Die Zeiten des Umbruchs als Chance erkennen

Nachrichten von der Kreissynode des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch

Ist eine Videokonferenz mit mehr als 100 Synodalen machbar? Sie ist machbar, wie die Mitglieder der Kreissynode des Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch bei ihrer virtuellen Herbstzusammenkunft unter Beweis stellten. Superintendentin Andrea Vogel fasste es so in ihrem Bericht zusammen: „Die Corona-Krise hat uns vor Augen geführt, wie viel Potential die Menschen aktiv und kurzfristig aufbringen können, um Freiheiten zu bewahren und die kommunikative Gemeinschaft des Evangeliums auch unter veränderten Bedingungen zu leben.“ Teilgenommen haben an dieser Herbstsynode 110 Abgeordnete von insgesamt 117 Synodalen.

Andacht

Dr. Rolf Theobold hielt die Andacht

Zu Beginn der Herbstsynode fand – wie gewohnt, doch auch unter veränderten Bedingungen – die Andacht statt. Gehalten von Dr. Rolf Theobold, Pfarrer an der Pauluskirche und der Lukaskirche in Köln-Porz, reisten die Synodalen für kurze Momente in die deutsche Vergangenheit. So ging es in dem, vorher in der Pauluskirche aufgezeichneten Film zum Volkstrauertag, um die Teufelshöhle, die nahe der oberfränkischen Stadt Pottenstein Besucher zum Staunen einlädt.

Dort gibt es eine Gruppe von Tropfsteinen, die „Kreuzigungsgruppe“ genannt wird. Beim Besuch des Kölner Pfarrers in der Höhle habe der Touristenführer davon gesprochen, dass es natürlich in der Höhle keinen Teufel gebe, nie gegeben habe. „Doch“, widersprach der Theologe ihm nun in der Andacht: „auch dort hat es einen Teufel gegeben. Bergbauingenieur Hans Brand hat nicht nur die Höhle 1922 entdeckt, sondern später als SS-Standartenführer dafür gesorgt, dass KZ-Häftlinge im Zuge von Zwangsarbeit die Höhle für die Besucher ausbauten.“ „Vernichtung durch Arbeit“, nannte der Theologe diesen Teil der Geschichte, die mittlerweile droht, in Vergessenheit zu geraten. Diese Erinnerung werde aber gebraucht, so der Pfarrer, um „den Schmerz darüber zuzulassen, damit er zu einer Kraft für das Leben wird.“ Eine Kreuzigungsszene sei nie schön, doch sie sei ein Symbol für den Durchbruch des Lebens, das dem Tod die Macht raubt. „Christ ist auferstanden“ war denn auch das Lied, das der Porzer Pfarrer Walter Kunz am Anschluss an die Andacht in Gedenken an die im Vorjahr verstorbenen Pfarrer im Kirchenkreis Rechtsrheinisch, anstimmte.

Grußwort der Landeskirche

Oberkirchenrat Bernd Baucks

In seinem Grußwort ging Bernd Baucks, Oberkirchenrat der Evangelischen Kirche im Rheinland, auf die Visite der Kirchenleitung in den vier Kölner Kirchenkreisen im Spätsommer ein. Beeindruckt habe die Gäste die große Zahl der Prädikanten, die deutlich mache, dass die Gemeinden den Menschen Möglichkeiten schaffen, sich aktiv, konstruktiv und kreativ einzubringen. „Auch wenn wir angesichts der Corona-Pandemie gerade meist in digitalen Quadraten und Rechtecken leben und uns mit schwindenden Mitgliederzahlen auseinandersetzen müssen. Diese Veränderungen fordern uns auf, sie zu gestalten, damit Kirche trotzdem stattfindet“, erklärte er, natürlich auch mit Blick auf Synoden in Form von Zoom-Meetings. Um ein Zeichen zu setzen, dass Kirche stattfindet, werde es in der Weihnachtszeit Beilagen in den Zeitungen geben, um die Weihnachtsbotschaft auf diesem Weg zu den Menschen zu bringen, kündigte der Oberkirchenrat an.

Wahlen

Im Zuge der anschließenden Wahlen wählten sie Pfarrerin Kerstin Herrenbrück (Köln-Höhenhaus) erneut zur 1. Stellvertretenden Skriba. 2. Stellvertretender ist Pfarrer Carsten Bierei (Bergisch Gladbach).

