Lebendige Kirche im Kirchgarten

Pfarrer Thomas Werner strahlt. Eine Idee, die er schon lange hatte, ist endlich umgesetzt: Der alte Kirchgarten wird für die Gemeinde genutzt. Die sehr große, mit Bäumen umstandene Rasenfläche liegt gleich hinter der Gnadenkirche hangaufwärts – mitten im Herzen von Bergisch Gladbach. Früher gehörte das lauschige Areal exklusiv zum Pfarrhaus – zur privaten Nutzung. Zwar hatte Pfarrer Thomas Werner diese uralte Tradition in den letzten Jahren schon mehrfach mit Einzelveranstaltungen aufgebrochen, doch erst jetzt – eine positive Seite der Corona-Pandemie – ist der Kirchgarten regelmäßig für die Gemeinde geöffnet.

Märchenhaftes Flair

Open Air im Grünen findet jetzt jeden Sonntag der 11-Uhr-Gottesdienst auf romantischen Holz-Eisen-Klappstühlen statt. „Bei Wind und Wetter“, wie der Pfarrer sagt. Denn es gibt große Schirme, die über das Gelände verteilt Schutz bieten – entweder vor Sonne oder vor Regen. In kräftigen Farben sitzen sie wie bunte Tupfen im Grün und verbreiten eine fröhliche Atmosphäre. Für Taufen, Hochzeiten – die erste hat gerade stattgefunden – und andere festliche Anlässe gibt es zudem weiße Schirme. Ein romantisch verschnörkelter Metallpavillon soll demnächst das märchenhafte Flair des Geländes noch unterstreichen.

Gruppen, Konzerte & mehr im Garten

Gruppen und Kreise haben den Kirchgarten bereits für ihre Zusammenkünfte und Proben entdeckt, denn hier ist Abstandhalten leicht und die Luft frisch. Gerade schallen die Stimmen eines Frauenchors durch den Kirchgarten, von wo der Blick geradewegs auf die Rückseite der Gnadenkirche und die luftigen Gemeindesaal-Windspiele fällt. Kabarett und Konzerte finden im Kirchgarten ebenfalls eine Bühne. Und am Freitag, 28. August, gibt es um 17 Uhr eine Podiumsdiskussion mit den zwei Spitzenkandidaten der Bergisch Gladbacher Bürgermeisterwahl. Für die Beschallung sorgen zwei brandneue wasserdichte Boxen hoch oben im Geäst.

Geist- und Weltliches auf getrennten Bühnen

Auch wenn der Pfarrbezirk der Gnadenkirche den Kirchgarten für Geistliches und Weltliches öffnet, so will Pfarrer Thomas Werner doch beides räumlich etwas voneinander trennen. Daher gibt es nicht eine, sondern zwei Bühnen, die sich an den beiden Längsseiten des Gartens gegenüberliegen – dazwischen die Stühle. „Auf der einen Seite ist der Platz für den Pfarrer und auf der anderen Seite steht die große Bühne für andere Veranstaltungen“, erklärt der Geistliche. Die große Bühne wurde vor Jahren für das beliebte alljährliche „Fest der Kulturen“ angeschafft und ansonsten eingelagert. Nun hat sie vorerst einen dauerhaften Platz auf festem Fundament erhalten.

Getränke aus der Ex-Weihnachtsbude

Gleich daneben steht eine Holzbude mit Glühbirnen-Illuminierung, die vielen bekannt vorkommen dürfte: Das Häuschen diente lange Zeit als Ökumene-Stand auf dem Gladbacher Weihnachtsmarkt. Jetzt werden hier die Getränke bei Veranstaltungen ausgeschenkt. In einer ähnlichen Holzhütte am Eingang des idyllischen Geländes achten Gemeindemitarbeiter darauf, dass die in Corona-Zeiten notwendigen Besucherdaten festgehalten werden.

Clou ist ein „Auto“ für Gehbehinderte

Thomas Werner ist über die neue Nutzung des Kirchgartens und die damit verbundene andersartige, modernere Gottesdienstmusik glücklich. Doch am meisten Spaß macht dem Pfarrer ein Fahrzeug: Ein ehemaliger Golfcart befördert ab sofort Menschen mit Gehproblemen von der Gnadenkirche den steilen Quirlsberg hinauf zum Kirchgarten. Eine wetterstabile Zufahrt ins Grün ist dafür neu angelegt worden. Thomas Werner steuert das „Auto“ ausnahmsweise selbst durchs Tor – strahlend. Schon lange hatte er davon geträumt, ein unkompliziertes Fahrzeug für den Pfarrbezirk anschaffen zu können, sogar kurze Zeit schon mal ein Bimmelbähnchen eingesetzt.

Golfcart demnächst im Pendelverkehr?

Das jetzige Gefährt versah seinen Dienst bisher in Stuttgart auf einem Golfplatz – woran ein Golfball hinter der Windschutzscheibe erinnert. Es ist ganz frisch vom hiesigen Straßenverkehrsamt zugelassen und soll meistens von einem bisher langzeitarbeitslosen Akademiker gelenkt werden. „Das muss jemand sein, der umsichtig ist und auf den wir uns verlassen können“, meint Thomas Werner, der schon die nächste Idee hat: Er möchte, dass der Golfcart demnächst zwischen Gnadenkirche und Friedhof Quirlsberg pendelt und wenn möglich auch durch die Fußgängerzone tuckert.

www.gnadenkirche-gl.de

Text: Ute Glaser
Foto(s): Ute Glaser

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