„Stadtrundgang vom Stuhl aus“: mit kölschen Liedern und Geschichten
Es wurde geschunkelt, laut mitgesungen und bei einem kölschen Quiz – natürlich mit 11 Fragen – mitgeraten: Beim „Stadtrundgang vom Stuhl aus“ haben sich die Bewohnerinnen und Bewohner der ASG-Seniorenwohnanlage in Köln-Höhenhaus auf eine 2000-jährige Reise durch ihre Heimatstadt Köln gemacht – mit Kaffee und Waffeln. Hier erfuhren auch die ältesten Bewohnerinnen und Bewohner Kölns von Stadtführer Uli Kievernagel noch viel Neues und durften in Bildern und vor allem musikalisch in Erinnerungen schwelgen.
Das Sozialmanagement der Antoniter Siedlungsgesellschaft mbH (ASG) im Evangelischen Kirchenverband Köln und Region in Kooperation mit dem Seniorennetzwerk hatte die Veranstaltung organisiert.
„Ich möcht zo Foß noh Kölle jon!“
„Wir kam dat Schmitze Billa eigentlich an die Poppelsdorfer Villa?“, „Was hatte Griet gegen Jan?“, „Wie war das Verhältnis der Stadtgründerin Agrippina zu den Männern?“, „Welche typisch kölschen Schimpfwörter gibt es?“, „Wie lange liebte der treue Husar sein Mädel?“ Auf diese und noch mehr Fragen wussten die Seniorinnen und Senioren fast immer eine Antwort. Neu war ihnen allerdings, dass zum Beispiel das Lied von Willi Ostermann „Heimweh noh Kölle“ zum ersten Mal auf dessen Beerdigung 1936 gesungen wurde und von den Einnahmen durch den Verkauf der Platte der Willi-Ostermann-Brunnen in der Kölner Altstadt finanziert wurde. Übrigens, das Lied mit dem Refrain „Ich möcht zo Foß noh Kölle jon!“ wurde von den Nazis als „wehrkraftzersetzend“ verboten, weil das darin zum Ausdruck gebrachte sehnsuchtsvolle Heimweh nicht zu den verlangten Durchhalteparolen im Krieg passte.
„Die älteren Menschen brauchen die Gemeinschaft“
Uli Kievernagel, genannt „der Köln-Lotse“, hatte die Idee zu der virtuellen und interaktiven „Stadtführung vom Stuhl aus“ vor einem Jahr, als sein Vater in ein Altenheim kam. „Die Lieder, die da sonst so gesungen werden, sind nicht gerade der Geschmack meines Vaters. Da kam mir die Idee, eine Stadtführung mit kölschen Liedern anzubieten.“ Das Konzept ging 100-prozentig auf: Die Seniorinnen und Senioren der ASG-Wohnanlage waren schlichtweg begeistert.
Die Mitarbeitenden des ASG-Sozialmanagements Frank Nieder und Heike Kohr freuten sich, „ihre“ Seniorinnen und Senioren so ausgelassen zu erleben. „Wir konnten über zwei Jahre coronabedingt entweder gar keine Veranstaltungen anbieten, oder wir mussten damit rechnen, kurzfristig wieder absagen zu müssen. Das war sehr frustrierend – nicht nur für die Teilnehmenden, auch für uns“, so Nieder. „Die älteren Menschen brauchen die Gemeinschaft. Und mit kölscher Musik und Geschichten kann man sie am besten erreichen und glücklich machen“, ergänzte Kohr.
Als Höhepunkt wurde am Schluss sogar noch der Nubbel verbrannt. Vorher musste sich natürlich jede und jeder eine rote Pappnas aufsetzen, um dann bei der traditionellen Litanei „Wer ist schuld?“, laut mitzurufen: „Der Nubbel ist schuld!“
Wer dieses Event – das übrigens nicht nur ältere Menschen anspricht – buchen möchte, findet weitere Infos unter www.koeln-lotse.de.
Text: Susanne Hermanns
Foto(s): Susanne Hermanns
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