Torsten Krall ist neuer Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch – Synode wählte Dünnwalder Pfarrer mit überwältigender Mehrheit
Torsten Krall ist neuer Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch. Mit überwältigender Mehrheit wählte die Frühjahrssynode des Kirchenkreises den Pfarrer aus Dünnwald. Das Amt der Synodalassessorin und damit seiner Stellvertreterin vertrauten die Synodalen Kerstin Herrenbrück an, Pfarrerin aus Köln-Höhenhaus. Mit lang anhaltendem Beifall wurde die bisherige Superintendentin Andrea Vogel von der Synode verabschiedet. Sie war 14 Jahre lang im Amt und tritt im Juni in den Ruhestand.
Superintendent Torsten Krall
Krall ist seit 2004 in der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Dünnwald als Pfarrer tätig. Die Frühjahrssynode 2020 hatte ihn zum Synodalassessor gewählt. Im Kreissynodalvorstand war er zuvor schon Mitglied. 2017 wurde er zum zweiten stellvertretenden Skriba gewählt. Krall war nun der einzige Kandidat für das Superintendenten-Amt. Jörg Schmidt, Vorsitzender des Nominierungsausschusses, berichtete, dass 36 Pfarrerinnen und Pfarrer für das Amt hätten infrage kommen können und dankte Torsten Krall für seine Bereitschaft zu kandidieren.
Der nannte in seiner Bewerbungsrede Eckpunkte, die für seine weitere Arbeit wichtig sein werden. „Das Entscheidende in unserer Kirche passiert von Mensch zu Mensch vor Ort. Für mich ist die Orientierung an dem, was vor Ort geschieht, das, was von Mensch zu Mensch geschieht. Für mich ist die presbyterial-synodale Ordnung, die daraus erwächst, keine romantische Idee, sondern eine effektive Überlebensstrategie in diesen Zeiten.“
Aber auch übergeordnete Strukturen seien wichtig. „Ich sehe in den nächsten Jahren die Herausforderungen für die mittlere Ebene, den Kirchenkreis, eher wachsen. Die Zusammenarbeit zwischen Gemeinden braucht Moderation. Wenn sich die Dinge vor Ort verändern müssen, geschieht das nicht immer ohne Konflikte, für die es oft gut ist, wenn sie jemand von außen begleitet. Die Seelsorge an besonderen Orten wie Krankenhaus, Schule, Polizei oder Feuerwehr wird vor die gleichen Aufgaben gestellt sein wie die Gemeinden und sich umstrukturieren müssen. Wir sehen, wie stark auch die Landeskirche ihre Strukturen verändert. Den Interessen der Kirche vor Ort Gehör zu verschaffen, ist keine neue Aufgabe, aber eine, die uns erhalten bleibt und die eher noch wachsen wird.“
Doppelspitze
Krall will mit seiner Stellvertreterin Kerstin Herrenbrück eine Art Doppelspitze sein. Aber: „Das Modell ergibt für mich aber keinen Sinn, wenn statt einsamer Entscheidungen zweisame getroffen werden. Es ist für mich mehr eine Einladung, die demokratischen Strukturen, die wir zum Glück haben, die uns auszeichnen und die uns überlebensfähig machen, auch wirklich zu nutzen. Ich glaube, wir kennen alle die Beispiele, in denen Synoden oder Verbandsvertretungen beschlossen haben, aber irgendwie doch eher der Eindruck da war, es haben Einzelne bestimmt.“
Für den neuen Superintendenten ist die Doppelspitze ein bleibendes Zeichen einer anderen Kultur, in der die Menschen, die mitarbeiten, auch mitentscheiden. „Und zwar bei den wesentlichen Dingen.“ Kerstin Herrenbrück ist seit acht Jahren Mitglied im Kreissynodalvorstand und seit 24 Jahren erst Vikarin, dann Pfarrerin im Rechtsrheinischen. Sie möchte den Blick weiten. „Es kann nicht gut sein, wenn wir uns in unserer ‚Kirchen-Bubble‘ nur mit uns und unseren Strukturen beschäftigen.“ Der Krieg in der Ukraine werfe die Frage auf, „was bedingungsloser Pazifismus für uns Christinnen und Christen bedeutet“. Auch der Klimawandel müsse die Gemeinden beschäftigen. „Wie können wir mit unseren Gebäuden CO₂-neutral werden, ohne unsere Kassen vor Ort zu ruinieren?“
Synodalassessorin Kerstin Herrenbrück
Die neue Synodalassessorin hat jüngst ein Buch gelesen: „Wie ist Jesus weiß geworden?“ Die Gemeinden müssen sich ihrer Meinung nach mit unterschwelligem Rassismus beschäftigen. Sind die Voraussetzungen geschaffen, um queeren Menschen rundum ein Gefühl des Angenommenseins zu geben. Es gebe so viele Themen, die auf der Tagesordnung stehen müssten, sagte Herrenbrück, und nannte stichwortartig die Geschlechtergerechtigkeit, den Schutz vor Missbrauch und das Ansprechen junger Menschen. Und: „Wie schaffen wir es, dass Menschen die Kraft von Gottes Segen erfahren, die nicht zu uns in die Gemeinden kommen?“ Die Amtszeit des neuen Superintendenten endet 2024. Die Amtszeit der Assessorin 2028. Dann stehen turnusgemäß Neuwahlen an.