Als Synodalälteste bis 2028 bestimmten die Abgeordneten: Bernd Flamming (Köln-Höhenhaus), Manguela Fokuhl (Köln-Porz), Silke Hörstgen (Bensberg).
Zu Synodalältesten bis 2024 wurden gewählt: Hartmut Melenk (Köln-Höhenhaus), Jörg Rehnitz (Köln Dellbrück/Holweide).

Als stellvertretende Synodalälteste fungieren bis 2028: Andy Rudziewski (Mülheim am Rhein), Joachim Ruppersberg (Köln-Rath-Ostheim).

Bis 2024 wurden ebenfalls zu Stellvertretern bestimmt: Jörg Schröder (Brückenschlag-Gemeinde Köln Flittard/Stammheim), Norbert Wingensiefen (Bergisch Gladbach).

Weitere Stellvertreterin: Heike Wilhelm (Bergisch Gladbach).

Bericht der Superintendentin

Superintendentin Andrea Vogel

Auch Superintendentin Andrea Vogel griff das Thema Corona und die sich daraus ergebenden Veränderungen in ihrem Bericht auf. „Noch 2019 hatten wir auf der Synode besprochen, wie Kirche unter dem Stichwort ,Erprobungsräume‘ sanft umgebaut werden kann, um die Zukunft zu sichern. Und nur Monate später bewegte uns im Wesentlichen die Frage, „Was dürfen wir überhaupt noch?‘. Die Pandemie stellte plötzlich alles Vertraute in Frage“, begann die Pfarrerin ihren Bericht. Dass die Kirche sich nach diesem Jahr nachhaltig verändern werde, stehe fest: „Die Corona-Pandemie schafft eine Situation, die drei menschliche Kernbedürfnisse bedroht: Beziehung, Sicherheit und Autonomie. Wie sollen wir also reagieren?“

Rückblickend beschrieb die Superintendentin die Zeit des ersten Lockdowns als ein unmittelbares Bündeln von Kräften: „Es gab ein intensives Nachdenken und einen intensiven Austausch – in den Gemeinden und zwischen den Gemeinden. Es wurden andere, kommunikative, Gottesdienstformen entwickelt, Ideen ausprobiert. Gottesdienste im Netz, Open Air-Gottesdienste vor den Kirchen oder an ungewöhnlichen Orten. Andachten an der Wäscheleine, geistliche Impulse mit Giveaways vor den Kirchen. Presbyter und Presbyterinnen, Mitarbeitende, Interessierte von außen, Kirchenmusiker und Kirchenmusikerinnen: sie alle fanden neue und andere Wege, Gottesdienst gemeinsam zu feiern.“

Wie wichtig in einer solchen Zeit Seelsorge ist, wurde beim ersten Lockdown schnell deutlich, denn vor allem das Angebot der Telefonseelsorge war sehr nachgefragt. Seelsorge erlebe eine neue Wertschätzung, betonte die Theologin. „Darum ist die seelsorgerische Arbeit innerhalb unserer Kirche notwendig und systemrelevant.“

Natürlich kommt auch eine Institution wie die Evangelische Kirche nicht an der Digitalisierung vorbei. Gerade in den vergangenen Monaten gab es einen „Digitalisierungsschub in den Gremien“ – eine gute Lösung, mit dem Nachteil, dass persönliche Kontakte auf der Strecke bleiben. Ein Kritikpunkt, den auch die Synodalen im Zuge der Synode äußerten: In den Pausen fehlte das Gespräch. Eine Chat-Funktion ersetzt eben nicht den persönlichen Austausch.

Gute Lösungen erhofft sich die Superintendentin auch als Resultat der Visite der Kirchenleitung. „Bürokratische Hürden, die eine Zusammenarbeit der Gemeinden erschweren, sollten beseitigt werden, die Abläufe einfachere Strukturen erhalten. Das haben wir thematisiert.“

Und wie kann die Zukunft der Kirche Köln-Rechtsrheinisch aussehen? „Wir werden danach fragen müssen, wie eine Zusammenarbeit mit den Menschen und eine Vernetzung von Angeboten möglich ist. Dabei wird die Frage eine entscheidende Rolle spielen, wie Kirche ein Begegnungs-, Hoffnungs- und Trostraum für Menschen in unserer Region, in unserer Gesellschaft bleiben kann. Neues entsteht oft aus Umbrüchen“, blickte die Pfarrerin auf die kommenden Jahre und dankte allen Mitarbeitenden in den Gemeinden für ihre Bereitschaft, neue Wege zu finden.

