„Wir brauchen die Pluralität innerhalb der Kirche“: Pfarrerin Stefanie Maria Houben ordiniert

Es war eine eindrückliche Predigt, die Pfarrerin Stefanie Maria Houben in ihrem Ordinationsgottesdienst in der Heilig-Geist-Kirche in Bergisch Gladbach-Hand hielt. Darin plädierte die 37-Jährige für einen offenen und toleranten Umgang miteinander, sprach sich nachdrücklich gegen Rassismus und Antisemitismus und für eine Kirche der Pluralität und Diversität aus. „Das Wort Gottes darf nicht zur Waffe für einen Angriff werden“, hob sie hervor.

Eine Diskussion zu den Themen Diversität und Antirassismus müsse dringend geführt werden, es brauche Offenheit gegenüber Menschen jüdischen Glaubens und interreligiösen Dialog. „Im Wirrwarr aus Meinungen und Verletzungen sollten wir uns immer fragen, ob wir dem anderen eigentlich gerade gut zuhören. Und ob wir uns der Resonanz Gottes öffnen. Denn er hat den großen Heilsplan, ist immer auch der Rettergott“, ist die Theologin überzeugt. Das Hören auf Gott sei ein Verheißungsflüstern, sich ihm zuzuwenden keine Unterwerfung, sondern freiwillige Hingabe. „Wir sollen und dürfen Gottes Wort achten und pflegen.“

Glaube als Quelle der Kraft

Diese Balance zwischen der, für den Menschen nicht in Worte zu fassenden, Kraft des Schöpfers und dem liebenden Gott, der Geborgenheit schenkt, prägt den Glauben von Pfarrerin Stefanie Houben. So passte auch der Liedtext, den sie in ihrer Predigt zitierte, perfekt. Die nigerianische Aktivistin Joy Oladokun singt in ihrem Song „Let it be Me“ davon, dass sie den allmächtigen Gott bittet, sie von ihren Wunden zu heilen und als Tochter zu erwählen – gerade so, wie sie ist, mit all ihren Schmerzen und Fehlern.

Den Glauben als Quelle der Kraft für Dienst und Alltag thematisierte auch Superintendentin, Pfarrerin Andrea Vogel in ihrer Ansprache, bevor sie ihre letzte Ordination vor ihrem Ruhestand vollzog und Pfarrerin Stefanie Houben unter den Segen Gottes stellte. „Gott stabilisiert uns innerlich. Das ,miteinander auf sein Wort hören‘ bereichert die Gemeinde ebenso wie die Pfarrerinnen und Pfarrer. Es bildet das Fundament unseres Lebens.“ Das „gut aufeinander hören und die liebevolle Zuwendung“, die Pfarrerin Houben in ihrer Predigt ansprach, thematisierte auch Superintendentin Andrea Vogel in der Ordinationsansprache. „In unserem Dienst geht es darum, sich immer neu bewusst zu werden, was ich an meinem Gegenüber wahrnehme.“

„Verliebt in die Theologie“

Dieses Erforschen anderer, aber ebenso die Selbstprüfung, ist Pfarrerin Stefanie Houben ein Anliegen. Sie studierte nach einigen Semestern Philosophie schließlich Theologie in Bonn und an der Kirchlichen Hochschule in Wuppertal. Ein Religionslehrer hatte, während sie sich noch der Philosophie widmete, in einem Gespräch gesagt, dass Pfarrerinnen und Pfarrer gerade sehr gebraucht werden. „Und plötzlich lag mein Weg klar vor mir“, blickt die Theologin zurück. Der Glaube gehörte da zwar schon zu ihrem Leben, doch das Studium brachte sie dazu, sich „wirklich in die Theologie zu verlieben“. Die neueren Forschungen zum Alten Testament faszinierten sie, sie lernte spannende Menschen kennen und genoss schließlich ihr Vikariat in Bergisch Gladbach-Hand, in einer, wie sie sagt „wunderbar offenen und herzlichen Gemeinde, die niemanden ausgrenzt.“

In Bergisch Gladbach-Heidkamp wird sie nun zunächst mit einer halben Stelle tätig sein, Gottesdienste halten und darauf hinwirken, dass die Gemeinde als ein offenes System wahrgenommen wird, in dem sich jeder wohlfühlen kann. Die andere Hälfte des Dienstes widmet sie der Krankenhaus-Seelsorge im städtischen Klinikum Köln-Merheim als Teil eines ökumenischen Teams.

Text: Katja Pohl
Foto(s): Matthias Pohl

Der Beitrag „Wir brauchen die Pluralität innerhalb der Kirche“: Pfarrerin Stefanie Maria Houben ordiniert erschien zuerst auf Evangelischer Kirchenverband Köln und Region.