Archivale Juni: Schulstart mit Hindernissen

Die Machtergreifung Adolf Hitlers und die Ausweitung nationalsozialistischer Ansichten im gesellschaftlichen Leben trafen auch die konfessionsgebundenen Schulen und kirchlichen Jugendverbände. Die nationalsozialistischen Machthaber wollten den Einfluss der Kirchen auf Kinder und Jugendliche auf diese Weise einschränken oder gänzlich unterbinden. 1938 wurden die Konfessionsschulen ersetzt durch Gemeinschaftsschulen ohne Religionsunterricht.

Erst nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges war es wieder möglich, an die Einrichtung des Religionsunterrichtes in den regulären Lehrplan zu denken. Es wurden auch wieder Überlegungen angestellt, konfessionsgebundene Schulen zu eröffnen. Grundlage bildete die durch die britische Militärregierung erlassene Schulanweisung, die den Religionsunterricht wieder als reguläres Schulfach in den Lehrplan der Schulen aufnahm und er sollte auch nach Möglichkeit in der regulären Schulzeit im Schulgebäude stattfinden. Voraussetzung: Schüler und Schülerinnen durften nicht zur Teilnahme am Religionsunterricht oder am Schulgottesdienst gezwungen werden.

Die Militärregierung ließ die Schulform offen, so dass im Stadtgebiet Köln 1946 eine Befragung von Eltern bezüglich der Einführung einer evangelischen Bekenntnisschule durchgeführt wurde. Das Ergebnis zeigt die Archivale des Monats. Insgesamt wurden Eltern von 6444 Schülerinnen und Schülern von 46 Schulen befragt, wovon sich insgesamt 3651 für eine evangelische Bekenntnisschule wünschten. Die tabellarische Aufzählung zeigt jedoch auch deutlich, dass die Beteiligung sehr mäßig war. Dieses Ergebnis sollte gemäß Pfarrer von Staat, der im Amt für Schule und kirchliche Unterweisung des Gesamtverbandes evangelischer Kirchengemeinden im Kirchenkreis Köln mitarbeitete, einen Weckruf für die Verantwortlichen darstellen.

Mangel an Religionslehrenden

Laut seiner Ansicht fehle es in den evangelischen Kirchengemeinden an Engagement, so dass er eindringlich die Pfarrer dazu aufrief, an Ostern, die Eltern nochmals zu bitten ihre Kinder für eine evangelische Bekenntnisschule anzumelden und somit das Projekt nicht scheitern zu lassen. Doch es fehlte nicht nur an Anmeldungen, sondern auch an Lehrkräften. Auf beispielsweise 4254 Schülerinnen und Schüler kamen vor dem Krieg 42 Lehrkräfte. Nach Kriegsende waren es deutlich weniger.

In Fühlingen, Volkhoven, Merkenich, Niehl, Worringen und Tenhoven konnte auf Grund des Lehrermangels kein evangelischer Religionsunterricht erteilt werden. Um den Religionsunterricht an den Volks- sowie weiterführenden Schulen wie Berufsschulen zu stemmen, wurden neben Lehrern, auch Katecheten, Pfarrer und Studienräte eingesetzt. Diese mussten jedoch vorher durch die Landeskirche als Lehrpersonen anerkannt worden sein.

Kontinuierlich wurde an der Verbesserung der geschilderten Lage gearbeitet. Die Mitarbeitenden des Amts für Schule und kirchliche Unterweisung besuchten regelmäßig verschiedene Schulen, um mit den Lehrkräften vor Ort zu sprechen und gestalteten das Angebot des Amtes nach den Bedürfnissen. Es wurden neben dem Organisieren von Fachvorträgen, Gespräche mit staatlichen Behörden geführt, gemeinsame Freizeiten durchgeführt sowie Prüfungen von Junglehrern für das Lehrfach Religion abgehalten. Dies trug mit dazu bei, dass sich der Mangel an Religionslehrenden an den Schulen besserte und so konnte auch die Durchführung des Religionsunterrichts gewährleistet werden.

Text: Stefanie Sternemann
Foto(s): Stefanie Sternemann

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Antijüdisches Relief darf an Kirche bleiben: Interview mit Dr. Martin Bock zu BGH-Urteil

Der Bundesgerichtshof (BGH) hat kürzlich entschieden, dass ein als „Judensau“ bezeichnetes Sandsteinrelief aus dem 13. Jahrhundert an der Stadtkirche Wittenberg in Sachsen-Anhalt nicht entfernt werden muss. Durch eine Bodenplatte und einen Aufsteller mit erläuterndem Text habe die Kirchengemeinde das „Schandmal“ in ein „Mahnmal“ umgewandelt, sagten die obersten Zivilrichterinnen und -richter Deutschlands (Az.: VI ZR 172/20). Ein Gespräch mit Dr. Martin Bock, Pfarrer und Akademieleiter Melanchthon-Akademie Köln, zu dem BGH-Urteil:

Was bedeutet das Urteil des BGH für die Darstellungen am Kölner Dom?

Martin Bock: Das Urteil bedeutet, dass es keine einfachen Antworten auf die Frage nach dem Umgang mit den antijüdischen Artefakten im Kölner Dom gibt. Das Urteil bedeutet aber auch, dass diese sogenannten Artefakte, für die es eine ökumenische und gesamtgesellschaftliche Verantwortung gibt, weiter einer Kommentierung bedürfen, die erstens für möglichst viele Menschen verständlich ist, die zweitens die tiefe antijüdische Verseuchung, die Israelvergessenheit der gesamten christlichen Theologie aufzeigt und drittens deutlich macht, dass wir uns Gottseidank seit einigen Jahrzehnten auf einem ökumenischen Weg der Umkehr und Erneuerung befinden. Anders als in Wittenberg, wo schon seit den 1980er Jahren eine „bußkritische“ Kommentierung der unsäglichen Darstellung der Judensau begonnen hat, ist dieser Aufklärungsweg in Köln noch ein recht frischer. Hier in Köln hat die Melanchthon-Akademie dazu den ersten Schritt getan, als sie 2002 eine Tagung zum Thema „Gewalt im Kopf. Tod im Topf“ veranstaltete. In diesem Rahmen trat der Aktionskünstler Wolfram Kastner auf, der vor dem Dom mit einem Plakat „Judensau!“ auf die Artefakte aufmerksam machte. Man kann sich vorstellen, was das für einen Wirbel gemacht hat, auch im Domkapitel. Der zweite Schritt ging dann von der Karl Rahner-Akademie aus. Das war 2006. Mehr als zehn Jahre später hat sich dann das Domkapitel das Thema zu eigen gemacht, Texte zu den Artefakten neu veröffentlicht und gemeinsam mit der Kölnischen Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit eine Arbeitsgruppe „Der Dom und die Juden“ begründet, in der auch Vertreter der Synagogengemeinde und der evangelischen Kirche mitarbeiten. So ist deutlich, dass es eine gemeinsame getragene Verantwortung gibt, in Zukunft erkennbar zu machen, dass das Christentum seine antijüdische Geschichte so selbstkritisch wie nur möglich betrachtet.

Wie schätzen Sie das Urteil ein?

