„Wir sind bunt, wir sind transkulturell“: Video #LeaveNoOneBehind thematisiert Migration
Der Arbeitskreis Migration im Evangelischen Kirchenverband Köln und Region hat kurz vor der Bundestagswahl ein Video produziert, in dem verschiedene Menschen aus Köln zu Wort kommen. Dem Arbeitskreis gehören Vertreter und Vertreterinnen unterschiedlicher Gemeinden und Einrichtungen der evangelischen Kirche in Köln und Region an, die sich auf verschiedene Art und Weise mit den Themen Migration, Integration und Transkultur beschäftigen und in vielerlei Hinsicht in diesen Themenfeldern aktiv sind. Gesellschaftspolitisches Engagement gehört zum Wesen der evangelischen Kirche. Wir sind Teil einer gesellschaftlichen und politischen Kultur, die eine bunte, diverse und solidarische Gesellschaft mitgestaltet.
Begegnungen mit Menschen aus anderen Ländern und Kulturen bereichern. „Wenn meine Kultur und die Kultur, die jemand anders mitbringt, sich begegnen, dann entsteht etwas Neues. Das ist der Gedanke von Transkultur“, sagt Miriam Haseleu, Sprecherin des Arbeitskreises und Pfarrerin in Köln-Nippes.
„Wir haben Platz“
Aus der evangelischen Grundüberzeugung, dass alle Menschen gleich an Rechten und Würde sind und jedes Menschenleben zählt, entsteht auch der Einsatz für alle, die aus ihrer Heimat flüchten müssen, die dort nicht sicher sind und denen ein sicheres und menschenwürdiges Leben zu oft verwehrt bleibt. „Leave no one behind“ und „Wir haben Platz“ sind wichtige Statements, die der Arbeitskreis Migration und viele Akteure und Akteurinnen der evangelischen Kirche in Köln und Region mit anderen zivilgesellschaftlichen Institutionen teilen. Konkret wird dieser Einsatz z.B. im Kirchenasyl, von dem im Film auch erzählt wird, in transkulturellen Begegnungsprojekten wie dem WiNHaus International in Köln-Nippes und in der beratenden und politischen Unterstützung von Geflüchteten z.B. durch die Diakonie und den Kölner Flüchtlingsrat e.V., dessen Geschäftsführer Claus-Ulrich Prölß im Video auch zu Wort kommt. Momentan besonders aktuell ist der Einsatz für die Menschen, die in Afghanistan in höchster Gefahr sind. „Wir brauchen ein Aufnahmeprogramm“, fordert Prölß.
„Migration gehört seit über 2000 Jahren zur Kölner DNA“
Die Stimmen im Video sind vielfältig: Beispielsweise sagt Reinhild Widdig, Mitglied des Runden Tisches für Integration und Pfarrerin: „Eigentlich hat sich gezeigt, dass sich das Kirchenasyl in jedem Fall immer gelohnt hat. Die Menschen sind heute alle in Berufen oder haben eine Familie gegründet und sind hier gut angekommen.“ Die Oberbürgermeisterin Stadt Köln, Henriette Reker, meint: „Migration gehört seit über 2000 Jahren zur Kölner DNA.“ Die Sozialarbeiterin Helene Batemona-Abeke berichtet von den rassistischen Erfahrungen, die sie immer wieder machen muss, und betont die gemeinsame Verantwortung, Alltagsrassismus zu überwinden. Und Mowaffaq Abdulmati, Arabischlehrer und Mitorganisator WiNHaus International berichtet: „Zum Thema Demokratie habe ich sehr viel gelernt.“
#LeaveNoOneBehind – einen Eindruck davon, wie die evangelische Kirche in Köln und Region sich an vielen Stellen für diesen Grundsatz einbringt, und wie bunt und divers sie selbst ist, gibt es im Video.
Der gesamte Text zum Nachlesen:
Zum Thema Demokratie habe ich sehr viel gelernt. – Mowaffaq Abdulmati, Arabischlehrer und Mitorganisator WiNHaus International
Da haben wir jetzt seit Jahren immer eine Person im Kirchenasyl. – Reinhild Widdig, Mitglied des Runden Tisches für Integration / Pfarrerin
Ja, alle Institutionen, es ist eine Aufgabe für jeden Mensch, sich auseinanderzusetzen mit diesem schrecklichen Thema. – Helene Batemona-Abeke, Sozialarbeiterin Pamoja Afrika e.V. Köln
Was wir derzeit unbedingt brauchen in Deutschland, sind Aufnahmeprogramme für Fliehende und Geflüchtete. – Claus-Ulrich Prölß, Geschäftsführer Kölner Flüchtlingsrat
In der evangelischen Kirche geht es um Gemeinschaft und in dieser Gemeinschaft ist jeder willkommen, so wie er/sie ist – mit allen Besonderheiten. Und das schließt natürlich auch alle Menschen aller Kulturen ein. – Miriam Haseleu, Sprecherin des Runden Tisches für Flüchtlingsfragen / Pfarrerin
Ganz am Anfang war ich irgendwie eintönig und da habe ich gedacht, was habe ich gedacht, was machen sie dann, wieso brauchen wir sie lange, um eine Entscheidung zu treffen und was diskutieren sie immer wieder und ich dachte: Oh Gott, ja, mach einfach das. Da habe ich ganz am Ende verstanden, das ist die Demokratie. – Mowaffaq Abdulmati, Arabischlehrer und Mitorganisator WiNHaus International
Wer Fortschritt und eine globale Wirtschaft befürwortet, der braucht auch Migration. Migration gehört seit über 2000 Jahren zur Kölner DNA. – Henriette Reker, Oberbürgermeisterin Stadt Köln
