Respekt, Toleranz, Nächstenliebe: Bei der Jugendverbandsvollversammlung ging es um das Thema „Werte“

„Welche Werte wollen wir vertreten? Und wie schaffen wir den Transfer dieser Werte in unsere Kirchengemeinden?“ Diese Fragen haben sich als roter Faden durch die Vollversammlung des Jugendverbandes im Haus der Evangelischen Kirche unter dem Vorsitz von Yannick Lins gezogen. Die Tagung begann mit einem Gottesdienst, geleitet durch Daniel Phan, Theologischer Referent im Jugendreferat, der das Thema Werte in Bezug zum christlichen Glauben setzte. Im Anschluss daran hörten die 28 Delegierten und zehn Mitglieder des Vorstandes einen Videovortrag zu ihrem Schwerpunktthema „Werteorientierung“, sammelten Ideen dazu und teilten sich in Interessensgruppen, um diese Ideen zu vertiefen und mit Inhalten zu füllen.

Der Jugendverband gab sich im Verlauf der Sitzung einen neuen Namen. Mit überzeugender Mehrheit bei drei Enthaltungen stimmten die Anwesenden dafür, in Zukunft statt unter dem Namen „Evangelische Jugend in Köln und Umgebung“ unter der Bezeichnung „Evangelische Jugend Köln und Region“ (EJKR) zu arbeiten. Wie Vorstandsmitglied Nadja Agreiter, Kirchenkreis Köln-Nord, erläuterte, diente dieser Schritt dazu, sich an den Namen des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region anzugleichen.

„Nächstenliebe ist ein zentraler Wert“

Die jungen Menschen loteten Werte aus, diskutierten darüber – und lebten sie gleichzeitig. Denn der Umgang der Delegierten miteinander zeugte davon, dass Nächstenliebe, Toleranz und Gemeinschaft praktisch umgesetzt wurden. Diskussionen wurden sachlich und voller Respekt geführt und zeigten Tiefe und Verständnis füreinander.

Madeleine, Delegierte aus Altenberg/Schildgen, stellte im Zuge der Ergebnispräsentationen aus der jeweiligen Gruppenarbeit das Thema „Nächstenliebe“ in den Fokus. „Nächstenliebe ist ein zentraler Wert. Sie sollte unseren Alltag prägen – nicht nur innerhalb der Kirche.“ Nächstenliebe impliziere Gleichbehandlung aller, schaffe Beständigkeit und mache handlungsfähig. Nächstenliebe sei und solle ein Grundelement der Jugendarbeit sein, betonte Madeleine.

„Nachhaltig zu agieren müsste längst eine Selbstverständlichkeit sein“

Aaron, Mitglied des CVJM, war Sprecher der Interessensgruppe „Nachhaltigkeit“. Er mahnte: „Nachhaltig zu agieren müsste längst eine Selbstverständlichkeit sein. Dieses Thema ist unausweichlich, wenn wir unsere Lebensgrundlagen erhalten wollen.“ In der Gruppe hatten die Delegierten Ideen konzipiert, um Nachhaltigkeit zu fördern und betonten, mit Blick zum Beispiel auf „Fridays for Future“, dass das Thema aus der Jugend komme. Eine Idee, so Aaron, sei es, Ausschüsse für Nachhaltigkeit in den Kirchengemeinden zu etablieren und sich zum Thema kontinuierlich fortzubilden.

Edna, Mitglied des CVJM, sowie Oliver aus der Trinitatis-Kirchengemeinde hatten sich mit ihrer Gruppe mit dem Wert „Gemeinschaft“ beschäftigt. „Gemeinschaft gibt Geborgenheit, sie macht stark, kompromiss- und konfliktfähig“, so ihr Resümee aus der Gruppenarbeit. So betonte Edna: „Die Gesellschaft, also auch die Kirche, verändert die Menschen und der Mensch verändert wiederum Kirche.“

„Bildung ist ein Grundgerüst“

Emma, aktuell absolviert sie ein Freiwilliges Soziales Jahr im Jugendreferat, sprach für die Interessensgruppe „Bildung“. Sie betonte: „Bildung ist ein Grundgerüst. Sie gibt uns die Sprache für alles Weitere.“ Bildung sei unerlässlich für die Demokratie, dafür, dass Menschen zu konstruktiven Persönlichkeiten heranwachsen können. Sie ist Grundlage für Chancengleichheit, Emanzipation und Partizipation. So erinnerte Emma daran: „Kirche hat einen Bildungsauftrag, um Gerechtigkeit sicherzustellen.“