Martin Bock: Das Urteil sagt ja: Durch die verschiedenen Kommentierungen ist in Wittenberg das Schandmal zu einem Denkmal geworden. Deshalb sei die Position des Klägers, die Judensau könne nur durch Entfernung und Musealisierung aus dem „Verkündigungszusammenhang“ gelöst werden, nicht tragend. Ich kann diese Position verstehen, und dies wird wohl auch der Weg im Kölner Dom sein. Aber ich habe auch Verständnis für den Klageanlass: Herr Düllmann, der Kläger, der ja Jude ist, sagt ja: Die „Judensau“ als Teil einer Kirche ist Teil kirchlicher Verkündigung. Ich verstehe das so: Solange das Judentum in einer solchen Weise diffamiert wird, wie es die Judensau-Darstellung zu erkennen gibt, ist kirchliche Verkündigung verseucht, ist sie menschenfeindlich. Es ist in der Tat eine Zumutung für Jüdinnen und Juden, in kirchlichen Bauwerken immer noch solchen Darstellungen zu begegnen, die das Judentum blasphemisch beleidigen, ja die sogar Gott selbst beleidigen. Aber es geht wohl kein Weg daran vorbei, unsere Geschichte gerade nicht von den Schandflecken zu ‚befreien‘, sondern sie in ihrer Elendigkeit zu begreifen. Wir können ja auch das Neue Testament nicht von den Texten ‚befreien“, die judenfeindlich sind, zum Beispiel im Johannesevangelium. Wir müssen sie in ihrer Genese und ihrer Wirkung verstehen. Das Christentum ist halt auch eine geschichtliche Religion, die man ebenso geschichtlich kritisieren muss.

Wie sollte aus Ihrer Sicht mit diesen Darstellungen umgegangen werden?

Martin Bock: Im Kölner Dom bestand der letzte Schritt der Aufklärungsarbeit darin, dass sogar aus der Zeit nach der Shoa noch ein antijüdisches Artefakt in seiner skandalösen Judenfeindlichkeit offengelegt und interpretiert wurde. Es ist das sog. „Kinderfenster“, in dem sich Bilddarstellungen jüdischer Menschen finden, die an die Ikonografie des Nationalsozialismus erinnern. Dieses „Kinderfenster“ und die anderen Artefakte sind nun in einem Heft, also in einem schriftlichen Führer, und in einer Ausstellung, gut dokumentiert. Es gibt außerdem Führungen zum Thema, die jede Gruppe, die den Dom besuchen will, buchen kann. Beim kommenden evangelischen Kirchbautag im September wird es zudem einen Workshop zu diesem Thema geben. Aber ich meine, wir müssen noch niedrigschwelliger ansetzen und es jeder Besucher und jede Besucherin des Domes möglich machen, ohne zusätzlichen Aufwand darauf zu stoßen, wie im Dom zwischen Mittelalter und den 1960er Jahren mit dem Judentum umgegangen wurde. Um diese Frage kümmert sich zurzeit die Arbeitsgruppe „Der Dom und die Juden“, in der ich mitwirke. Davon, dass der Dom ein Mahnmal für ein erneuertes Verhältnis von Christen und Juden ist, sind wir noch entfernt. Zur Niedrigschwelligkeit gehört auch, dass die für jede Dorf- und Stadt-Kirche Verantwortlichen schauen: Wie sieht es bei uns aus? Welche Darstellungen erzählen vom Volk Israel und wie tun sie dies? Was vermittelt das ohne Worte in jedem Gottesdienst und wie wollen wir mit Worten vermitteln, dass wir es anders sehen?!

Text: APK
Foto(s): Frauke Komander

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„Draht zu Gott“: Missionale erstmals mitten in der Stadt

„Herzlich willkommen, hier sind Sie goldrichtig!“ Fröhlich begrüßte die Sicherheitsmitarbeiterin die Besucherinnen und Besucher der Missionale 2022 am Kölner Gürzenich. Bei dem erstmals dezentral stattfindenden ökumenischen Glaubens- und Mutmacherfest bildete der Gürzenich den Schwerpunkt mit mehreren Foren, vielen Infoständen und als Ort des großen Abendsegens. Doch auch Antoniter- und Trinitatiskirche sowie das Domforum luden zu Bibelarbeit und Themenforen ein. Außerdem gab es bei dem erstmals seit drei Jahren wieder stattfindenden Treffen einen meditativen Spaziergang, ein Forum mitten im Stadtraum. All das passt zum Leitwort der diesjährigen Missionale: „Mittendrin“ – denn Kirche muss da sein, wo die Menschen sind, so die Botschaft.

Die aus mehreren Generationen stammenden Teilnehmerinnen und Teilnehmer konnten wählen zwischen Themenkomplexen wie „Kirche mitten im Umbruch“, „Mittendrin in einer zerbrechlichen Welt“ und „Mitten in einer Gesellschaft kultureller Vielfalt“. Viel Zuspruch fand das Forum „Warum evangelisch?“ mit dem Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Dr. Thorsten Latzel. Dass er launig und persönlich über seinen Glauben und seine Erfahrungen sprach, aus dem „Näh- und Seelenkästchen“ plauderte, wie Missionale-Pfarrer Christoph Nötzel kommentierte, kam an bei den Menschen im großen Saal des Gürzenich. Sieben Gründe führte Latzel dafür an, dass er, wie er sagt, – aus ,konfessionsverschiedener Familie stammend – protestantisch glaubt und lebt: „Gott, Hoffnung, Glauben und Denken, Freiheit, ein Ethos unbedingter Liebe, Pluralismus aus Glauben, versöhnte Verschiedenheit, Vertrauen.“

2,3 Millionen Päpstinnen und Päpste

Freiheit sei der Schlüsselbegriff evangelischen Glaubens, so der Präses in seinen Ausführungen. Er zitierte Martin Luther, der den doppelten Charakter dieser Freiheit beschrieben habe: „Ein Christenmensch ist ein freier Herr aller Dinge und niemandem untertan. Und ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht und jedermann untertan.“ Die Freiheit liegt laut Latzel darin, dass das Leben ein Geschenk Gottes sei, „gratis, umsonst, für lau“. Und weiter: „Ich kann nichts dafür tun und nichts und niemand kann es mir nehmen. Und niemand hat mir deshalb etwas in meinem Leben letztgültig zu befehlen,“ erklärte Präses Thorsten Latzel. Zugleich sei der Mensch dadurch radikal gebunden: „Weil dieses Geschenk eben nicht nur mir gilt, sondern immer auch jedem anderen Menschen in gleicher Weise. Mit jedem anderen Menschen so umzugehen, dass mir in ihm oder in ihr Gott selbst begegnet, das bindet stärker als alles andere.“

Die Freiheit eines Christenmenschen sei in der evangelischen Kirche prägend: „Jede Christin und jeder Christ hat einen unmittelbaren Draht zu Gott. Wir kennen keinen Priesterstand als notwenigen Heilsmittler zwischen Gott und den Menschen, niemanden mit einer gesonderten Weihe.“ Die Evangelische Kirche im Rheinland sei eine Kirche „mit 2,3 Millionen Priester*innen, König*innen und Prophet*innen – dazu sind wir gesalbt, jeder von Ihnen, in der Taufe“, betonte der Präses und ergänzte. „Wir haben 2,3 Millionen Päpstinnen und Päpste“. Auf jeder Synode werde miteinander gerungen, „wir muten einander unsere Freiheit zu“, so Latzel. „Es gibt bei uns kein letztes Lehramt, keine vorgeschriebenen Dogmen, sondern ein Leben in letzter, tiefer Freiheit aus Gott. Jede kirchliche Ordnung muss sich daher daran messen, ob sie dieser Freiheit des Glaubens dient. Und wenn sie es nicht tut, dann können und müssen und werden wir sie ändern.“

Beim Abendmahl ökumenisch endlich weiterkommen

Zu Beginn hatte der Präses betont, dass er zwar aus protestantischer Perspektive spreche, dass dies aber keine „implizit negative Aussage“ gegenüber anderen Konfessionen, Religionen oder Weltanschauungen beinhalte. Die evangelische Kirche trete ein für eine versöhnte Verschiedenheit, für einen Pluralismus aus Glauben, so Latzel. „Es ist gut, dass es verschiedene Ausdrucksformen des Glaubens gibt. Es gibt immer diesen ,Christus für mich‘. Wichtig ist, dass uns dies nicht voneinander trennt, etwa bei der Feier des heiligen Abendmahls“, machte der Präses deutlich.

