Kirchenleitung zu Gast in Köln

Höher hätte der Besuch kaum sein können. Die gesamte Leitung der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR) war zur Visite  gekommen, um sich über die Arbeit in den Ämtern und Einrichtungen des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region und in den Kirchenkreisen zu informieren.

Persönliche Begegnung

Stadtsuperintendent Bernhard Seiger begrüßte die Gäste im Haus der Evangelischen Kirche, wo eine Begegnung mit ökumenischen Kooperationspartnern auf dem Programm stand: „Wir freuen uns, dass Sie hier sind und dass wir uns in dieser Weise treffen! Wir brauchen den Live-Kontakt miteinander, und hier geht das in guter Weise. Schön, dass Kölner und Düsseldorfer sich hier begegnen!“

Der Stadtsuperintendent bezog sich auch auf den konkreten ökumenischen Anlass: „Wir sind hier als Christenmenschen, schlicht ,als Geschwister‘ zusammen gekommen. ,Nicht in fleischlicher Weisheit‘, heißt nicht, ohne Verstand und Nüchternheit, ganz im Gegenteil, aber es heißt: als Kinder Gottes, als Empfänger der Gnade.“ Corona sei ein Beziehungskiller.

Ökumene in Köln

Ökumene wurde im Haus der Evangelischen Kirche großgeschrieben

Aber geschwisterliche Gemeinschaft bleibe und sie werde gerade jetzt gestärkt. „Kirche ist nicht ohne Gemeinschaft. Sie existiert ohne sie gar nicht.“ Oberkirchenrätin Barbara Rudolph sagte, sie genieße die angenehme Atmosphäre des ökumenischen Austauschs in Köln. „Aus meiner Sicht werden die Differenzen in der Ökumene aus Sicht der jüngeren Generation kaum mehr wahrgenommen. Für junge Menschen ist es wichtig, heute ein attraktives Christsein zu erleben und etwas Positives für die Welt zu tun.“

Dr. Martin Bock, Leiter der Kölner Melanchthon-Akademie, betonte die Rolle von Religion und der interreligiösen Öffnung in allen Bereichen: „Wir sollten nicht an alten Problemen und Traumata arbeiten, sondern auf den liebenden Gott schauen.“ In Köln ist das Verhältnis zwischen dem Stadtdechanten Robert Kleine und Stadtsuperintendent Bernhard Seiger von ertrauen geprägt. Auch mit Gregor Stiels, dem Vorsitzenden des Katholikenausschusses in der Stadt Köln, trifft sich Seiger regelmäßig. „Die Menschen wollen Antworten auf Fragen. Wenn wir die nicht gäben, würden wir versagen.

Gemeinsamkeiten

Dass Sie das hier so strukturiert angehen, ist beispielhaft.“ Barbara Rudolph verwies auf andere Regionen in der EKiR, wo die Zukunft schon vorweg genommen werde: „Dort werden zum Beispiel Gemeindezentren gemeinsam genutzt.“ Susanne Beuth, Superintendentin im Kirchenkreis Köln-Mitte, erinnerte an die Gemeinsamkeiten: „Wir alle haben die Taufe. Und wir haben Traditionen und Kulturen, die uns alle verbinden. Und wir haben gemeinsame Gottesdienste. Etwa im Baptisterium.“

Konstantin Miron, orthodoxer Erzpriester und aktueller Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK), warf einen Blick in die Geschichte der Ökumene in Köln. „Es war im Herbst des ]ahres 1983, also vor 37 ]ahren, als ich an meiner ersten Sitzung der ACK Köln teilnahm.“ Damals habe man die orthodoxen Christinnen und Christen in der Ökumene noch wie Zaungäste behandelt. „In der Tat besteht ein gerüttelt Maß in der Ökumene darin, dass man sich wiederholt. Ja, es gilt immer wieder neu anzufangen in der Ökumene und dies trifft für die positiven Erfahrungen wie auch für die weniger  positiven Erfahrungen zu. Für letztere habe ich vor einiger Zeit den Satz geprägt: ,Der Schutzpatron der Ökumene ist St. Sysyphus. Wobei ich wohlgemerkt nicht das Scheitern, sondern den Neuanfang in den Vordergrund stelle.“ Ökumenisches Engagement bedeute vor allem, immer wieder neu anzufangen.

Besuch des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Nord

Jedes Jahr besucht die Kirchenleitung zwei Kirchenkreise der EKiR. Nach 15 Jahren war nun mal wieder Köln an der Reihe. Die Kirchenleitung hatte sich bei ihrer Visite ein straffes Programm auferlegt. Auf dem standen Besuche in der Melanchthon-Akademie sowie im Amt für Presse und Kommunikation des Kirchenverbandes. Gespräche wurden auch geführt mit Vertreterinnen und Vertretern der Krankenhausseelsorge, der Diakonie und der Verwaltung.

