„Rückblick mit einem Lächeln und einer Träne“: Entpflichtung von Pfarrer Stephan Romot in Lindlar
Die Jubilate-Kirche in Lindlar war bis auf den letzten Platz gefüllt, denn Pfarrerin Jennifer Scheier begrüßte die Gemeinde „zu einem ganz besonderen Gottesdienst“. Der langjährige Pfarrer Stephan Romot wurde im Rahmen eines Gottesdienstes entpflichtet und in einen neuen Lebensabschnitt entlassen: „Den Rückblick sehen wir mit einem Lächeln und einer Träne.“ Mit dabei waren viele Wegbegleiter, Vertreter der Gemeinde und die Familie von Stephan Romot.
Der Gottesdienst war geprägt von der Verarbeitung von Unsicherheit, die durch die allgemeine Weltlage weiter verstärkt werde. So ging das erste Gebet auf Psalm 119 ein: “Öffne mir die Augen, damit ich die Wunder erkenne, die dein Gesetz enthält.“ Auch die Lesung thematisierte Gottes Fürsorge für den Menschen. Noah hatte auf seiner Arche Mensch und Tier versammelt und wartete, bis das Wasser der Sturmflut wieder verschwunden war. Gott forderte Noah auf, mit allen Tieren und Menschen die Arche zu verlassen. Gott sprach: „Ich habe meinen Bund mit euch, euren Nachkommen und allen Tieren der Erde geschlossen: Nie wieder sollen alle Wesen aus Fleisch vom Wasser der Flut ausgerottet werden, nie wieder soll eine Flut kommen und die Erde verderben.“ Als Zeichen des geschlossenen Bundes verwies Gott auf den Regenbogen, der erscheint, wenn Regentropfen noch in der Luft sind, sich die Wolken aber verzogen haben, und die Sonne wieder scheint.
Abschiedspredigt über Trennungen, Grenzgänger und Augenkontakt
Zum letzten Mal betrat Stephan Romot die Kanzel in der Jubilate-Kirche, um in seiner Funktion als Pfarrer der Gemeinde eine Predigt zu halten. Kernthema war der Ausdruck in den Augen des Menschen gegenüber: „Augen drücken offene Herzlichkeit, aber auch schwer verdauliches aus. Ich habe in viele Augen geschaut, viele Augen haben auf mich geschaut.“ Wenn Menschen Augen-Blicke miteinander teilten, werde oft eine sofortige Nähe und Verbundenheit spürbar.
In vielen Augen habe er allerdings auch Elend gesehen, besonders in Trennungssituationen: „Viel Angst spielt hier mit, Angst vor der Zukunft, Angst um die Kinder.“ Manchmal müsse das Leben allerdings neu gedeutet werden. Auch die Bibel erzähle von vielen Trennungen und radikalen Wendungen in einem Leben. „Loslassen bedeutet auch verlieren, etwas aufgeben. Auch ich muss mich jetzt trennen, trennen von dieser Gemeinde. Wir werden in einem neuen Ort sesshaft werden, wir ziehen in die Eifel.“ Stephan Romot verwies zum Schluss seiner Predigt auf die Skulptur “Auf in Aug“ der Züricher Künstlerin Marti Faber, die zwei Gesichter erkennen lässt, die einander in die Augen blicken. „Unser Gott gibt uns seinen Segen für die neue Deutung des Lebens.“
Entpflichtung durch Superintendent Torsten Krall
Nach der Lesung entpflichtete Superintendent Torsten Krall Pfarrer Stephan Romot. Dazu kamen Vertreter des Presbyteriums und der Gemeinde nach vorne an den Altar. Der Superintendent dankte Stephan Romot ausdrücklich für die geleistete Arbeit. „Ich möchte hiermit im Namen der evangelischen Kirche meine Wertschätzung ausdrücken.“ Besonders bemerkenswert fand er in einem kurzen Rückblick, dass Stephan Romot zu Beginn seiner Tätigkeit in einem Wohnmobil in der Gemeinde aufgetaucht sei und dort einige Zeit gelebt habe – und seine Zeit jetzt ebenso in einem Wohnmobil in Lindlar wieder beenden werde. „Du warst immer unterwegs und nahe bei den Menschen. Du hast Akzente gesetzt, die Menschen spüren durch dich, Gott bleibt bei ihnen.“ Stephan Romot sei ein guter Prediger, doch die wahre Predigt entstehe oft im Zwiegespräch in Situationen, wo der Seelsorger gebraucht werde. „So warst du und so bleibst du.“ Stephan Romot war auch in der Notfallseelsorge aktiv, „das wird er genau wie seine Predigten im Ruhestand fortsetzen“.
Mit guten Wünschen und Segensbitten von Gemeindemitgliedern und Vertretern des Presbyteriums wurde Stephan Romot unter starkem Beifall vom Pfarrersamt entbunden. „Gott segne dich und den Weg, den du nun gehst – alles Gute dir“, sagte Torsten Krall.
Zum Abschluss spielte der Posaunenchor „Gott stets in mir“ von John Rutter, bevor alle zu einem Empfang im Jubilate-Forum eingeladen waren, um sich zu verabschieden.
Text: Dr. Klemens Surmann
Foto(s): Dr. Klemens Surmann
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