„Das Geheimnis, dass Christus gegenwärtig ist, das macht uns frei, stiftet Gemeinschaft, versöhnend.“ Theologinnen und Theologen versuchten, dies rational zu beschreiben, zu begreifen aber „letztlich erfassen können wir dieses Geheimnis des Glaubens alle nicht“, bekannte Latzel. „Deswegen ist es wichtig, an dem Wesentlichen festzuhalten: Christus ist der Einladende! Und wir sind alle Gäste. Deswegen laden wir eben bei der evangelischen Kirche alle Christinnen und Christen ein, am Mahl teilzunehmen. Und ich freue mich, wenn wir in der Perspektive des Textes ,Gemeinsam am Tisch des Herrn‘ ökumenisch hier endlich weiterkommen.“ Das sei etwas, „das auch mir als Kind aus einer konfessionsverschiedenen Ehe persönlich viel bedeutet: Setze keinen Punkt, wo Gott ein Semikolon setzt.“

Hoffnung aus Trümmern und Paradoxien

Das Thema Hoffnung habe ihn in den ersten eineinviertel Jahren seiner Amtszeit als Präses intensiv begleitet, gerade angesichts von Krieg, Corona, Flut und Klimawandel und der neu damit erfahrenen Verletzlichkeit des einzelnen Menschen wie der Gesellschaft insgesamt, erzählte Thorsten Latzel. „Die Menschen in den Kellern und U-Bahn-Schächten in der Ukraine: Was ist die Hoffnung, die sie am Leben hält?“, fragte er dann. Eine Frau in den Flutgebieten habe es einmal so ausgedrückt: „Ich habe nicht geweint, als die Wasser kamen, ich habe erst geweint, als die Hilfe kam. Das hat mir den Glauben an Gott und die Menschheit wiedergegeben.“

Bei seiner Sommertour der Hoffnung im vergangenen Jahr habe er etwa 40 Gemeinden besucht und Menschen nach ihren Hoffnungsgeschichten gefragt. Hoffnung war dann erneut das Thema bei Besuchen in den Flutgebieten. „Was gibt einem Hoffnung, wenn auf einmal eine verwüstete Stadt wie Bad Neuenahr daliegt, eine einzige Trümmerlandschaft, in der nichts mehr heil ist?“, fragte der Präses. „Meine Quintessenz: Hoffnung ist das, was Menschen selbst in den schwierigsten Situationen die Kraft verleiht nicht aufzugeben. Hoffnung ist etwas, was ich nie alleine habe, sondern das davon lebt, dass ich sie mit anderen teile. Hoffnung macht Menschen aktiv, sie macht uns stark zu handeln. Und sie hilft uns auch wieder loszulassen und die Zukunft in Gottes Hände zu legen.“

Missionsland Deutschland: Ein spirituell schlafender Riese

Bei der Missionale 2022 schwang auch die Frage mit, was es heute heißt, missionarisch Kirche zu sein und Menschen für die Botschaft Jesu begeistern zu wollen. Beim Forum „Voneinander lernen. Kirche in Mission im 21. Jahrhundert“ ging es um die Erfahrungen in einigen der – allein im Rheinland – rund 500 internationalen Gemeinden unterschiedlicher Prägungen sowie in frei- und landeskirchlichen Gemeinden. Dabei wurde aus dem Kreis der Teilnehmenden deutlich, dass die Existenz der internationalen Gemeinden als Grund zur Hoffnung gesehen wird: „Ist Deutschland Missionsland?“, fragte eine Teilnehmerin und dankte dann den anwesenden Vertreterinnen und Vertretern für ihren Dienst, nachdem Pastor Richard Aidoo von der freikirchlichen „New Life Church“ in Düsseldorf berichtete, dass zu seiner Gemeinde mit Menschen aus 50 Nationen auch viele, gerade junge Deutsche kommen.

„Deutschland braucht Mission“, bestätigte Richard Aidoo. „Deutschland ist spirituell ein schlafender Riese.“ Deshalb hat der Pastor bereits 2011 die Initiative „5 Minuten Gebet für Deutschland täglich“ und im vergangenen Jahr das „Gebet der Nationen für Deutschland“ ins Leben gerufen. „Denn Deutschland muss wach sein“, so Richard Aidoo. Deutschland sei eine christliche Nation und Martin Luther habe der Welt viel gegeben. „Deutschland braucht jetzt unsere Hilfe“, betonte Richard Aidoo.

Modernes Missionsverständnis: Gemeinsam auf dem Weg

Superintendent Jürgen Buchholz vom Kirchenkreis Niederberg unterstrich, dass das alte Missionsverständnis heute nicht mehr gelten könne – nicht nur wegen seiner imperialistischen Anklänge oder aus dem Zeitgeist heraus, sondern aus einer besseren Kenntnis der biblischen Sprache heraus. „Macht euch auf den Weg und lasst alle Völker mitlernen“ heiße es heute in der Bibel in gerechter Sprache – und nicht mehr „Geht und macht alle Völker zu meinen Jüngern“. Nicht die Kirche habe eine Mission, „sondern Gott hat eine Mission – und die Kirche ist ein Teil davon“. Der Zweck der Kirche sei nicht, sich selbst zu genügen, sondern über sich hinauszuweisen und eine Gemeinschaft zu sein, die das Reich Gottes abbildet.

„Ich habe da ein Bild im Kopf: Wir gehen als Kirche mit Gott unterm Arm irgendwo hin und teilen ihn aus. So würde das nicht funktionieren“, betonte Buchholz. „Nicht wir bringen als Kirche Gott zu den Menschen, sondern Gott ist immer schon da. Denn seine Liebe ist umfassend und überall. Und ich kann da hinkommen und in Kommunikation gehen und sehen, was sich entwickelt, wenn ich mit Menschen in Kontakt komme und bezeuge und lebe, Gemeinde lebe.“

Über den eigenen Glauben sprechen

Bendix Balke, Gründer und Pfarrer der Interkulturellen Gemeinde An Nahe und Glan, berichtete aus seiner Erfahrung: „Ich bin überzeugt, dass es Deutsche gibt, die es gerne sehen, wenn es Kirche auch mal wagt, anders zu sein, etwas unkonventionell, etwas bunter.“ Das „Forum Bad Kreuznach“ erreiche eher Einheimische als Migranten, darunter Menschen, für die Kirche noch einen positiven Klang habe, Menschen, die von der Praxis enttäuscht sind und sich zurückgezogen haben, oder Menschen, die „lange nichts mit Kirche am Hut hatten und das spannend finden“. Balke: „Uns hilft es, dass Migranten ganz selbstverständlich von ihrem Glauben sprechen.“ Erst in der Begegnung merke man, dass sich das viele Menschen hier gar nicht trauen. Wenn dann jemand sage, dass er oder sie ohne Gebet, ohne Bibel, ohne Segen nicht leben könnte und wenn es dann noch Menschen seien, die monatelang oder Jahre auf der Flucht waren und sagen „Mein Glaube hat mir die Kraft dafür gegeben“, dann bekämen er und viele in der Gemeinde Gänsehaut.

