Evangelischer Kirchenverband Köln und Region bekommt neue Satzung – Nachrichten von der Verbandsvertretung

„Wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi“ – zu diesen Worten aus dem zweiten Buch der Korinther 5,10 hielt Stadtsuperintendent Bernhard Seiger die einführende Andacht zu Beginn der Verbandsvertretung des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region. Klare Worte fand er dabei zu den Gedenktagen am Ende jeden Jahres: „Der 9. November ist eine Zumutung, wenn man sich dem Grauen aussetzt, an das der Tag erinnert. Der Volkstrauertag, wenn man sich die Toten der Weltkriege und das aktuelle Leid ukrainischer und russischer Soldaten, den Schmerz der Mütter, Väter, Frauen und Kinder über den Tod von zehntausenden Soldaten in diesen Wochen vor Augen hält. Der Buß- und Bettag und der Totensonntag: Blicke auf Regionen unseres Lebens und des Lebens vieler anderer.“

Stadtsuperintendent Bernhard Seiger berichtete über das vergangene Jahr

 

Klare Worte richtete Bernhard Seiger, mit Blick auf das Gericht Gottes, ebenso an die Menschen, die ihre Macht missbrauchen, Menschen durch totalitäre Regime unterdrücken und quälen. Sie mahnte er: „Sie sprechen so oft über andere Urteile und sind dabei respekt- und lieblos. Dabei gilt auch für sie, für uns alle: Wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi.“ Aber: Weltliche Gerichte haben ihre klare Berechtigung, führte der Theologe weiter aus. „Urteile von Menschengerichtshöfen sind hilfreich. Sie halten die Idee von der universalen Geltung der Menschenrechte aufrecht. Sie schaffen festen Boden, dass Massaker, die im Krieg verübt werden, ans Licht kommen und Menschen für ihr Tun Verantwortung tragen müssen.“ Denn Gott wolle unter allen Umständen das Leben.

Die Verbandsvertretung des Kirchenverbandes mit seinen vier Kirchenkreisen und 54 Kirchengemeinden tagt einmal im Frühjahr und einmal im Herbst. 79 stimmberechtigte Delegierte sowie zahlreiche Gäste nahmen teil. Sie gedachten zu Beginn der Sitzung auch Pfarrer i.R. Johannes Gerhard Jacob Marcus, der im Juni 2022 verstarb. Er war zuletzt Pfarrer der Kirchengemeinde Frechen.

Oberkirchenrätin Dr. Wibke Janssen begleitet die Verbandsvertretung

 

Im Anschluss an die Andacht begrüßte Oberkirchenrätin Dr. Wibke Janssen, seit August 2022 Mitglied der Kirchenleitung und Leiterin der Abteilung Theologie und Ökumene im Landeskirchenamt, die Anwesenden. Sie sagte, sie sei gerade in der Phase des „Hörens, Erkundens, Lernens und Verstehens“. Darum seien ihr die Besuche der vorangegangenen Synoden in Köln-Mitte, Nord und Süd sowie des Kreissynodalvorstandes Köln-Rechtsrheinisch wichtig gewesen. „Dass sie ein Verbund sind, ist sehr gut. So können sie Stärke von innen heraus entwickeln. Und sie sind umfangen von ihrem Bund mit Gott.“

 

Jahresbericht des Stadtsuperintendenten und der Ausschüsse und Arbeitskreise

Die gegenseitige Verbundenheit der Kirchengemeinden dokumentierte sich auch im Jahresbericht des Stadtsuperintendenten. So berichtete er vom neu geschaffenen Jugendreferat Köln und Region, das ab Januar 2023 für alle vier Kirchenkreise zuständig sein wird. „Es war ein ambitioniertes Projekt. Wir haben aber unter den Kirchenkreisleitungen gesehen, dass es richtig ist, eine Zusammenlegung zu betreiben, weil sie eine Vertretung der Jugendreferenten und -referentinnen sowie eine Stärkung der Jugendarbeit in den Gemeinden und eine verbesserte Zusammenarbeit fördert.“