Evangelische Kirchengemeinde Köln-Porz

Den Bericht aus der Gemeinde Köln-Porz gab der Vorsitzende des dortigen Presbyteriums, Henning Schützendorf. Er erläuterte, dass sich die Mitglieder der Gemeinde an den Plänen der Stadt Köln, die Porzer Innenstadt zu beleben, beteiligen und der Kontakt zur katholischen Schwestergemeinde in Porz sehr gut sei. Innovative Gottesdienstformen und die interreligiöse Ökumene kennzeichneten das Gemeindeleben ebenso wie musikalische Angebote, das Fest der „Kinder Abrahams“ und die Vortragsreihe „Porz, was glaubst du?“. Rund um die Lukaskirche solle ein „Dorf in der Stadt“ entstehen, führte der Vorsitzende aus: „Als Mittelpunkt eines christlich-diakonischen Quartiers.“ Auch auf die gute Jugendarbeit verwies der Vorsitzende, die unter anderem seit 2017 durch den Jugendreferenten Jakob Hausmann geprägt wird.

Finanzen

Den Jahresabschluss 2019 trug Ursula Hölzer, langjähriges Mitglied der Kreissynode, vor. So weist der Jahresabschluss 2019 ordentliche Erträge in Höhe von 1.011.021,93 Euro aus. Die Ausgaben beliefen sich auf 897.644,65 Euro. „Das Plusergebnis des Haushalts in Höhe von 109.579,70 Euro inklusive der Finanzerlöse ergibt sich durch Nichtinanspruchnahme von Mitteln und Einsparung von Umlagekosten“, berichtete Ursula Hölzer, bisherige stellvertretende Finanzkirchmeisterin.

Finanzkirchmeister Jörg Rehnitz

Auf dieser Herbstsynode wurde zum ersten Mal ein Doppelhaushalt für 2021/22 beschlossen. Die Synodalen befürworteten diesen Beschlussvorschlag mehrheitlich, der durch Finanzkirchmeister Jörg Rehnitz erläutert wurde. Beraten wurde der Entwurf des Haushalts sowohl durch den Finanzausschuss im Herbst 2020, als auch durch den Kreissynodalvorstand. Er sieht für 2021 bei Erlösen von 985.582 Euro und Aufwendungen von 971.77 Euro einen Überschuss von 16.805 Euro vor. Für 2022 liegt die geplante Summe der Erlöse bei 995.882 Euro und die geplanten Aufwendungen bei 974.804, sowie ein geplanter Überschuss bei 24.078 Euro.

Bei der Bestimmung der kreiskirchlichen Kollekten stimmten die Synodalen den vorgeschlagenen Empfängern zu. Bedacht werden demnach im kommenden Februar die Mülheimer beymeister, im Juni 2021 das Evangelische Hospiz am Evangelischen Krankenhaus Bergisch Gladbach und der Kirchenkreis Kalungu im Kongo im Dezember dieses Jahres.

Theologischer Ausschuss – Antisemitismus

Zum Abschluss der Sitzung berichtete Dirk Vanhauer, Pfarrer in Köln Porz-Wahnheide von der Arbeit des Theologischen Ausschusses, der in seinen Tagungen ein Papier zum Thema Antisemitismus formulierte. „Antisemitismus ist nach wie vor präsent in unserer Gesellschaft. Dem müssen wir entgegenwirken“, hob der Pfarrer hervor. Die Ergebnisse der Sitzungen des Theologischen Ausschusses sollen im Februar in einer Zoom-Konferenz vorgestellt werden, darüber beraten werden die Abgeordneten bei der Sommersynode 2021.

Der Termin für die Kreissynode im Sommer wurde auf Freitag, 28. Mai 2021 festgelegt. Zur Herbstsynode wird für Samstag, 13. November 2021, eingeladen.

 


Stichwort Kirchenkreis Köln-Rechtsrheinisch

Dieser Kirchenkreis bildet mit 18 Kirchengemeinden im rechtsrheinischen Köln, in Altenberg, Bergisch Gladbach, Kürten, Lindlar und Rösrath den größten Zusammenschluss innerhalb des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region. In seinen Gemeinden leben etwa 88.800 Mitglieder.

Text: Katja Pohl
Foto(s): Katja Pohl / APK

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