Ein Band, das immer verbindet: Gedenkgottesdienst aus der Kinderklinik
„Ein Band, das immer verbindet“: So hieß der Gedenkgottesdienst 2021 aus der Kapelle der Kinderklinik Amsterdamer Straße mit Pfarrerin Christa Schindler und Gemeindereferentin Martina Kött. „Das Freundschaftsband ist ein Zeichen der Verbundenheit. Die Bänder, die heute hier am Altar hängen, sind sehr viel mehr als Freundschaftsbänder, sie sind Bänder der Liebe. Ganz unterschiedlich haben Sie sie gestaltet; beschriftet oder bemalt“, erklärt Gemeindereferentin Martina Kött. „Wir sind sehr dankbar, dass Sie Ihr Band an uns zurückgeschickt haben, ist es doch ein Symbol und Ausdruck einer innigen Beziehung zu ihrem Kind, die niemals endet. Eine Beziehung, die bereits im Mutterleib begonnen hat, als die Mama und das heranwachsende Kind durch die Nabelschnur untrennbar verbunden waren.“
Wenn man nicht mehr zusammen sein kann, wenn die Geschwister nicht mehr miteinander spielen können, wenn die Eltern nicht mehr mit ihrem Kind sprechen oder kuscheln können, wenn Großeltern nicht mehr Zeit mit ihrem Enkelkind verbringen können, dann reißt der Tod eine große Lücke in das Leben. „Was kann dann helfen, mit diesem Verlust zurechtzukommen?“, fragt Gemeindereferentin Martina Kött. „Die Nähe geliebter Menschen, das gemeinsame Schweigen und Trauern, das Aushalten der Hilflosigkeit, das da sein – und was bleibt sonst? Der Glaube an Gott, der uns den Weg durch das Leben weisen kann, ein Gott, der jedem Menschen, der mir das Leben geschenkt hat, in seinen Händen hält und ihn auch am Ende seines irdischen Lebens nicht aufgibt.“
Der gesamte Text zum Nachlesen:
Ich begrüße Sie, liebe Eltern, Geschwister, Angehörige zu diesem Online-Gottesdienst. Auf diese Weise treffen wir uns heute zum ersten Mal. Das ist ungewöhnlich und wir dachten, es ist wichtig, wir sollten uns wie in vielen Jahren zuvor treffen: an die Kinder, die gestorben sind, denken und uns gegenseitig trösten. Die Kinder begleiten uns und unser Leben immer wieder, in Gedanken und Gefühlen, immer wieder ist es so. Dann ist die Erinnerung wieder da und sie braucht Raum und braucht Zeit. Wie ein Band begleiten die Erinnerungen und die Wünsche unser Leben, manchmal ist es traurig schön und es gehört einfach dazu, traurig zu sein. Wir versammeln uns heute zu dem Thema „Ein Band, das immer verbindet“. Sie haben uns Bänder zugeschickt, die von ihren Kindern und ihrer Liebe zu ihren Kindern erzählen und zu diesem Leben, auch in diesem Gottesdienst. Wir feiern diesen Gottesdienst im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Unsere Hilfe kommt von Gott, er hat Himmel und Erde gemacht und wird nicht das aus der Hand geben, was er gemacht hat. Darauf wollen wir vertrauen. Amen.
Wir hören Gedanken zu Psalm 139: Gott, du kennst mich und du achtest auf mich, nie gibst du mich verloren. Ich sitze oder stehe, ich liege oder gehe – du hältst deine Hand über mir, meine Wege sind dir bekannt, auch was ich denke oder sage. Du kennst es. Mein Leben liegt vor dir, wenn ich in Schwierigkeiten bin, willst du mich begleiten, wenn ich nicht aus noch ein weiß, und mich am liebsten verstecken möchte. Dann bleibt dir meine Not nicht verborgen, denn Gott, du achtest mich und du gehst mit mir, auch wenn ich es oft nicht spüre. Nie gibst du mich verloren. Amen.
Aus dem Johannes-Evangelium: Jesus sagte zu ihr, ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben. Liebe Eltern und Geschwister, Großeltern und Paten, Freunde und Freundinnen der verstorbenen Kinder, liebe Trauernde. Sie alle kennen ja Freundschaftsbänder, immer wieder kommen sie in Mode. Mal sind sie geknüpft oder geflochten und werden an einen guten Freund und eine gute Freundin verschenkt. Das Freundschaftsband ist ein Zeichen der Verbundenheit. Die Bänder, die heute hier am Altar hängen, sind sehr viel mehr als Freundschaftsbänder, sie sind Bänder der Liebe. Ganz unterschiedlich haben Sie sie gestaltet; beschriftet oder bemalt. Wir sind sehr dankbar, dass Sie Ihr Band an uns zurückgeschickt haben, ist es doch ein Symbol und Ausdruck einer innigen Beziehung zu ihrem Kind, die niemals endet. Eine Beziehung, die bereits im Mutterleib begonnen hat, als die Mama und das heranwachsende Kind durch die Nabelschnur untrennbar verbunden waren. Sie durften dann Ihr Kind auf seinem viel zu kurzen Lebensweg begleiten. Wenn ein Kind stirbt, ist etwas fürchterliches geschehen – für die Eltern, Geschwister, die Großeltern, die gesamte Familie, die Freundinnen und Freunde, nichts ist mehr, wie es vorher war. Die Welt scheint stillzustehen. Das Leben wird bestimmt durch Schmerz, Wut und Verzweiflung. Der beschwerliche und steinige Weg der Trauer muss bewältigt werden, von dem man meint, dass er nie endet. Das ist seit jeher die Situation von Trauernden. Die Situation derer, die einen lieben Menschen verloren haben. Verbunden bleiben, auch wenn man sich nicht mehr hat. Wenn man nicht mehr zusammen sein kann, wenn die Geschwister nicht mehr miteinander spielen können, wenn die Eltern nicht mehr mit ihrem Kind sprechen oder kuscheln können, wenn Großeltern nicht mehr Zeit mit ihrem Enkelkind verbringen können. Der Tod reißt eine große Lücke in das Leben.