So haben wir jetzt seit Jahren immer eine Person im Kirchenasyl, meistens ist das für ein halbes Jahr oder dreiviertel Jahr – je nachdem. Wir haben dort Platz geschaffen, weil uns das wichtiger schien, dass ein Mensch Platz hat, als dass der Pfarrer sich sonntags in Ruhe umziehen kann. – Reinhild Widdig, Mitglied des Runden Tisches für Integration / Pfarrerin
Ich komme aus Eritrea und ich bin nach Deutschland von Eritrea in den Sudan von Sudan über die Wüste nach Libyen von Libyen über Mittelmeer nach Europa erreicht. – Haben Yohans, Geflüchteter / fand Schutz im Kirchenasyl
Jetzt, wo die Evakuierungsaktion der Bundeswehr zu Ende ist, sind viele Menschen in Not in Afghanistan verfolgt. Viele sind untergetaucht und wissen nicht mehr weiter. – Claus-Ulrich Prölß, Geschäftsführer Kölner Flüchtlingsrat
Alltagsrassismus – für mich bedeutet das, wenn man auch mit Rassismus konfrontiert wird. Beispiel: Man steigt in die Bahn, sitzt, und zack wird man gefragt: Wo kommst du her, wo gehst du hin, wie fühlst du dich in Deutschland oder du bist super gut integriert, du hast eine Fahrkarte gekauft. – Helene Batemona-Abeke, Sozialarbeiterin Pamoja Afrika e.V. Köln
Menschen bewegen sich nicht nur innerhalb ihrer Herkunftstaaten, sie tun dies aus den unterschiedlichsten Gründen. Entweder leben sie für eine ganze Zeit oder auf Dauer in anderen Ländern – manchmal geplant und auch viel zu oft schicksalsgetrieben. – Henriette Reker, Oberbürgermeisterin Stadt Köln
Und die Idee von der Transkultur ist, das wenn ich jemandem begegnen, der aus einer anderen Kultur kommt, der eine andere Kultur mitbringt als ich, entsteht etwas Neues und dieses Neue, das interessiert mich. – Miriam Haseleu, Sprecherin des Runden Tisches für Flüchtlingsfragen / Pfarrerin
Und wenn ich jetzt in den Irak gehen würde, denke ich, sie kennen dieses Wort Demokratie und es gibt Demokratie und demokratische Regierung, aber das stimmt nicht. Was ich hier gelernt habe, es ist ganz anders. – Mowaffaq Abdulmati, Arabischlehrer und Mitorganisator WiNHaus International
Eigentlich hat sich gezeigt, dass sich das Kirchenasyl in jedem Fall immer gelohnt hat. Die Menschen sind heute alle in Berufen oder haben eine Familie gegründet und sind hier gut angekommen. – Reinhild Widdig, Mitglied des Runden Tisches für Integration / Pfarrerin
Wir sind mehr als das, was man vielleicht manchmal von evangelischer Kirche denkt: Wir sind bunt, wir sind transkulturell. – Miriam Haseleu, Sprecherin des Runden Tisches für Flüchtlingsfragen / Pfarrerin
Ich mache jetzt momentan eine Ausbildung bei den Ford-Werken als Metalltechniker und ich bin fast fünf Jahre in Deutschland. In Deutschland fühle ich mich gut, ich habe auch hier eine Familie gefunden, die mich auf meinem Weg begleitet. – Haben Yohans, Geflüchteter / fand Schutz im Kirchenasyl
Eine Metropole wie Köln profitiert seit Jahrhunderten davon, dass Menschen zuziehen, dadurch entsteht eine vielfältige Gesellschaft. Das ist eine große Chance für die Stadt und kein reines Migrationsthema. In jedem Fall gilt, wir alle müssen aufmerksam und wehrhaft bleiben und jeder Form von Diskriminierung und Ausgrenzung eine klare Absage erteilen. – Henriette Reker, Oberbürgermeisterin Stadt Köln
Deswegen brauchen wir ein Aufnahmeprogramm, um diese Menschen unbürokratisch und schnell nach Deutschland zu holen und sie zu retten. – Claus-Ulrich Prölß, Geschäftsführer Kölner Flüchtlingsrat
Es gibt sehr viele Sachen, die mich überraschen, dass die hier in Deutschland gerade laufen und die Deutschen auf der anderen Seite, die werden wir auch überrascht, was sie von mir hören. – Mowaffaq Abdulmati, Arabischlehrer und Mitorganisator WiNHaus International
Es ist die Zeit gekommen, wo man auch die andere Beziehung der Geschichte erfährt und auch, wie gesagt, die Aufarbeitung des Kolonialismus, weil das führt auch zu Rassismus. – Helene Batemona-Abeke, Sozialarbeiterin Pamoja Afrika e.V. Köln
Was ich aber noch auch von einem besonders gelernt habe, war Gastfreundschaft. Derjenige kam jedes Mal, wenn ich in die Kirche komme: Dann sagt er, komm setz dich und bot mir eine Tasse Kamillentee und eine halbe Banane an. Mit einem Mal war er der Gastgeber und ich habe verstanden, dass das eine innere Haltung ist. Ganz egal, wo man hin gespült wird, kann man sich die bewahren und dieser Mensch hatte sehr viel Würde und davon habe ich vielleicht am meisten mitgenommen. – Reinhild Widdig, Mitglied des Runden Tisches für Integration / Pfarrerin
Wir tragen Verantwortung für unser Miteinander, für unsere Gemeinschaft und so ist evangelische Kirche auch immer politisch – und zwar nicht im spaltenden oder parteipolitischen Sinne, sondern im Sinne der Gemeinschaft: #LeaveNoOneBehind – Miriam Haseleu, Sprecherin des Runden Tisches für Flüchtlingsfragen / Pfarrerin
Text: APK
Foto(s): APK
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