Ein großes Ereignis war auch das Tauffest im August im Rheinpark, das die Evangelische Kirche in Köln sichtbar gemacht habe und ein positives mediales Echo auslöste. Drei Jahre Vorbereitung mündeten in ein Fest, das rund 3.000 Menschen anlockte. Getauft wurde letztlich von 40 Pfarrpersonen und Prädikantinnen sowie Prädikanten aus 29 Gemeinden. Sie führten 196 Taufen durch, so Pfarrerin Miriam Haseleu in ihrem Bericht. Ein weiteres Resultat dieses Festes sei es, erklärte Stadtsuperintendent Bernhard Seiger, dass unter dem Arbeitstitel „Kasualagentur“ ein Angebot geschaffen werden soll, das auch kirchenferne Menschen erreicht. Stichwort ist hier: „Meine Kirche macht mir Angebote, die ich verstehe, die für mich lebensnah sind!“ Zurzeit bereitet eine Arbeitsgruppe das neue Angebot vor. Auf dem Weg dahin kann dann auch das Thema der Taufpaten neu diskutiert und gedacht werden, sagte Thorsten Krall, Superintendent des Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch, auf eine entsprechende Frage in der Diskussion.

Themen des Berichts waren außerdem das Projekt „VIA REFORMATA“, ein Geschichtspfad zur Reformation in der Kölner Innenstadt, der von der Evangelischen Kirche in Köln und Region präsentiert wird und schon zur Hälfte fertiggestellt ist, sowie ein Rückblick auf „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“. Das Festjahr 2021 wurde von Köln aus initiiert. 2.433 registrierte Veranstaltungen fanden statt, gesteuert wurde vieles durch den Verein „321“, der sich im Herbst 2022 auflöste. „Der Verein hat seine Aufgabe sehr erfolgreich erfüllt“, zog der Stadtsuperintendent ein zufriedenes Fazit und blickte gleichzeitig in die Zukunft. „Der nächste Schritt ist die Idee, jüdisches Leben ins Licht zu rücken und zu verankern, sodass sich in allen Ländern Europas das öffentliche Leben mit jüdischem Leben und jüdischer Geschichte befasst. Es gibt in jeder größeren Stadt Europas jüdische Geschichte. Da sind Schätze zu heben. Wer dazu noch mal nachlesen will, kann auf der Website „2021jlid.de“ nachsehen. Zu den folgenden Jahresberichten der Ausschüsse und Arbeitskreise gab es keine Rückfragen.

Neue Satzung des Kirchenverbandes Köln und Region

Der Beschluss der Verbandsvertretung zur Änderung der Satzung, die als nächster Punkt auf der Tagesordnung stand, erforderte eine kurze Unterbrechung der Sitzung zur Aussprache und zum Anhören der Bedenken und Gegenargumente.

Vorstandsmitglied Gabriele Orbach leitete die Abstimmung über die neue Satzung des Verbandes

Der Hintergrund: Das Landeskirchenamt hatte vor einiger Zeit dem Kirchenverband Köln und Region mitgeteilt, dass seine Satzung nicht mehr den aktuellen Rechtsvorschriften entspricht. Eine neue Satzung wurde durch den Vorstand des Verbandes in Kooperation mit den Kirchenkreisen und Gemeinden und mit Abstimmung mit der Landeskirche erstellt. Änderungswünsche wurden bei einem Hearing im März 2022 und der Verbandsvertretung im Sommer gehört und jeweils eingearbeitet. In der Pause der Sitzung am Freitagabend konnten noch offene Fragen beantwortet werden. Die neue Satzung wurde schließlich, mit einer Enthaltung, in öffentlicher Abstimmung angenommen. Sie sieht unter anderem vor, dass Mitglieder der Beiräte auf Vorschlag des Vorstandes von der Verbandsvertretung berufen werden und, dass die Vorsitzenden der Beiräte auf Vorschlag der jeweiligen Geschäftsführenden von den Beiratsmitgliedern gewählt werden. In Kraft treten soll die neue Satzung zum 1. Januar 2024.