„Vielleicht ist es so, dass Menschen, die nicht so durch die Aufklärung geschritten sind wie wir, sagen: ,Selbstverständlich habe ich eine ganz persönliche Beziehung zu Jesus, selbstverständlich kann ich mir mein Leben nur als Geschenk Gottes vorstellen, selbstverständlich lebe ich von der Kraft des Heiligen Geistes‘.“ Das könne ein Anstoß sein sich zu fragen: Wie kann ich meinen Glauben ausdrücken? Wie kann ich ihn so leben, dass ich davon nicht gleich etwas zurücknehme? „Wir sind auf der Suche nach einer gemeinsamen Spiritualität“, so Pfarrer Bendix Balke, „und ich glaube, das kann uns auch nur gemeinsam gelingen.“

Antirassismus muss überall ein Thema sein

Missionale-Pfarrer Christoph Nötzel und Simone Enthöfer, Landespfarrerin für Missionale Kirche in der Evangelischen Kirche im Rheinland, zogen eine positive Bilanz der Missionale 2022. Für Enthöfer ist wichtig: „Mittendrin, bei all unserer Begeisterung, unserem Tun, ist Gott selber. Was wir tun können, ist dem Heiligen Geist Landebahnen bauen. Mittendrin ist der Heilige Geist selber.“

Corona, die Flut, Krieg, Angst und Terror hätten die Menschen verändert. „Aber vielleicht ist ja auch Platz für Mut-Räume geworden“, so Enthöfer. „Mut-Räume zu sagen: das ist nicht nur mein Haus, mein Herd, mein Garten, sondern auch: das ist mein Scherbenhaufen.“ Im Dialog mit Nötzel empfahl sie dann „Trostbrot, Gracefruit, Rudelsalat, Wildkirchentee und Frommbeeren“, um zum Neudenken und zum Aufbruch einzuladen sowie Mut zu machen. Ihr Traum ist, dass die Missionale zukünftig wie ein kleiner Kirchentag überall in der Stadt stattfindet und alles durchdringt: Gemeinden, Geschäfte und das ganze Stadtbild.

Nächste Missionale für 2024 geplant

Im Juni wird die nächste Missionale stattfinden, wieder im Gürzenich. Im März 2023 findet die Jugendmissionale in Mülheim als Jugendfestival statt.

www.missionale.de

Text: Hildegard Mathies /APK
Foto(s): APK

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Abschied von Simone Drensler als Pfarrerin im Kirchenkreis und Mitglied des Kreissynodalvorstandes

In seiner letzten Sitzung vor den Sommerferien am 20. Juni hat der Ev. Kreissynodalvorstand des Kirchenkreises Köln-Süd sich von Simone Drensler als Pfarrerin im Kirchenkreis und als Mitglied des Kreissynodalvorstandes verabschiedet. Simone Drensler wurde zur Pfarrerin im Kirchenkreis Kleve gewählt und tritt ihre Gemeindepfarrstelle am 1.8. in Xanten an.

Für Bernhard Seiger, Stadtsuperintendent des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region, und den Vorstand kam der Abschied überraschend: Erst vor einer Woche wurde die Entscheidung bekannt. Bernhard Seiger gratulierte Simone Drensler zur Wahl auf die neue Pfarrstelle, die sie zurück in ihre Heimat am Niederrhein führt: „Ich bin sicher, Du wirst das dort gut machen. Gemeindearbeit liegt Dir sehr am Herzen, Du bist mit vielen Ideen, Kreativität und Energie unterwegs, und Dir liegt sehr an Beteiligung. Ich wünsche Dir und Euch als Familie einen guten Start im neuen Umfeld.“ Er dankte der Assessorin für die gemeinsame Arbeit im Vorstand.

Begleitung der Gemeinden in Veränderungsprozessen

Im Juni 2016 war Simone Drensler von der Kreissynode Köln-Süd als Scriba gewählt worden, im November 2020 wurde sie als Nachfolgerin von Rüdiger Penczek zur Synodalassessorin gewählt und im Januar 2021 in ihr Amt eingeführt. Bernhard Seiger zählte viele der gemeinsamen Projekte in der Leitung auf: Begleitung der Gemeinden in Veränderungsprozessen, Gespräche mit Pfarrkolleginnen und -kollegen, Visitationen, Umgang mit der Coronakrise, gemeinsame Synodenleitung. Besonders hob er den Einsatz für eine Veränderung der Strukturen für eine kleiner werdende Kirche hervor und nannte dabei die geplante Zusammenführung der vier Kölner Jugendreferate mit dem Jugendpfarramt des Kirchenverbandes und die Gestaltung einer gemeinsamen Zukunft der linksrheinischen Kölner Kirchenkreise. Er erinnerte an die gerade erst durchgeführte erfolgreiche Frühjahrsynode in der Trinitatiskirche zum Thema Nachhaltigkeit, die ein Signal an die Gemeinden für ein starkes Engagement für die Bewahrung der Schöpfung war.

Die bisherigen Aufgaben der Assessorin wurden zunächst im Vorstand für die kommenden Monate neu verteilt. Ein Nominierungsausschuss wurde eingesetzt, der die Wahl einer neuen Assessorin oder eines neuen Assessors auf der Herbstsynode im November vorbereiten soll.

 

Interview mit Simone Drensler:

Es geht für Sie zurück in die Heimat. Was heißt das für Sie?

Simone Drensler: Das stimmt! Nach dreißig Jahren geht es wieder zurück in meine Heimat, zurück an den tiefen Niederrhein, nah an der niederländischen Grenze. Dort bin ich aufgewachsen, meine Familie lebt dort. Abgesehen von der wunderschönen Landschaft mag ich einfach den Schlag Mensch, der dort lebt: unprätentiös, bodenständig, gerade heraus, der Niederrheiner „sacht halt wie et is“ Wen der Niederrheiner einmal ins Herz geschlossen hat, den lässt er da auch nicht so schnell wieder raus. Ich bin glücklich, dass ich mit meinem Mann und unserer Tochter Johanna in diesem schönen Landstrich wohnen werde.

Worauf freuen Sie sich bei der neuen Stelle?

Simone Drensler: Als ich mich dazu entschieden habe, mich auf eine Gemeindepfarrstelle zu bewerben, habe ich die mittlerweile vielen Ausschreibungen im Amtsblatt studiert. Sie können mir das jetzt glauben oder nicht: bei der Lektüre der Ausschreibung der Gemeinde Xanten-Mörmter hat es geradezu gefunkt. Die Zeilen kamen so ehrlich, so wenig hochglanzgestylt daher und so freundlich, kurz niederrheinisch, da habe ich gedacht. Das ist sie! Deine zukünftige Gemeinde! Mich hat dann nur noch das aufwendige, rheinische Bewerbungsverfahren von diesem Traum getrennt (lächelt). Ich freue mich darauf in und mit der Gemeinde zu leben und zu arbeiten. Nah bei den Menschen zu sein, die Schätze der Gemeinde zu bewahren, aber auch neue Formate zu entwickeln, Neues denken und wagen, ganz konkret diese Kirche vor Ort weiter zu entwickeln: Die barocke Kirche liegt direkt am Marktplatz einer durchaus touristisch belebten Kleinstadt. Ein wenig träume ich ja von einer Form von Citykirchenarbeit, aber wir werden sehen, das wird sich alles zeigen und den Weg werde ich mit dem hoch engagierten und mutigen Presbyterium und der Gemeinde gemeinsam entwickeln.

Was werden Sie an Ihrer alten Stelle vermissen?