Was kann dann helfen, mit diesem Verlust zurechtzukommen? Die Nähe geliebter Menschen, das gemeinsame Schweigen und Trauern, das Aushalten der Hilflosigkeit, das „da sein“ – und was bleibt sonst? Der Glaube an Gott, der uns den Weg durch das Leben weisen kann, ein Gott, der jedem Menschen, dem er das Leben geschenkt hat, in seinen Händen hält und ihn auch am Ende seines irdischen Lebens nicht aufgibt. Da ist einer, der Tragen hilft, der als Vater und Mutter, mit liebt, der uns mit unserer Last und Traurigkeit nicht allein lässt. Einer, der uns durch die Auferstehung Jesu gezeigt hat, dass mit dem Tod nicht alles vorbei ist. Das Band der Liebe Gottes zerreißt nicht. Es ist ein Band des Lebens und der Zukunft. Ich weiß nicht, wo sie heute in ihrer Trauer stehen, in der tiefen Verzweiflung, in einer Suche nach Hoffnung, im allmählichen Begreifen, im neu Entdecken des Lebens oder im dankbaren Erinnern. Eins aber ist ganz sicher: Ihr Kind ist und bleibt in ihrem Herzen und so wünsche ich Ihnen, dass mit dem Band Kraft und Zuversicht weiter wachsen als Band der Hoffnung und der Liebe.
Im Vertrauen auf deine Zusage, dass du, Gott, uns auf all unseren Wegen behütest, wollen wir unsere Bitten zu dir tragen. Wir bitten für die Eltern der verstorbenen Kinder, lass sie immer wieder spüren, dass sie durch das Band der Liebe untrennbar mit ihnen verbunden sind.
Wir bitten für die Kinder und Jugendlichen, denen der Tod eine Schwester oder einen Bruder genommen hat, lass sie Menschen finden, die ihre Trauer verstehen und die sie begleiten – auf dem Weg zu ihrem eigenen Leben. Wir bitten für alle, die hier im Kinderkrankenhaus arbeiten, schenke ihnen weiter viel Kraft und großes Engagement für die pflegerische und ärztliche Behandlung sowie die Begleitung der Kinder und Jugendlichen. Wir bitten für alle, die um ihr Kind trauern, dass sie trotz ihres Schmerzes jenen Faden der Hoffnung entdecken, der ihnen den nächsten Schritt zeigt. Schenke ihnen Mitmenschen, die ihnen beistehen und sie aufrichten.
Wir beten gemeinsam: Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Gott segne und behüte uns. Gott begleite uns auf unserem Weg und schenke uns seinen Frieden. Amen
Ankündigung Gottesdienst „Wie Sterne – so klein, so leuchtend“:
Am Sonntag, 12. Dezember 2021, um 18 Uhr findet unter dem Titel „Wie Sterne – so klein, so leuchtend…“ ein Gottesdienst in der Christuskirche am Stadtgarten statt. Eingeladen sind Eltern, Großeltern, Tanten, Onkel, Geschwister, Freunde und Freundinnen – alle, die um ein früh verstorbenes Kind trauern, es im Herzen tragen und vermissen. Ob Geburt und Tod erst kurz oder schon viele Jahre zurückliegen, es braucht immer wieder einen Raum für den Schmerz und die Trauer und genauso für die Erinnerung, die Liebe und die Gemeinschaft. Der Gottesdienst am 2. Sonntag im Dezember, dem Weltgedenktag für verstorbene Kinder, soll dafür Raum bieten. Wir laden ganz herzlich ein, zum Gottesdienst zu kommen (es gilt 3G) oder online dabei zu sein. (Link zum Livestream: https://www.youtube.com/c/kirchekoeln) Wer nicht selber kommen kann, aber möchte, dass der Name eines Kindes im Gottesdienst genannt wird, kann den Namen gerne per WhatsApp an 0176-23743554 schicken. Der Gottesdienst wird gestaltet von Dorit Felsch, Eli Wolf, Miriam Haseleu und dem Team von #HimmelAufKoeln (ein Projekt des Kirchenkreis Köln-Mitte).
Text: APK
Foto(s): APK
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