Larissa aus der Bickendorfer Kirchengemeinde und Marc aus Dünnwald stellten die Ergebnisse zu „Toleranz“ vor. Sie schlugen einen Toleranz-Check vor, der als Orientierungshilfe innerhalb der Kirchengemeinden dienen könnte. Denn, so erklärte Marc: „Toleranz ist die Grundlage eines christlichen Wertekodexes.“ Innerhalb der Gruppe war aber auch schnell klargeworden, dass Toleranz nicht unendlich ausgedehnt werden kann. So stellten die beiden klar, keine Toleranz gegenüber Intoleranz walten lassen zu wollen.

Eine Gesellschaft auf Augenhöhe

Ein Thema, das nicht nur positiv belegt ist, präsentierten Lennart und Gabriel. Es ging um „Tradition“ und aus dem Plenum heraus wurde das Wort spontan einerseits mit „Sicherheit“, aber auch mit „Verstaubt“ verbunden. „Wie sich Tradition anfühlt, ist sehr subjektiv, aber auch vielfältig“, so das dazu passende Fazit der Gruppe. Traditionen könnten aber als Fundament dienen, um Neues zu schaffen, so Lennart.

Lena, Mitglied der Kirchengemeinde Höhenhaus, stellte „Vielfalt“ vor. „Das ist ein Wert, der in der JVV schon gelebt wird, doch auch wir können weiter daran arbeiten“, fand sie klare Worte. Sie wünsche sich eine Gesellschaft auf Augenhöhe, sieht als Grundlage dafür Bildung und eine größere Wertschätzung der Individualität aller.

Sieben Werte wurden demnach vorgestellt – fünf sollten nun daraus ausgewählt werden, um in die Arbeit der kommenden Monate als Leitmotive einzufließen. Kein leichtes Unterfangen, wie die anschließende Diskussion zeigte. Denn Werte haben Schnittmengen, es ist kaum möglich, sie zu priorisieren. Letztlich stimmte die Versammlung aber doch ab. Die Top 5-Werte sind nun Bildung, Nachhaltigkeit, Toleranz, Vielfalt und Nächstenliebe. Als Beschluss erhielt der Vorstand den Auftrag, aus der Debatte heraus Leitsätze zu entwickeln, die der JVV zukünftig als Selbstverständnis dienen soll.

Ein erneutes Arbeiten in Gruppen brachte konkrete Vorschläge. Ein Wettbewerb zum Thema „Toleranz“, Nachhaltigkeit innerhalb von Sitzungen durch regionale oder fair gehandelte Produkte, Jugendgottesdienste zur „Nächstenliebe“, Kooperationen mit Bildungseinrichtungen, die Beschäftigung mit dem Thema Inklusion waren nur einige Vorschläge, die die Jugendlichen erarbeitet hatten. Passend zur Nachhaltigkeit beschlossen die Delegierten sogleich, bei der JVV umgehend Mülltrennung einzuführen. Sie sprachen sich, bei einer Gegenstimme, außerdem dafür aus, ihre Versammlungen nicht mehr zweitägig, sondern eintägig durchzuführen.

Wahlen

Bei den Wahlen wurde Eva Löllgen als weiteres Mitglied in den Vorstand berufen.

Als Delegierte für den Kölner Jugendring wurden gewählt: Julia Körfgen, Silvana Knütter, Ramona Wilke, Aaron Welsch, Nora Korber, Leonie Nwaforoli. Vertreter sind: Arno Kühne, Oliver Lövenich.

Als Delegationsempfehlung für die Konferenz der Evangelischen Jugend im Rheinland wurden gewählt: Andrea Leding (Köln Nord), Lennart Voosen (Köln Rechtsrheinisch), Katharina Fischer (Vertretung), Leonie Nwaforoli, Madeleine Balthasar (unter Vorbehalt, Köln Süd), Ramona Wilke (Köln Mitte).

Ulrike van Lengerich, Leiterin des Jugendreferats Köln und Region, sagte gegen Ende des Tagungstages voller Begeisterung: „Dieses Gremium dient der Vernetzung der Jugendlichen und natürlich der Partizipation. Beides hat heute hier wieder wunderbar funktioniert.“

Die nächste Jugendverbandsvollversammlung findet am 16. September statt. Das Schwerpunktthema ist dann Unterstützung für Ehrenamtliche.

Text: Katja Pohl
Foto(s): Matthias Pohl

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