Simone Drensler: Ich habe 16 Jahre lang am Goldenberg Europakolleg gearbeitet, einem gewerblich-technischen Berufskolleg. Das war eine tolle Zeit mit einem großartigen Kollegium. Die gesamte Schule hat sich mit allen Beteiligten immer als ein Team verstanden, das zum Besten der Schülerinnen und Schüler Hand in Hand gearbeitet hat. Da sind viele Freundschaften und tiefe Verbindungen entstanden, die ich als Niederrheinerin, wie oben bereits gesagt, nicht aus meinem Herzen lassen werde. Mein Dienst an der Schule ist von allen immer sehr geschätzt worden. Seelsorge, gestaltete Abschiedsfeiern, Konflikte mit der Schulleitung usw., da konnte ich positiv wirken. Mir half der Dienst in einer quasi Außenstelle von Kirche geerdet zu bleiben. Der Traditionsabbruch, die Religionsferne, die massive kirchenkritische Sicht ist dort nicht einfach eine Austrittszahl, sondern immer sichtbar, spürbar, hörbar in kontroversen Gesprächen und Diskussionen, ob im Unterricht oder in der Pause. Überspitzt gesagt musste ich quasi täglich Rechenschaft ablegen von der Hoffnung, die in mir ist. Aber ich hatte immer einen sehr guten Draht zu meinen Schülerinnen und Schülern, sodass mir das nicht schwer viel. Und auch umgekehrt: Ich habe viel gelernt von und mit meinen Schülern. Der Rückbau auch der Pfarrstellen an den Schulen führt zum Verlust dieser Kontaktfläche. Und ich hoffe, dass wir als Kirche es schaffen, trotzdem in den Bildungsraum hinein vernetzt zu bleiben. In den letzten Jahren habe ich zusätzlich im KSV des Kirchenkreises Köln-Süd mitgearbeitet. Erst als Skriba, dann als Assessorin. Mir war es wichtig, die Gemeinden und das Pfarrkollegium gut zu begleiten, in all den Strukturprozessen nah dran zu bleiben an den Menschen, die diese Veränderungen gestalten und leben müssen. Es ist enorm, was der mittleren Ebene mittlerweile an Aufgaben zuwächst, ohne dass sich gleichzeitig auch Entlastungs- und Leitungsstrukturen angepasst hätten. Da muss Kirche klüger werden und mehr Bereitschaft zu größerer Veränderung entwickeln, als sie das aus meiner Sicht bis dato zeigt. Zudem wird es Zeit, dass sich unsere presbyterial-synodal verfasste Kirche nicht nur der Partizipations-, sondern auch der Machtfrage stellt. Die Machtfrage ist eher noch eine, die hinter vorgehaltener Hand, aber nicht offen gestellt wird. Das muss sich auf allen Ebenen dieser Kirche ändern!

Was wird Ihnen besonders im Gedächtnis bleiben?

Simone Drensler: Besonders in Erinnerung werden mir meine super netten Schülerinnen und Schüler und das Kollegium bleiben. Es war sehr spannend an meinem Berufskolleg eine Außenstelle von Kirche sein zu können. Außerdem wird mir der Zusammenhalt und das Engagement der Menschen nach der Unwetterkatastrophe im vergangenen Jahr bei uns im Kirchenkreis in Erinnerung bleiben. Meine Kolleginnen und Kollegen aus den Gemeinden haben so vielen Menschen geholfen. Ich habe als stellvertretende Superintendentin unseren Krisenstab koordiniert. Ich bin dankbar, dass wir den Betroffenen in der Region unkonventionell helfen und zur Seite stehen konnten. Froh bin ich, dass wir gemeinsam mit der Diakonie eine Stelle für eine Sozialpädagogin installieren konnten. Frau Schnackerts berät und begleitet Menschen, die von der Flut betroffen sind. Das macht sie hochkompetent und engagiert. Da wurde und wird viel für die betroffenen Menschen erreicht. Ein segensreicher Dienst!

Text: Frauke Komander/APK
Foto(s): Jan Ehlert

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Unsere Wochentipps: Qualifizierung zum Bewegungscoach und „Kirche läuft“

Unsere Wochentipps laden dazu ein, Neues zu entdecken: Es gibt einen neuen Kurs zur Qualifizierung zum Bewegungscoach, eine Live-Präsentation mit Musik und Vortrag „Kalligraphie als Brücke im interreligiösen Dialog“ und die Wanderausstellung „Kunst trotzt Ausgrenzung“ in Köln. „Kirche läuft“, ein inklusives Sportfest am Müngersdorfer Stadion, wird angeboten. Außerdem findet der Abschied von Pfarrer Siegfried Kuttner statt. Musikalisch wird’s mit dem Konzert im Lieder-Zyklus von Robert Schumann und der Sommerkonzert-Reihe in der Christuskirche Brühl.

Die Termine in der Übersicht:

24.06.2022, 15:00
Ev. Familienbildungsstätte Köln
Evangelische Familienbildungsstätte Köln (fbs), Kartäuserwall 24b, 50678 Köln
Neuer Kurs zur Qualifizierung zum Bewegungscoach startet im September
Kooperation der fbs mit der Deutschen Sporthochschule

Eine Ausbildung zum Bewegungscoach bietet die Evangelische Familienbildungsstätte Köln (fbs) in Kooperation mit der Deutschen Sporthochschule und der Adipositas Akademie Nordrhein an. Der Kurs dauert etwa vier Monate und qualifiziert die Teilnehmenden für die Arbeit als Kursleitung im Eltern-Kleinkindbereich. Angesprochen sind sowohl Menschen, die Spaß an der Bewegung haben und diese Freude an Eltern und ihre Kleinkinder weitergeben möchten sowie pädagogische Fachkräfte, die ihren Schwerpunkt auf die körperliche Entwicklung im Kleinkindalter legen möchten. Der Kurs besteht aus einer Mischung aus Theorie- und Praxisblöcken, E-Learning- und Präsenzeinheiten sowie Hospitationen und Supervision. Das erste Treffen findet am Freitag, 2. September, 15 Uhr bis 18.30 Uhr, in der fbs, Kartäuserwall 24b, statt. Die Teilnahme an dieser kompakten Weiterbildungsmöglichkeit kostet 300 Euro. Das Anmeldeformular erhalten Interessierte nach einem Informationsgespräch mit Sabine Steiniger (fbs) unter Telefon 0221/474455-17 oder mit Dr. David Friesen (Deutsche Sporthochschule) unter Telefon 0221/49828765.

www.fbs-koeln.org

24.06.2022, 19:00
Evangelische Gemeinde Köln
Kartäuserkirche, Kartäusergasse 7, 50678 Köln
Shahid Alam – Kalligraphie als Brücke im interreligiösen Dialog
Live-Präsentation mit Musik und Vortrag

Shahid Alam erstellt am Freitag, 24. Juni, 19 Uhr, vor den Augen des Publikums in der Kartäuserkirche, Kartäusergasse 7, eine Kalligraphie. Über eine Kamera kann das Werden dieser Kalligraphie miterlebt werden. In der Live-Präsentation offenbart sich Kalligraphie als ästhetische Brücke im interreligiösen Dialog. Heilige Schriften werden zum Wahrnehmungsraum und zu spirituellem Erleben. Kantor Thomas Frerichs begleitet den Künstler dabei musikalisch. Im Anschluss hält Shahid Alam einen kurzen Vortrag und lädt zum gemeinsamen Gespräch ein. Der Eintritt ist frei.

www.kartaeuserkirche-koeln.de

26.06.2022, 10:00
Evangelische Kirchengemeinde Ehrenfeld
Friedenskirche, Rothehausstraße 54a, 50823 Köln
Abschied von Pfarrer Siegfried Kuttner
Festgottesdienst in der Friedenskirche

Am Sonntag, 26. Juni, 10 Uhr, wird Pfarrer Siegfried Kuttner in der Friedenskirche Ehrenfeld Rothehausstraße 54a, in einem Festgottesdienst von seinem Dienst als Pfarrer entpflichtet. Im Anschluss an den Gottesdienst findet im Ernst-Flatow-Haus, Vogelsanger Straße 155, statt. Nach 34 Dienstjahren verabschiedet sich der Ehrenfelder Pfarrer in den Ruhestand.

www.evangelisch-ehrenfeld.de

26.06.2022, 10:30
Evangelisch Leben in Köln und Region
St. Georg, Georgsplatz 17, 50676 Köln und Müngersdorfer Stadion
„Kirche läuft“ – inklusives Sportfest am Müngersdorfer Stadion
Menschen mit und ohne Behinderung aller Generationen sind eingeladen