Markus Zimmermann zeigte sich sehr zufrieden beim Besuch der EisHeiligen in Köln-Ehrenfeld

Am Freitagnachmittag ging es in den Kirchenkreis Köln-Nord. Dort standen die Mitarbeitenden der EisHeiligen, der ev-angel-isch GmbH und der Verwaltung für Fragen der Kirchenleitung zur Verfügung. Abends trafen sich die Kirchenleitung und der Kreissynodalvorstand des Kirchenkreises zu einer gemeinsamen Sitzung. Am Samstag stand der Kirchenkreis Köln-Mitte im Mittelpunkt des Interesses. Besucht wurden das WiNHaus International in Nippes, das Seniorennetzwerk Sülz/Klettenberg und die Kulturkirche in Nippes. Dort stand die Kulturarbeit als Gemeindeaufbauprojekt im Fokus.

Die EisHeiligen sind eines der zehn geförderten Erprobungsräume der Landessynode 2019. Das „Urbane FamilienKloster“ lebt Kirche und bringt sie zu den Menschen, erläuterte Vikar Stefan Dross, Gründer des Projektes. Mit der Förderung der Landeskirche wird unter anderem die Miete für ein großes Gemeindehaus bezahlt. Im Gemeindehaus soll eine Großküche, ein Gemeindeschaftsfwohnzimmer und mehrere Gästezimmer entstehen. Dadurch soll hier ein Ort der Gastfreundschaft und des Spiels werden, das Kinder wie auch Erwachsene einlädt, ins Gespräch zu kommen.

Spiritualität in der Großstadt

Dann ging es weiter zur AntoniterCityKirche. Was „Spiritualität in der Großstadt“, was Stadtpilgern meint – das erläuterte theoretisch wie praktisch der Lindenthaler Pfarrer Armin Beuscher drei Mitgliedern der Kirchenleitung: Barbara Rudolph, dem nebenamtlichen theologischen Mitglied Almut van Niekerk, Superintendentin des Kirchenkreises An Sieg und Rhein, sowie Dr. Volker Haarmann, Landespfarrer für den christlich-jüdischen Dialog. Zur kleinen Gruppe gehörte auch Andreas Wener, Synodalältester des Kreissynodalvorstandes des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Mitte.

Die Idee des Stadtpilgerns hätten zunächst Geschwister in anderen Städten gehabt, so Beuscher. Der Anstoß zur 2018 vom Kirchenkreis Köln-Mitte herausgegebenen Broschüre „Stadtpilgern in Köln“ sei vom damaligen Landespfarrer Christoph Nötzel vom Zentrum für Gemeinde und Kirchenentwicklung der EKiR gekommen und unter der Geschäftsführung der Melanchthon-Akademie umgesetzt worden.   

Stadtführung im Evangelischen Kirchenkreis Köln-Mitte

Die Kirchenleitung auf dem neuen Antoniterkirchplatz in der Kölner Innenstadt

Stadtführer Beuscher, der schon vorher bei seinen Führungen ein Augenmerk auf Spiritualität gelegt hat, gehörte zur Redaktion der Broschüre. Sie lädt anhand von elf Stationen Interessierte ein, sich Kölns Innenstadt spirituell zu erschließen. Das heiße, so Beuscher, Menschen nicht nur touristisch, sondern auch spirituell anzusprechen und zu begleiten. Vertraute Wege in einem anderen Tempo und unter anderen Themenstellungen zu gehen, neue Perspektiven zu wagen. Dinge im Kleinen mitzubekommen. Dazu regte der Theologe erfolgreich auch abseits der „offiziellen“ Stationen an.

Die selbstbewusste Stadt Köln sei nicht immer schön, mitunter hässlich, attestierte Beuscher ihr gleichwohl einen gewissen Charme. In dieser Spannung, in diesem Gebrochen-Sein, „das menschlich ist“, nahm die Gruppe die Stadt ein Stück weit unter die Füße. Einen Ort anders anzuschauen, zu gucken, was man für einen spirituellen Impuls mitnehmen könne, „das funktioniert häufig überall“, erläuterte Beuscher.

Noch bevor die Gruppe anschließend von Citykirchenpfarrer Markus Herzberg in die Geschichte der Antoniterkirche und das umfangreiche Wirken der Evangelischen Gemeinde Köln an der Schildergasse eingeführt wurde, bedankte sich Barbara Rudolph herzlich bei Armin Beuscher: „Sie haben auch denjenigen, die Köln gut kennen, neue Perspektiven eröffnet!“

Ausblick

Am nächsten Wochenende, in der Zeit vom 28. bis zum 29. August wird die Kirchenleitung die beiden Evangelischen Kirchenkreise Köln-Rechtsrheinisch und Köln-Süd sowie den Evangelischen Kirchenverband Köln und Region besuchen.

Text: Stefan Rahmann/Engelbert Broich
Foto(s): Stefan Rahmann/Engelbert Broich

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