 

Finanzen und Wahlen

Finanzkirchmeister Lothar Ebert stellte den Haushalt 2023 und den Jahresabschluss 2021 vor

Finanzkirchmeister Lothar Ebert gab einen Überblick über den Haushalt 2023 und den Jahresabschluss 2021. Er stellte ein Haushalts- und Bilanzergebnis von 8.261.504, 33 Euro für das Haushaltsjahr 2021 fest. „Wie bereits bei der Aufstellung vorgeschlagen, sollen 4,5 Millionen Euro, die schon 2021 als Rücklagenzuführung vorgesehen waren, der Allgemeinen Ausgleichsrücklage zugeführt werden“, erläuterte er. Die restlichen rund 3,7 Millionen Euro werden zu 80 Prozent auf die Kirchengemeinden verteilt, 20 Prozent der Summe gehen an den Verbandsblock. Lothar Ebert sagte weiter: „Den Gemeinden sollte vorgeschlagen werden, diese Mittel für Gebäudesanierungen einzuplanen und den entsprechenden Rücklagen zuzuführen.“ Auch die Gelder aus den 20 Prozent für den Verband sollten in die Instandhaltungsrücklage fließen, so der Finanzkirchmeister. Der Jahresabschluss wurde in dieser Form von der Verbandsvertretung angenommen. Die Delegierten der Gemeinden stimmten auch dem Haushaltsplan 2023 zu. Dieser sieht Kirchensteuereinnahmen für das Jahr 2023 in Höhe von rund 109.348.000 € voraus. Für die Arbeit des Kirchenverbandes sind im sogenannten 20%-Verbandsblock rund 11.362.000 € vorgesehen, 44.385.000 € gehen als Verteilsumme an die Kirchengemeinden.

Auch eine Nachwahl von stellvertretenden Mitgliedern in den Vorstand des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region stand auf der Tagesordnung. 18 Vorstandsmitglieder engagieren sich, entsprechend gibt es 18 Stellvertreterpositionen. Vorgeschlagen hat der Kreissynodalvorstand Köln-Süd als Stellvertreter für Professor Dr. Bühler den Finanzkirchmeister der evangelischen Gemeinde Frechen, Dr. Markus Schulz. Als Stellvertreterin für Vorstandsmitglied Burchard von Spankeren stand Presbyterin Hye-Won Chang Herrmann aus der Kirchengemeinde Rondorf zur Wahl. Für beide votierten die Delegierten einstimmig.

 

Campus Kartause

Superintendent Markus Zimmermann informierte über das Bauprojekt Campus Kartause

Zum Abschluss der Sitzung gab Superintendent Markus Zimmermann einen Überblick über den Stand des Bauvorhabens „Campus Kartause“ auf dem verbandseigenen Grundstück am Kartäuserwall, wo vier neue Gebäude entstehen sollen. So erläuterte Markus Zimmermann: „Seit der letzten Sitzung der Verbandsvertretung hat eine Beratung durch die Landeskirche im Neubauplanungsausschuss stattgefunden. Das Projekt wurde als positiv, richtungsweisend und durchdacht bewertet. Die Landeskirche hat die bisherigen Verträge mit den Architekten genehmigt und steht weiterhin beratend zur Seite.“ Das Projekt sei zudem auf dem 30. Kirchbautag der Evangelischen Kirche in Deutschland, der im September in Köln stattfand, präsentiert und als Leuchtturmprojekt unter dem Motto „Mut baut Zukunft“ wahrgenommen worden. Der Bauantrag ist seit September eingereicht. Auch die aktuelle Sanierung der historischen Klostermauer auf dem Gelände des Kartäuserwalls verlaufe planmäßig, so Zimmermann.

 

Die Verbandsvertretung ist das Leitungsorgan des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region mit seinen 54 Gemeinden und rund 250.000 Gemeindegliedern im Rhein-Erft-Kreis, in Köln, im Rheinisch-Bergischen Kreis und im Oberbergischen Kreis in den vier Kölner Kirchenkreisen. Zu den Aufgaben der Delegierten gehören beispielsweise der Beschluss des Haushalts und die Wahl des Stadtsuperintendenten. Die Verbandsvertretung tagt zweimal im Jahr und wird von Stadtsuperintendent Bernhard Seiger geleitet.

Text: Katja Pohl
Foto(s): Matthias Pohl / APK

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