Archivale Juli: Ein unerwarteter Fund

Bei Aufräumarbeiten im Magazin stößt man manchmal auf Unerwartetes. So entdeckte Stefanie Sternemann einen kleinen schmalen, blaufarbigen Einband ohne Titel. Im Inneren befindet sich ein gefalteter Druck übertitelt mit „Abbildung des denkwürdigen Festaufzuges zu Leipzig am Gedächtnistag der Reformation den 31.October im Jahr 1830“. Es ist eine Miniaturdarstellung des Rollbildes vom Illustrator und Kupferstecher Christian Gottfried Heinrich Geißler (1770-1844), welches den Festzug darstellt, der in Erinnerung an das Augsburger Bekenntnis 1530, in Leipzig im Jahr 1830 unter reger Beteiligung des Militärs, der Geistlichkeit, der Handwerkszünfte und Vertretern der Universitäten und Schulen durchgeführt wurde.

1830 fand das 300. Jubiläum der confessio augustana statt, die Philipp Melanchton auf dem Reichstag zu Augsburg Kaiser Karl V. übergab. Die Schrift unterteilt sich in 28 Artikel, die sich im ersten Teil mit den Hauptartikeln des Glaubens und der Lehre und im zweiten Teil kritisch mit den Regelungen in der Kirche auseinandersetzen. Kaiser Karl V. ließ das Augsburger Bekenntnis durch Johannes Eck widerlegen und bestätigte das Wormser Edikt. Nichtsdestotrotz übernahmen verschiedene Fürsten die Schrift für sich und ihr Fürstentum und bildeten den Schmalkaldischen Bund unter der Führung von Hessen und Kursachsen.

Festzug zum 300. Jubiläum in 32 kolorierten Radierungen

Das Rollbild von Christian Geißler hält den Festzug zum 300. Jubiläum in 32 kolorierten Radierungen fest, die zusammen eine über 18 Meter lange Papierbahn ergeben. Die vorliegende Darstellung des Kupferstichs hingegen misst die Maße 50×39 cm. Unter den Bildern findet sich eine handschriftliche Erklärung zum dargestellten Zug. Sie beginnt oben links, wobei die Erläuterungen nicht auf jedes Bild eingehen. Die Reihenfolge der Mitglieder des Zuges lässt sich bei näherer Betrachtung auch durch die Blickrichtungen der dargestellten Personen und Fahnen erkennen. Die verschiedenen teilnehmenden Gruppen lassen sich anhand ihrer Kleidung und Fahnen identifizieren. Als Hilfestellung verfügt jedes Bild über eine im Original handschriftliche Benennung der gezeigten Gruppe als Beispiel die Gruppe der Zöglinge in langen blauen Mänteln und weißen Hosen sowie einer Kopfbedeckung.

Vermutlich erhielt die evangelische Gemeinde Köln dieses Werk als Geschenk und so gelangte er ins Archiv des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region. Hier wird der historische Altbestand der evangelischen Gemeinde Köln aufbewahrt.

Text: Stefanie Sternemann
Foto(s): Stefanie Sternemann

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