Vollversammlung #moodmachen: Der Jugendverband wird bunt
Jana, Tim und Luca aus der evangelischen Kirchengemeinde Vingst-Neubrück-Höhenberg wollen etwas für ihre Kirche bewegen. „Wir sind als Delegierte heute hier, um zu erfahren, was der Verband überhaupt vorhat, aber wir möchten uns auch mit anderen aus der Jugendarbeit vernetzen“, schildert Tim (27) die Beweggründe, warum die drei jungen Kölner und Kölnerinnen zur ersten Jugendverbandsvollversammlung im Haus der Evangelischen Kirche in Köln gekommen sind. Luca (23) ergänzt: „Unser Wunsch nach Vernetzung bezieht sich auf alle Generationen. Aber wir suchen auch nach Ideen, die Jüngeren an die Gemeinden zu binden.“
Der Austausch mit anderen ist es auch, der Jana (25) reizt – in mehrere Richtungen: „Wir freuen uns über Input, aber die Jugendarbeit in unserer Gemeinde ist schon sehr vielfältig. Da können wir durchaus Impulse liefern.“ Das Gespräch mit Stadtsuperintendent Bernhard Seiger beim Festhalten erster Gedanken im Rahmen des Open Space war entsprechend lebhaft.
Partizipation innerhalb der Gemeinden und Verbände
Engagiert und voller Ideen waren alle Teilnehmenden der Jugendverbandsvollversammlung unter dem Oberbergriff #moodmachen an diesem Wochenende. Rund 50 Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 16 und 30 Jahren folgten der Einladung der Evangelischen Jugend in Köln und Umgebung, sich an zwei Tagen Gedanken zu machen, wie Partizipation innerhalb der Gemeinden und Verbände, aber auch der Politik und der Stadt selbst aussehen könnte.
Die Idee, eine Jugendverbandsvollversammlung ins Leben zu rufen, um Jugendbeteiligung stärker in den Fokus zu rücken, konkretisierte sich nach der Jugendsynode 2019 der Evangelischen Kirche im Rheinland. 2020 entstand der „Stammtisch Partizipation“ im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft Evangelische Jugend Köln (AEJ), der erste Strukturen eines Jugendverbandes erarbeitete und als Ziel die Gründung einer Jugendverbandsvollversammlung mit Delegierten aus den Gemeinden der vier Kirchenkreise des evangelischen Kirchenverbandes, dem CVJM und der Adventjugend ins Auge fasste. Wichtige Schlagworte waren Vernetzung, jugendpolitische Positionierung, Partizipation.
Wie sieht Kirche aus?
Und nun war es soweit: Die erste Jugendverbandsvollversammlung, organisiert von Julia Körfgen (Referentin für Partizipation im Evangelischen Jugendpfarramt) unter dem Vorsitz von Nadja Agreiter und ihrer Stellvertreterin, Ulrike van Lengerich, (beide von der AEJ) startete mit einer Andacht durch Daniel Phan, Theologischer Referent des Evangelischen Jugendpfarramtes, der der Versammlung Mut und Kraft wünschte: „Durch die Einzigartigkeit der Teilnehmenden wird der Jugendverband bunt. Wir sollten uns an diesen beiden Tagen fragen, wie sieht Kirche aus, wenn wir realistisch träumen.“
„Wer sich viel zutraut, kann auch viel verändern“
Im Anschluss an die Andacht drückte Stadtsuperintendent Bernhard Seiger im Interview mit Julia Körfgen, seine Freude darüber aus, dass die Jugend in Köln und Umgebung sich einbringen möchte, Ideen und Lust hat, Kirche zu gestalten. „Es hat keinen Sinn, Dinge über die jungen Menschen hinweg auf den Weg zu bringen. Wir müssen sie fragen, was sie möchten und bewegt und ihnen Gelegenheit geben, ihre Ideen umzusetzen“, ist der Theologe überzeugt und sagte der Jugendverbandsvollversammlung „alle Unterstützung zu, die möglich ist“. Christen und Christinnen seien mutige Menschen betonte der Stadtsuperintendent: „Wer sich viel zutraut, kann auch viel verändern.“
Dass die Delegierten sich nicht nur einiges zutrauen, sondern auch mit konkreten Vorstellungen in die Kartäusergasse gekommen waren, zeigte das Wochenende. Wie soll der Jugendverband sich nach außen hin präsentieren? „Vielfältig, divers, inklusiv“ waren nur einige der Antworten. Welche Themen sollen im Mittelpunkt stehen? Die Jugendlichen machten klar, dass sie Kirche anders denken möchten, dass sie Frieden, Klimakrise und Integration in den Blick nehmen möchten. Es geht ihnen um Werte wie Toleranz und Gemeinschaftsgefühl, darum, sich öffentlich zu zeigen, auch in der Politik mitzumischen, sich zu vernetzen.
„Die Teilnehmenden waren unglaublich kreativ“
Diese Impulse wurden in Workshops vertieft und Claudia Klein-Adorf, die als Vertreterin des Evangelischen Jugendpfarramts die Geschäftsführung des Jugendverbandes innehat, war beeindruckt: „Die Teilnehmenden waren unglaublich kreativ und haben tolle Ideen.“ Innerhalb der Workshops ging es auch darum, welche Möglichkeiten sich Jugendlichen überhaupt bieten, teilzuhaben. „Wir haben darüber gesprochen, dass wir uns unter anderem im Jugendhilfeausschuss einbringen können, um Einfluss auf die Verteilung von Geldern zu nehmen.“
Mit einem Quiz am Abend und einem, von den Jugendlichen gestalteten, Gottesdienst am Sonntag, ging das erste Treffen schließlich zu Ende und der Kreis schloss sich. Denn im Gottesdienst stand noch einmal das Motto #moodmachen, also auch der Mut, etwas zu bewegen im Mittelpunkt.
Die nächste Jugendverbandsvollversammlung mit Delegierten aus der Evangelischen Jugend in Köln und Umgebung ist für Samstag, 22. Oktober, geplant.
Text: Katja Pohl
Foto(s): Matthias Pohl
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