Ein neues Zentrum für Heidkamp – Ausstellung „Kirche im Wandel“

Was soll aus dem Gebäude der evangelischen Kirchen „Zum Frieden Gottes“ werden? Mit diesem Kernthema beschäftigt sich die Gemeinde in Bergisch Gladbach Heidkamp bereits seit mehreren Jahren. In Zusammenarbeit mit Architekturstudierenden der TH Köln wurden jetzt 15 Entwürfe zur Neuordnung, Umnutzung, Sanierung und Erweiterung des Kirchengebäudes im Rahmen einer Vernissage und anschließenden Ausstellung vorgestellt. Pfarrerin Jennifer Scheier begrüßte die Gäste der Vernissage und freute sich über die „erste schöne große Veranstaltung hier bei uns seit Langem.“

Zusammenarbeit von Gemeinde und Wissenschaft

Bernd Hagemann engagiert sich schon lange in seiner Heimatgemeinde, deshalb liegt ihm das unter Denkmalschutz stehende Gebäude an der Martin-Luther-Straße besonders am Herzen. „Ich dränge und setze mich nachdrücklich für eine alternative Nutzung dieses Gebäudes ein, es muss einfach für mehr als für Gottesdienste genutzt werden.“ Er gehörte auch zum Kreis derer, die sich vor zwei Jahren mit Prof. Dipl.-Ing. Thorsten Burgmer von der TH Köln zusammen setzten, um über neue Ideen für die Nutzung des Gebäudes zu reden. Der Inhaber eines Lehrstuhls für energiepolitisches Bauen, wie er sich selber beschrieb, ist in der evangelischen Kirche kein unbekannter. Mit Superintendentin Andrea Vogel hat er bereits zwei ähnliche Projekte betreut, die dann auch gerne den Kontakt hergestellt hat.

Das Ergebnis: Seine Master-Studierenden haben in den vergangenen zwei Jahren verschiedene Konzepte zur erweiterten Nutzung des Gebäudes entwickelt, was für sie einen Teil des Studiums darstellt. „Die Noten stehen fest, sind aber noch nicht kommuniziert“, lächelte Thorsten Burgmer, der allerdings seinen Studierenden ein dickes Kompliment für ihre Arbeiten aussprach.

Planung frei von Restriktionen

„In den Planungen haben wir unseren Gedanken freien Lauf gelassen“, erläuterte Thorsten Burgmer bei der Vorstellung des Projektes. „Die Studierenden konnten so lernen, was es heißt, ihre akademischen Ideen mit der Praxis zu konfrontieren. Für die Gemeinde haben wir dabei keine konkreten Pläne entwickelt, wir können allenfalls Anstöße und Ideen liefern.“

Das konnten sich die Gäste bei einer Vernissage zur anschließenden Ausstellung „Kirche im Wandel“ ausführlich anschauen und erklären lassen. „Wir haben alles zur Disposition gestellt, selbst über die rigiden Vorschriften des Denkmalschutzes sollte man diskutieren dürfen, wenn anschließend etwas Besseres dabei herauskommt.“ So gab es auch einige Entwürfe, die an die Konstruktion des Gebäudes herangehen wollten, andere wiederum haben ihren Entwurf rund um das Bestehende entwickelt. Zentrales Thema aller Entwürfe war zudem ressourcenschonendes Bauen, „darauf können wir in Zukunft keinesfalls mehr verzichten.“

Basis war die Vorgabe der Gemeinde, was man mit dem Gebäude alles machen möchte, auch die jetzt schon bestehenden alternativen Nutzungsmöglichkeiten etwa durch die Diakonie wurden in die Konzepte integriert. „Früher war die Kirche der Mittelpunkt des Dorfes, das hat sich radikal geändert. Wir wollen dieses Gebäude wieder zum Dorfmittelpunkt machen“, so der Professor. „Die Menschen sollen gerne hier hinkommen, weil sie auf unterschiedliche Weise das Gebäude selbst oder die Angebote hier nutzen wollen.“

Veränderungen werden kommen, Veränderungen tun weh

Allen Beteiligten ist klar, dass Veränderungen kommen müssen. „Die Gesellschaft steht vor Veränderungen, das trifft besonders auch für die Kirchen zu. Die Gläubigen laufen davon, Gemeinden werden zusammengelegt, Gebäude stehen leer – die Veränderungen tun erstmal weh, aber sie sind unumkehrbar“, stellte Thorsten Burgmer unter Zustimmung aller Beteiligten fest. Schon jetzt sieht man Veränderungen am Gotteshaus. Die Bänke sind durch Stühle ersetzt, es gibt bereits Mitnutzer des Gebäudes wie die Diakonie und einige andere Dienste, genau das soll sich in dem neuen Konzept wiederfinden. Pfarrerin Jennifer Scheier stellte dabei klar: „Es gab einige Befürchtungen, aber dieses Gebäude wird weiter für Gottesdienste genutzt. Nur ist das hier viel zu groß, um nur einmal in der Woche eine Stunde Gottesdienst zu feiern.“

Details am Modell

Nach der Vorstellung des Projektes zeigten sich die Besucherinnen und Besucher sehr interessiert an den einzelnen Ideen, welche die Studierenden in aller Ausführlichkeit anhand von Plänen und Modellierungen erläuterten. Anschließend gab es eine Abstimmung, welcher Entwurf am besten gefallen hat. Was davon letztlich umgesetzt wird, darüber wird sich die Gemeinde jetzt den Kopf zerbrechen. Einen guten Rat hatte Thorsten Burgmer noch für die Gemeinde: „Eines möchte ich Ihnen mit auf den Weg geben. Glauben Sie nicht, das Projekt alleine aus der Gemeinde stemmen zu können, das birgt hohe Risiken. Sie brauchen dazu dringend die Unterstützung von Profis, die Ahnung von der Materie haben.“

Text: Dr. Klemens Surmann
Foto(s): Dr. Klemens Surmann

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