„Wir sind viel zu sehr geprägt von äußeren Meinungen, vom Zeitgeist“: Pfarrer Andreas Daniels in sein Amt als stellvertretender Skriba eingeführt

Die Liederhefte sind in der Markuskirche in Porz-Eil Geschichte. Papier gespart, Umwelt geschont, Fortschrittlichkeit bewiesen. Die Liedtexte auf dem Bildschirm an der Wand waren an diesem Samstag aber nur ein Aspekt am Rande. Denn im Mittelpunkt des Gottesdienstes stand im wahrsten Sinne des Wortes der Ortspfarrer. Superintendent Torsten Krall und seine Stellvertreterin, Synodalassessorin Kerstin Herrenbrück, waren nach Eil gekommen, um Pfarrer Andreas Daniels in sein neues Amt als stellvertretender Skriba im Kreissynodalvorstand des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch einzuführen.

Die Herbstsynode des Kirchenkreises hatte Daniels mit großer Mehrheit gewählt. Wie übrigens auch Krall und Herrenbrück, die sich den Synodalen ausdrücklich als „Team“ zur Wahl gestellt hatten. So war es denn nur konsequent, dass beide zur Amtseinführung anwesend waren. Daniels ist seit 2004 an der Markuskirche tätig und zuständig für die Bezirke Eil, Urbach und Elsdorf. Man hatte den Einführungsgottesdienst in der spärlich-stimmungsvoll ausgeleuchteten Markuskirche auf den Samstagabend vorgezogen, um Pfarrerkolleginnen und -kollegen die Teilnahme zu ermöglichen.

„In der Taufe sagt Gott zu jedem Einzelnen: Du bist für mich wertvoll“

Daniels erinnerte in seiner Predigt an die Unwägbarkeiten und Risiken, wenn man für Ämter kandidiere. „Ich habe mich vor ein paar Jahren schon mal für den Kreissynodalvorstand beworben und wurde nicht gewählt.“ Daniels predigte über den Römerbrief, 1, 13 – 17: „Ich will euch aber nicht verschweigen, Brüder und Schwestern, dass ich mir oft vorgenommen habe, zu euch zu kommen – wurde aber bisher gehindert –, damit ich auch unter euch Frucht schaffe wie unter andern Heiden. Griechen und Nichtgriechen, Weisen und Nichtweisen bin ich es schuldig; darum, soviel an mir liegt, bin ich willens, auch euch in Rom das Evangelium zu predigen. Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht; denn es ist eine Kraft Gottes, die selig macht alle, die glauben, die Juden zuerst und ebenso die Griechen. Denn darin wird offenbart die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, welche kommt aus Glauben in Glauben“, hat Paulus den Römern geschrieben.

„Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht“, wiederholte Daniels. Es zu verkündigen, sei er ausgebildet: „Entschieden und überzeugend.“ In der Gemeinde sei das leicht. „Das ist ein geschützter Kreis und man kann offen reden.“ Und könne sich zurücklehnen im „religiösen Kleingarten“, in dem wunderbare Blumen wüchsen. „Aber draußen?“ Da wirke diese Kleingärtnermentalität doch arg zerbrechlich. „Wir sind viel zu sehr geprägt von äußeren Meinungen, vom Zeitgeist“, kritisierte der Pfarrer. Entscheidend sei, dass jede und jeder von Gott angenommen sei, wie er ist. Ohne Vorbedingungen. „In der Taufe sagt Gott zu jedem Einzelnen: Du bist für mich wertvoll.“ Ohne etwas dafür leisten zu müssen.

„Der Gerechte wird aus dem Glauben leben“

Daniels warf einen Blick in die eigene Vergangenheit. „Nach dem Probedienst war ich kurz arbeitslos. Ich habe zwei Monate nichts Messbares geleistet. Ich habe damals vor Scham den Menschen nicht mehr in die Augen schauen können. Ich bin damals dem gnadenlosen Leistungsdogma auf den Leim gegangen. Viele definieren sich ja fast ausschließlich über ihre Arbeit.“ Das Evangelium sei eine Alternative zu diesem Leben und sage etwas über den Wert des Lebens. „Einzige Voraussetzung ist der Glaube, den wir mitbringen müssen.“ Dann könne man sein Leben unter das Evangelium stellen, ja sogar sein Leben in das Evangelium fallen lassen. Dann begegne man der Kraft, Wärme und Güte Gottes. „Der Gerechte wird aus dem Glauben leben.“

Daraus erfahre man die Kraft, die es nicht erlaube, die Hände in den Schoß zu legen, sondern die Grenzen der Kirchengemeinden-Mentalität immer weiter in die Welt zu ziehen. „Wir sind die Gemeinschaft, die sich versammelt, um den Glauben an das Evangelium zu verbreiten. Das werden und das dürfen wir uns nicht nehmen lassen.“

Kerstin Herrenbrück und Torsten Krall hießen das neue Mitglied im Kreissynodalvorstand herzlich willkommen. „Ich habe Andreas Daniels als einen Menschen kennengelernt, der gern etwas bewegt. Der offen ist für Neues, gute Traditionen bewahrt und die Gemeinschaft stärkt. Und der Kraft schöpft aus der christlichen Spiritualität. Wir freuen uns auf gemeinsames Denken und Tun.“

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann

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