-berlinerischen Spätklassizismus erneut seiner Bestimmung übergeben werden. Seit 1982 ist der „protestantische Dom“ denkmalgeschützt.
Der Evangelische Kirchenverband Köln und Region nutzt den Sakralbau als Kultur- und Event-Kirche. 2010 startete hier ein regelmäßiges, reichhaltiges wie vielfältiges Veranstaltungsprogramm. Es beinhaltet besondere Gottesdienstfeiern, Orgel- und andere Konzerte, Vorträge, Ausstellungen, Theateraufführungen, Tagungen und Lesungen – auch in Kooperation mit externen Einrichtungen wie der Oper Köln und dem Westdeutschen Rundfunk. Die Programm- und Organisationsleitung hat der Kirchenmusiker, Chorleiter, Dirigent und Dozent Wolf-Rüdiger Spieler inne. Konzeption und Gestaltung des Programms erfolgen in Zusammenarbeit und Abstimmung mit dem Arbeitskreis der Trinitatiskirche.
Derzeit ruht das Programm, sind die „ausgewogenen Proportionen des Innenraums“ nur zu erahnen und bleibt „die ruhige Ausstrahlung“ der von Bildhauer Kurt-Wolf von Borries entworfenen Kassetten-Decke gänzlich verborgen. Nicht nur innen dominiert ein Raumgerüst. Auch die Fassade ist komplett eingerüstet. „Wir müssen ans Dach und die Außenwände, an die historischen Fenster und die Decke ran“, fasst Architekt Michael Kress von der ASG den großen Umfang der Renovierungs- und Umbauarbeiten zusammen. Die Gesamtkosten beziffert Kress auf rund 1,8 Millionen Euro.
„Das Foyer im Erdgeschoss wird in großen Teilen in den Urzustand zurückversetzt“, erläutert Wintersohl. Dorthin wird auch der barrierefrei gestaltete Sanitärbereich verlegt. Laut Kress haben in den 1980er Jahren die stahlgerahmten Rillenfenster eine Bitumenabdichtung gegen Feuchtigkeit erhalten. Diese müsse entfernt werden und eine weitgehende Sanierung der Verglasung nach historischem Vorbild muss erfolgen. Außerdem müssen die Elektroleitungen aus den 1950er Jahren ausgetauscht, die Warmluftheizung überarbeitet und die Beleuchtungsanlage optimiert werden.
„Komplett neu gedeckt werden die Schieferdächer mit einer Gesamtfläche von 670 qm“, so Kress. Die östliche Seite ist bereits mit frischen Schieferplatten geschützt. Überarbeitet werden auch die nördliche Tuffsteinfassade (450 qm) und die verklinkerten Seiten (insgesamt 1000 qm). Der einst als Garderobenhaus im Süden angebaute und genutzte Abschnitt soll ebenerdig zu einem Lounge-Bereich mit Teeküche umgestaltet werden. Dort biete sich zukünftig auch Platz für kleinere Veranstaltungen, sagt Wintersohl, der dem Arbeitskreis Trinitatiskirche angehört. Wolf-Rüdiger Spieler kann sich gut vorstellen, hier kleine Kammerkonzerte und Lesungen durchzuführen.
Die mächtige Klais-Orgel „Opus 1643“ auf der Empore ist während der Renovierung vor Baustaub und Feuchtigkeit gut geschützt. Mitarbeitende der Bonner Orgelbauwerkstatt haben sie aufwendig verhüllt. Innerhalb der Hülle sorgen Generatoren für ein stabiles Klima. „Wir betreiben dieses Haus vor allem ideell“, betont Spieler. Die Einnahmen deckten die Kosten nur zu einem Bruchteil. Um die Klais-Orgel mit entsprechenden Aufführungen habe sich die Kirche als Spielstätte für große Chorkonzerte und kleinere Kammerkonzerte etabliert. Neben jährlich insgesamt 60 bis 70 Konzerten biete sie Raum ebenso für Events, geschäftliche und private Feiern.
Die Bestimmungen in Corona-Zeiten könnten sich auch auf die Angebote der Trinitatiskirche auswirken, denkt Spieler laut nach. So könnten sie zur Entdeckung neuer Formate führen. Dazu, dass im geräumigen Ambiente Synoden und kleine Kongresse abgehalten würden. Von der Erweiterung des Foyers verspricht er sich ein noch einladenderes Ambiente. Insgesamt hegt Spieler die Hoffnung, dass der Betrieb um bis zu zwanzig Prozent ausgeweitet werden kann.
Auch wenn Covid-19 für Verzögerungen gesorgt habe, etwa durch die verspäteten Lieferungen von Materialien aus dem Ausland, wünscht sich Spieler, die Trinitatiskirche ab Anfang Dezember wieder nutzen und mit dem geplanten Jahresprogramm fortfahren zu können. Zumindest habe das in anderen evangelischen Kirchen Kölns vorgesehene Ersatzprogramm „Trinitatis on tour“ im Juni endlich starten können. Es sieht bei freiem Eintritt Orgelkonzerte am jeweils letzten Donnerstag im Monat, jeweils um 20 Uhr, vor. Am 30. Juli gastiert Andy von Oppenkowski, Kantor der Evangelischen Kreuzeskirche in Essen, in der Antoniterkirche in der Schildergasse. Ebenfalls auf der Peter-Orgel in der Antoniterkirche spielt am 27. August Marc Jaquet, Kantor der Bonner Lutherkirche. Kantorin Annerose Rademacher wird am 24. September in der Immanuelkirche in Köln-Longerich konzertieren.
Das Jahresprogramm inklusive „Trinitatis on tour“ finden Sie auf www.trinitatiskirche-koeln.de.
Text: Engelbert Broich
Foto(s): Engelbert Broich / APK
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