Am Sonntag, 26. Juni, heißt es wieder „kirche.läuft“, wenn der Startschuss zum inklusiven Pax-Bank Stadionlauf Köln rund um das Müngersdorfer Stadion fällt. Menschen mit und ohne Behinderung, Menschen aller Generationen und unabhängig ihrer Glaubenszugehörigkeit laufen gemeinsam auf Strecken von 1,3 Kilometern bis hin zum 10-Meilen-Lauf je nach Kräften und Kondition. Beim großen Familien.Spiele.Fest auf den Jahnwiesen können den ganzen Tag verschiedene Sportarten ausprobiert werden. Informations- und Essens- und Getränkestände laden zum Verweilen ein. Bei dem Event steht nicht das Siegen im Mittelpunkt, sondern vielmehr darum, achtsam mit sich und den anderen Teilnehmenden umzugehen und sich kennenzulernen. Das Sportfest beginnt um 10.30 Uhr mit einem integrativen Wortgottesdienst in der Kirche St. Georg, Georgsplatz 17. Mitorganisiert wird der sportliche Tag durch die Evangelische Kirche in Köln und Region unter dem Titel „evangelisch.läuft“.

www.stadionlauf-koeln.de

26.06.2022, 16:00
Evangelische Kirchengemeinde Bickendorf
Auferstehungskirche Bocklemünd, Görlinger Zentrum 39, 50829 Köln
Eichendorff im Lieder-Zyklus von Robert Schumann
Konzert in der Auferstehungskirche Bocklemünd

Der Tenor Henning Jendritza überzeugt mit einer großartigen und nobel entwickelten Stimme und tritt am Sonntag, 26. Juni, 16 Uhr, in der Auferstehungskirche Bocklemünd, Görlinger Zentrum 39, auf. Er präsentiert einen Liederzyklus von Robert Schumann mit vertonten Gedichten von Joseph von Eichendorff. Kirchenmusiker Axel Tillmann begleitet die Stücke am Klavier. Der Eintritt ist frei, um eine Spende wird gebeten.

www.gemeinde-bickendorf.de

26.06.2022, 17:00
Evangelische Kirchengemeinde Brühl
Christuskirche, Mayersweg 10, 50321 Brühl
Sommerkonzert- und veranstaltungs-Reihe in der Christuskirche Brühl
Das Programm findet an jedem Sonntag in den Ferien statt

Zu einer ganzen Reihe von Sommerkonzerten in den Schulferien lädt die Evangelische Kirchengemeinde Brühl ein. Immer sonntags vom 26. Juli bis 14. August, jeweils 17 Uhr, findet in der Christuskirche, Mayersweg 11, ein abwechslungsreiches Programm statt. Los geht die Reihe am 26. Juni mit der fröhlich-frechen musikalischen Lesung „Ottos Mops“. Weitere Termine: „Blech-Blumen-Strauß“ mit Blechbläsermusik am 3. Juli; „Kirschgärten am Mittag“ mit Musik und Texten zu Bäumen und anderen Wundern am 10. Juli; „Besinnliches und virtuoses aus verschiedenen Epochen mit dem Tamigu-Trio am 17. Juli; „Sommerabendmärchen“ mit Musik für die Seele und die Lachmuskeln am 24. Juli; „Literatur der Ukraine im Dialog mit Musik“ am 31. Juli; „Auf Reisen“ – Orgelmusik aus Frankreich und Italien am 7. August. Zum Abschluss der Reihe am Sonntag, 14. August, 14 Uhr, findet in der Kirche St. Walburga, Walberberg, das Sitzkissenkonzert „Peter und der Wolf“ statt. Der Eintritt zu allen Konzerten ist frei.

www.kirche-bruehl.de

26.06.2022, 18:00
Evangelisch Leben in Köln und Region
Kartäuserkirche, Kartäusergasse 7, 50678 Köln und Antoniterkirche, Schildergasse 57, 50667 Köln
Wanderausstellung „Kunst trotzt Ausgrenzung“ in Köln
Eröffnungsgottesdienst in der Kartäuserkirche

Die Wanderausstellung „Kunst trotzt Ausgrenzung“ der Diakonie Deutschland ist ein klares Statement gegen Ausgrenzung, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. Die Arbeiten der mehr als 50 Künstlerinnen und Künstler, mit ganz unterschiedlichen sozialen, ethnischen und kulturellen Hintergründen, zeigen die Kraft von Kunst und Kultur. Von Samstag, 25. Juni, bis Freitag, 19.August, sind die Werke der Ausstellung an mehreren Orten in Köln zu sehen. Die offizielle Eröffnung wird am Sonntag, 26. Juni, 18 Uhr, in der Kartäuserkirche, Kartäusergasse 7, mit einem Gottesdienst gefeiert. Mit dabei sind Pfarrerin Susanne Beuth, Superintendentin des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Mitte, Pfarrer Mathias Bonhoeffer, Martina Schönhals (Diakonie Köln), Mareike Carlitschek (Diakonie Michaelshoven) sowie Cornel Wachter. Für die musikalische Gestaltung sorgen Kantor Thomas Frerichs und Professorin Annette von Alemann (Blockflöten). Im Anschluss sind alle zur Begegnung bei Käse, Brot, Wein und anderen Getränken eingeladen. Kurator Andreas Pitz stellt in einer Führung die Fotoarbeiten von Klaus G. Kohn und Julia Krahn, die in der Kartäuserkirche und der angrenzenden Kapelle gezeigt werden, vor. Die Kartäuserkirche ist im Ausstellungszeitraum immer mittwochs bis montags, 12 bis 18 Uhr, geöffnet. Ausdrucksstarke Köpfe und Büsten, die Menschen mit Behinderung in der Hoffnungstaler Stiftung Lobetal aus Ton modelliert haben, zeigt die Antonitekirche, Schildergasse 57. Interessierte können die Ausstellung in der Antoniterkirche montags bis freitags, 11 bis 18 Uhr, samstags, 11 bis 17 Uhr und sonntags 11 Uhr bis 17.30 Uhr, besuchen. Im Vringstreff, Im Ferkulum 42, sind Fotografien zu sehen von Göran Gnaudschun („Alexanderplatz 2010-2013“) und Esra Rotthoff („Die Ausgebürgerten“).Ein weiterer Ausstellungsort ist die Diakonie Michaelshoven.

www.kunst-trotzt-ausgrenzung.de und www.diakonie-michaelshoven.de und www.kartaeuserkirche-koeln.de

Text: APK
Foto(s): APK

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Präses Thorsten Latzel verabschiedet Andrea Vogel aus ihrem Amt als Superintendentin

Im Theater hätte man wohl von vier Vorhängen gesprochen. Lang anhaltenden Applaus spendeten die Gottesdienstbesucher und -besucherinnen, nachdem Präses Dr. Thorsten Latzel Superintendentin Andrea Vogel entpflichtet hatte. Zahlreiche Weggefährten und -gefährtinnen hatten sich an diesem Sonntag in die Buchheimer Kreuzkirche aufgemacht, um sich von der beliebten Superintendentin zu verabschieden. „Eine Menschenfischerin wie Petrus. Oder besser Petra“, nannte Latzel Andrea Vogel. „Sie sind und waren eine Netzwerkerin. Und Sie sind nicht Superintendentin geworden und haben dann Netzwerke geknüpft. Sie sind Superintendentin geworden, weil sie schon immer Netzwerkerin waren“, fuhr der Präses fort.

1986 wurde Vogel als Pfarrerin in ihr Amt eingeführt, von 2000 bis 2008 engagierte sie sich als Skriba im Kreissynodalvorstand, 2008 und 2016 wurde sie zur Superintendentin des Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch gewählt. Sie war Vorsitzende der ökumenischen Vollversammlung im Rheinisch-Bergischen Kreis. „Und Sie haben viele Reformen der Landeskirche überstanden und ich habe heute verstanden, dass die nicht immer nur toll waren“, sagte Latzel. Mit Otmar Baumberger, Ralph Knapp und Torsten Krall habe sie in den 14 Jahren als Superintendentin mit drei Synodalassessoren zusammengearbeitet. Ihr Amt habe sie ehrenamtlich ausgeübt.

