Eine Basilika zu Köln – Archivale des Monats August
Mitte des 19. Jahrhunderts war die evangelische Gemeinde in Köln deutlich angewachsen, so dass die Antoniterkirche nicht mehr alle Gläubigen fassen konnte. In einem Zeitzeugenbericht wird die Situation wie folgt geschildert: „Der ganze Raum der jetzigen Kirche [Antoniterkirche], sowohl Sitz- als Stehplätze, kaum für diejenigen ausreichte, welche am heiligen Abendmahle Theil nehmen, und daß eine große Zahl derer, welche gekommen waren, um dem Gottesdienst beizuwohnen, gar nicht in die überfüllte Kirche gelangen konnten.“ Die räumliche Situation war demnach dringend veränderungsbedürftig. Viele Überlegungen und Planungen zur Erweiterung des Kirchenraums wurden angestellt, die jedoch nicht zur Ausführung kamen.
Representative Evangelische Kirche als Gegenstück zum Dom
Unterstützer des Neubauprojekts war der preußische König Friedrich Wilhelm IV., der darin die Möglichkeit erblickte, eine repräsentative evangelische Kirche als Gegenstück zum Dom zu schaffen. Allerdings hatte der König andere Vorstellungen als die evangelische Gemeinde. Der König wollte einen Basilika-ähnlichen Kirchbau errichten, der einzigartig in Köln sein sollte. Die Gemeinde hingegen favorisierte eine Kirche im gotischen Stil. Dass der König von der Zurückweisung seines Plans durch das Presbyterium nicht begeistert war, lässt sich anhand eines Berichts über eine Begegnung des Königs mit einem Gemeindemitglied erkennen.
„Also will die Gemeinde nicht nach dem von mir angegebenen Plane bauen! Nun möge sie sich dann selbst einen Plan machen; sie wird dann aber meinen Beitrag entbehren müssen. […] Ich habe es wiederholt ausgesprochen und begründet, daß und warum die Gemeinde den gothischen Baustyl nicht wählen dagl. denn einmal dasselbe in kleinern Dimensionen ausgeführt, [schafft] nicht den nöthigen Raum, eine solche Kirche ist zu eng, weil alles nach oben strebt, in großen Dimensionen aber würde, abgesehen davon, daß wir in Köln den gothischen Baustyl in seiner größten Vollendung und Größe besitzen und daß sich neben den Dom ein andere Kirche der Art nicht erbauen läßt, die evangelische Kirche zu groß und zu kostspielig werde.“
Trinitatiskirche
Schlussendlich setzte der König seine Pläne durch. Er beauftragte für den Neubau Friedrich August Stüler (1800-1865). Allerdings musste der Architekt des Königs 1852 seinen vorgelegten Entwurf den örtlichen Gegebenheiten anpassen. Wohlhabende Gemeindemitglieder hatten einen Bauplatz zwischen Filsengraben und Witschgasse erworben und damit die Ortsfrage zur Errichtung einer neuen evangelischen Kirche geklärt. Andere Bauplätze gab es zu diesem Zeitpunkt nicht.
Da es an dieser Stelle nicht möglich war, wie ursprünglich geplant, eine frei stehende Basilika zu erbauen, musste die Gestaltung so angepasst werden, dass der Bau zwischen zwei Gebäuden hineinpasste. Mit der Durchführung wurde Baumeister Eduard Kramer beauftragt. Innerhalb von drei Jahren (1857-1860) entstand die neue evangelische Kirche. Am 03.06.1860, am Sonntag Trinitatis, wurde sie eingeweiht. Sie erhielt den Namen Trinitatis.
Im Juni 1943 wurde die Kirche gänzlich zerstört. Der Wiederaufbau wurde von Gemeindebaumeister Georg Eberlein geleitet, der seine Aufgabe 1960 an Fritz Renné weitergab. 1965 konnte die Trinitatiskirche wieder eingeweiht werden. Seit den 1990er Jahren dient sie als Veranstaltungsort für Gottesdienstes, Konzerte, Ausstellungen etc.
Text: Stefanie Schensar
Foto(s): Stefanie Schensar
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