Würdigung Andrea Vogels
Jörg Schmidt, Pfarrer aus Herkenrath, würdigte Andrea Vogels Amtszeit. „Man könnte sagen, wir nominieren Dich für den Ruhestand“, scherzte der Vorsitzende des Nominierungsausschusses. Andrea Vogel hat 1986 ihren Dienst in Höhenberg-Vingst angetreten und sei damit derzeit dienstälteste Pfarrerin im rechtsrheinischen Kirchenkreis. Nach ihrer Zeit als Skriba im Kreissynodalvorstand wurde sie im Frühjahr 2008 bei einer „denkwürdigen Synode“ zur Superintendentin gewählt. Damit habe eine Phase von zahlreichen Veränderungen begonnen.
Das kirchliche Rechnungswesen sei radikal reformiert worden, eine Verwaltungsstrukturreform habe die Superintendentin ebenso abgewickelt wie den Pfarrstellenrahmenplan und das Schutzkonzept gegen sexualisierte Gewalt. Auf der Ebene der Landeskirche habe Andrea Vogel im Kirchenordnungsausschuss mitgearbeitet. „Ich habe keinen Superintendenten erlebt, der so nah bei den Gemeinden war“, erinnerte sich Schmidt. „Und als dann der Ruhestand bevor stand und alles ganz ruhig hätte auslaufen können, kam Corona.“ Worte des Dankes erfuhr Andrea Vogel auch von Peter Ebenfeld, Verwaltungsleiter des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch: „Sie haben sich gegenüber der Verwaltung immer sehr wertschätzend verhalten. Dafür bedanke ich mich auch ausdrücklich im Namen der Mitarbeitenden.“ Die Superintendentin wird am 19. Juni in den Ruhestand verabschiedet.
Finanzen
Finanzkirchmeister Jörg Rehnitz moderierte Punkt 10 der Tagesordnung: Feststellung des Jahresabschlusses des Kirchenkreises 2019. „Das Rechnungsprüfungsamt hat den Jahresabschluss 2019 des Kirchenkreises geprüft und einen uneingeschränkten Bestätigungsvermerk erteilt.“ Der Jahresabschluss weise bei einer Bilanzsumme in Höhe von 5,7 Millionen Euro ein Bilanzergebnis von 109.579 Euro aus. Die Synodalen beschlossen den Abschluss einstimmig.
Jugendarbeit
Marc Geschlössel aus dem synodalen Jugendausschuss Köln-Rechtsrheinisch stellte erste Überlegungen für eine stadtweite Neustrukturierung der evangelischen Jugendarbeit vor. Die Gespräche in den vier Kirchenkreisen dauern an. Es wird angestrebt, bei den Herbstsynoden der Kirchenkreise beschlussreife Vorlagen in die Beratungen einzubringen.
Umwelt und Klimaverantwortung
Hanno Sparbier-Conradus, Synodalbeauftragter für Umwelt und Klimaverantwortung, erläuterte in einem Vortrag die Möglichkeiten der Gemeinden, bis zum Jahr 2035 treibhausgasneutral zu werden. Neben zahlreichen Arten, regenerative Energien zu erzeugen und vor allem auch energieeffizient zu wirtschaften, wies Sparbier-Conradus darauf hin, dass die Gemeinden staatliches Fördergeld für die befristete Einrichtung einer Stelle für Klimaschutzkoordination in Anspruch nehmen könnten.
Gottesdienst
Die Synode hatte begonnen mit einer Andacht im Garten der Evangelischen Kirche am Vürfels. Pfarrerin Marion Rauber und Pfarrer Samuel Dörr leiteten die Feier, die ganz im Zeichen des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine stand. Zentraler Satz: „Man kann nicht mit der Bergpredigt regieren, aber ohne geht es auch nicht.“
Stichwort Kirchenkreis Köln-Rechtsrheinisch
Dieser Kirchenkreis bildet mit 18 Kirchengemeinden im rechtsrheinischen Köln, in Altenberg, Bergisch Gladbach, Kürten, Lindlar und Rösrath den größten Zusammenschluss innerhalb des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region. In seinen Gemeinden leben rund 90.000 Mitglieder, deren Interessen im „Parlament“ des Kirchenkreises, der Kreissynode, von 118 Synodalen vertreten werden.
Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann/APK
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