Als Ordinationsspruch habe sie aus dem 1. Korintherbrief „Ein anderes Fundament kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.“ Das habe ihn überrascht, so Latzel. „Ich habe sie als ganz und gar nicht fundamentalistisch erlebt. Eher pragmatisch mit einem guten Schuss Humor und großer Menschenfreundlichkeit.“ Sie sei in der Superintendentenrunde für die Seelsorge zuständig gewesen. „Wir als Kirche sind für andere da. Das ist Ihnen immer wichtig gewesen. Wir legen nicht das Fundament für die Kirche. Das können wir gar nicht. Das gibt es ja schon.“

Mit dem Vertrauen auf diesen Grund und die geknüpften Netze könne die Superintendentin nunmehr in aller Ruhe die Arbeit im Kirchenkreis in andere Hände geben. „Ab jetzt können andere auf dieses Fundament bauen.“ Und Andrea Vogel wünschte er eine gute Zeit „beim Wandern, Lesen und Verreisen im Wohnmobil“.

Die scheidende Superintendentin bedankte sich bei ihren Weggefährten und -gefährtinnen. „Begleitung ist sehr wichtig. Dinge ändern sich oft. Dann sollte man mit anderen die Entscheidungen überdenken.“ Unterwegs sein sei wunderbar, wenn man den Grund kenne, auf dem man stehe. „Die Kirche soll ein Ort sein, an dem wir verbleiben und uns mit anderen austauschen können. Ein Ort der Seelsorge, von denen es außerhalb der Kirche viel mehr geben müsste. Und ein Ort, an dem es anders zugeht, die Suche nach Gott Gestalt annimmt.“

„Lobe den Herrn, meine Seele, und alles in mir seinen heiligen Namen!“

Vogel verwies auf den Psalm 103, der im Gottesdienst eine tragende Rolle spielte. „Lobe den Herrn, meine Seele, und alles in mir seinen heiligen Namen!  Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.“ Mit der Seele sei nichts Ätherisches gemeint. Es gehe um Lebenslust und Sehnsucht. Der Psalm sei nichts Geringeres als ein Aufruf gegen geistige Faulheit und Abstumpfung gegenüber Gott. Die scheidende Superintendentin erinnerte zur Erheiterung des Publikums auch an ihre „geliebten“ gelben Zettel auf ihrem Schreibtisch. Auf einem stehe ein Satz von Dietrich Bonhoeffer: „Im normalen Leben wird einem oft nicht bewusst, dass man unendlich mehr bekommt als man gibt.“

Stadtsuperintendent Bernhard Seiger war ebenfalls nach Buchheim gekommen und warf in seinem Grußwort einen Blick in die Vergangenheit. „Im August 2008 wurden zwei neue Superintendenten und eine neue Superintendentin in ihre Ämter eingeführt. Du in der Erlöserkirche Höhenberg-Vingst, Markus Zimmermann in Köln-Nord und ich in Köln-Süd. Damit haben 14 Jahre enger Zusammenarbeit begonnen. Wir haben – abgesehen von den Ferien – jede Woche miteinander begonnen, um die Themen und Vorgehensweisen miteinander zu besprechen. Wir haben so viel Lebenszeit miteinander geteilt und vieles gestaltet.“

Ihr sei es immer wichtig gewesen, dass sie nicht nur das rechtsrheinische Köln repräsentiert habe, sondern auch das Bergische Land. Und sie habe einen Blick gehabt für die Belastungen und Grenzen der Menschen: „Es war spürbar, dass du auf den einzelnen Menschen siehst, Grenzen erkennst und auch benennst. Das wird bleiben, dieses wache Mitfühlen. Viele wissen, dass du sie gesehen hast. Mit dieser seelsorgerlichen Art werden dich viele in Erinnerung behalten.“

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann

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„Perfektes Dinner“: Pfarrer Tim Lahr bei der Spezial-Ausgabe zum Pride Month

Himmlische Gerichte aus Teufelsküche: „Ich bin kein begnadeter Koch“, sagt Tim Lahr, Pfarrer an der Thomas- bzw. Christuskirche in Köln. „Und ich habe das perfekte Dinner vorher nie geguckt.“ Trotzdem hat er gerne bei der VOX-Spezial-Ausgabe vom „Perfekten Dinner“ zum Pride Month mitgekocht: Von Montag bis Freitag wird das Format jeden Abend von 19 bis 20 Uhr ausgestrahlt – mit Tim Lahr und weiteren Vertreter*innen und Aktivist*innen der LGBTQI+ Community.

Was gab es denn Leckeres bei Ihnen?

Tim Lahr: Ich habe das Dinner in der Kirche unter dem Titel „Das beste Abendmahl“ ausgerichtet. Die Vorspeise hieß „Unser täglich Brot gib uns heute“ mit Brot von unserem Brotfairteiler, der gerettete Lebensmittel verteilt. Dann gab es ganz kölsch „Himmel und Ähd“, also Apfelkompott und Erdapfelkompott mit veganen „Gottesbescheißerlen“, also Maultaschen. Die Nachspeise hieß „Das letzte Gericht – Eine süße Sünde“, das waren Brownies mit Passionsfruchtsorbet und einer Oblate  statt einer Waffel.

Wie läuft der Dreh ab?

Tim Lahr: Das Kamerateam steht einfach morgens vor der Tür und dreht mich, wie ich koche. Ich habe in meiner Wohnung gekocht und habe dann meine Gäste auch in meiner Wohnung empfangen. Sie haben sich schon gewundert, weil meine Wohnung sehr klein ist. Aber ich habe gesagt: „Wir gehen jetzt in mein zweites Wohnzimmer – in die Christuskirche.“ Da war ein Tisch aufgebaut, am Altar hatte ich eine Regenbogenflagge aufgehangen und Gott* mit Gendersternchen hingeschrieben. Es gab noch andere Vertreter*innen aus der queeren Community, die von ihren Erfahrungen mit Kirche und queeren Themen berichtet haben.

Von welchen Erfahrungen wurde berichtet?

Tim Lahr: Sie haben teilweise sich in den Kirchengemeinden sehr wohlgefühlt, aber auch berichtet, dass es oft keinen Raum für queere Themen gab.

Kirche und queere Themen und das alles beim „Perfekten Dinner“ – wie haben Sie die Kombination wahrgenommen?

Tim Lahr: Ich finde das Format sehr gut, denn ich finde Sichtbarkeit sehr wichtig. Schön ist, dass dadurch eine Gruppe erreicht, die sich sonst nicht vielleicht nicht mit queeren Themen auseinander setzen würde. Die anderen Teilnehmenden sind in anderen Bereichen der queeren Community sehr engagiert. Was ich besonders finde – ich wurde ja von VOX angefragt, als jemand, der sich aus dem religiösen Bereich für die queere Community einsetzt. Denn Kirche und queer sein ist leider oft eine „Schuld“-Geschichte. Vielen denken, dass Kirche feindlich gegenüber queeren Menschen ist. Doch die evangelische Kirche hat Strukturen geschaffen, um queere Menschen zu schützen. Zum Beispiel ist wichtig, dass gleichgeschlechtliche Personen oder Transpersonen in der Kirche natürlich ganz selbstverständlich heiraten dürfen. Wir haben diesen Weg geschafft, obwohl es ein langer Weg war. In der katholischen Kirche hat sich gar nichts getan, außer dass die Menschen an der Basis dafür kämpfen, dass sich etwas tut. Aber in höheren Strukturen hat sich noch nichts geändert. Es war eine schöne Möglichkeit, über das Kochen und an einem Tisch sitzen auf das Thema LGBTQI+ zu kommen. Es war ein lockerer Rahmen und wir sind auf andere Art und Weise ins Gespräch gekommen, als wenn es eine Talkshow oder ähnliches gewesen wäre.

Also eine positive Erfahrung?

Tim Lahr: Es war für mich sehr aufregend, ich habe so etwas ja noch nie gemacht. Ich kann sagen, dass ich als Gewinner aus dieser Woche heraus gehe – weil ich tolle Menschen kennengelernt habe, die sich für die queere Community einsetzen, und weil es mir eine Ehre war, für diese Menschen kochen zu dürfen und sie in meiner Kirche empfangen zu dürfen.

 

Tim Lahr

Tim Lahr wurde am 15. September 1989 in Bonn geboren. Nach dem Abitur machte er einen „Freiwilligen Friedensdienst“ in Matagalpa (Nicaragua). Dort arbeitete er an einer Förder-Grundschule. Im Anschluss studierte er evangelische Theologie in Bonn und in Rom bei den Waldensern. Nach seinem Vikariat an der Kartäuserkirche Köln von Oktober 2017 – April 2020, währenddessen er den Kartäusergarten als Gemeinschaftsgarten gründete, ging Pfarrer Tim Lahr 2020 als ausgebildeter Pfarrer an die Thomas- bzw. Christuskirche in Köln. Tim Lahr ist ein echter Netzwerker. Er sagt: „Nur wenn verschiedene Initiativen in der Stadt-Gesellschaft zusammenkommen und gemeinsam an wichtigen Themen arbeiten, kommt am Ende eine größere Summe als die einzelnen Teile dabei heraus.“ Auf seinem Instagram-Account berichtet er unter dem Namen amen_aber_sexy über den Alltag eines Pfarrers. Themen, die ihn immer wieder bewegen, sind eine moderne Kirche, die nah an den Menschen ist und Teil des Stadtlebens ist. Dabei darf Humor nicht zu kurz kommen. Im Lockdown dreht er das Video „Tag 30 der Quarantäne – Der Pfarrer allein in der Kirche“. Darüber hinaus beschäftigen ihn sehr das Thema „Bewahrung der Schöpfung“ und eine „Queere Kirche“, die offen für alle Menschen ist. Tim Lahr lebt als Pfarrer offen queer.

www.ev-gemeinde-koeln.de

Text: Frauke Komander
Foto(s): Tim Lahr

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„Wir brauchen die Pluralität innerhalb der Kirche“: Pfarrerin Stefanie Maria Houben ordiniert

Es war eine eindrückliche Predigt, die Pfarrerin Stefanie Maria Houben in ihrem Ordinationsgottesdienst in der Heilig-Geist-Kirche in Bergisch Gladbach-Hand hielt. Darin plädierte die 37-Jährige für einen offenen und toleranten Umgang miteinander, sprach sich nachdrücklich gegen Rassismus und Antisemitismus und für eine Kirche der Pluralität und Diversität aus. „Das Wort Gottes darf nicht zur Waffe für einen Angriff werden“, hob sie hervor.

Eine Diskussion zu den Themen Diversität und Antirassismus müsse dringend geführt werden, es brauche Offenheit gegenüber Menschen jüdischen Glaubens und interreligiösen Dialog. „Im Wirrwarr aus Meinungen und Verletzungen sollten wir uns immer fragen, ob wir dem anderen eigentlich gerade gut zuhören. Und ob wir uns der Resonanz Gottes öffnen. Denn er hat den großen Heilsplan, ist immer auch der Rettergott“, ist die Theologin überzeugt. Das Hören auf Gott sei ein Verheißungsflüstern, sich ihm zuzuwenden keine Unterwerfung, sondern freiwillige Hingabe. „Wir sollen und dürfen Gottes Wort achten und pflegen.“

Glaube als Quelle der Kraft

Diese Balance zwischen der, für den Menschen nicht in Worte zu fassenden, Kraft des Schöpfers und dem liebenden Gott, der Geborgenheit schenkt, prägt den Glauben von Pfarrerin Stefanie Houben. So passte auch der Liedtext, den sie in ihrer Predigt zitierte, perfekt. Die nigerianische Aktivistin Joy Oladokun singt in ihrem Song „Let it be Me“ davon, dass sie den allmächtigen Gott bittet, sie von ihren Wunden zu heilen und als Tochter zu erwählen – gerade so, wie sie ist, mit all ihren Schmerzen und Fehlern.

Den Glauben als Quelle der Kraft für Dienst und Alltag thematisierte auch Superintendentin, Pfarrerin Andrea Vogel in ihrer Ansprache, bevor sie ihre letzte Ordination vor ihrem Ruhestand vollzog und Pfarrerin Stefanie Houben unter den Segen Gottes stellte. „Gott stabilisiert uns innerlich. Das ,miteinander auf sein Wort hören‘ bereichert die Gemeinde ebenso wie die Pfarrerinnen und Pfarrer. Es bildet das Fundament unseres Lebens.“ Das „gut aufeinander hören und die liebevolle Zuwendung“, die Pfarrerin Houben in ihrer Predigt ansprach, thematisierte auch Superintendentin Andrea Vogel in der Ordinationsansprache. „In unserem Dienst geht es darum, sich immer neu bewusst zu werden, was ich an meinem Gegenüber wahrnehme.“

„Verliebt in die Theologie“

Dieses Erforschen anderer, aber ebenso die Selbstprüfung, ist Pfarrerin Stefanie Houben ein Anliegen. Sie studierte nach einigen Semestern Philosophie schließlich Theologie in Bonn und an der Kirchlichen Hochschule in Wuppertal. Ein Religionslehrer hatte, während sie sich noch der Philosophie widmete, in einem Gespräch gesagt, dass Pfarrerinnen und Pfarrer gerade sehr gebraucht werden. „Und plötzlich lag mein Weg klar vor mir“, blickt die Theologin zurück. Der Glaube gehörte da zwar schon zu ihrem Leben, doch das Studium brachte sie dazu, sich „wirklich in die Theologie zu verlieben“. Die neueren Forschungen zum Alten Testament faszinierten sie, sie lernte spannende Menschen kennen und genoss schließlich ihr Vikariat in Bergisch Gladbach-Hand, in einer, wie sie sagt „wunderbar offenen und herzlichen Gemeinde, die niemanden ausgrenzt.“

In Bergisch Gladbach-Heidkamp wird sie nun zunächst mit einer halben Stelle tätig sein, Gottesdienste halten und darauf hinwirken, dass die Gemeinde als ein offenes System wahrgenommen wird, in dem sich jeder wohlfühlen kann. Die andere Hälfte des Dienstes widmet sie der Krankenhaus-Seelsorge im städtischen Klinikum Köln-Merheim als Teil eines ökumenischen Teams.

Text: Katja Pohl
Foto(s): Matthias Pohl

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150 Jahre Feuerwehr Köln: Ökumenischer Gottesdienst

Wenn die Feuerwehr mit Blaulicht zum Kölner Dom fährt, dann bekommen die Kölnerinnen und Kölner erst einmal einen Schreck. Doch kurz vor Pfingsten gab es keinen Grund zur Aufregung: Mit einem ökumenischen Gottesdienst feierte die Feuerwehr Köln ihr 150-jähriges Jubiläum – und heute gibt es in Weidenpesch noch einen offenen „Tag der Feuerwehr“ für Interessierte (Infos unten).

Mitglieder von Berufsfeuerwehr, Freiwilliger Feuerwehr, Jugendfeuerwehr, den Kölschen Funkentötern, die traditionell dem Rosenmontagszug vorangehen, sowie aus den Kreisen der Pensionärinnen und Pensionäre haben gemeinsam mit den beiden Feuerwehr- und Notfallseelsorgern Pfarrer Holger Reiprich und Diakon Gregor Hergarten einen stimmungsvollen Gottesdienst im Dom gefeiert. Vor dem Altar sorgten großformatige Fotos von Feuerwehrleuten im Einsatz für Gänsehaut.

Start mit 48 Männern

Am 2. Juni 1872 begründeten 48 Männer die Feuerwehr Köln – „Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr“. Heute sind in Berufs- und Freiwilliger Feuerwehr zusammen mehr als 3300 Feuerwehrleute im Einsatz. Unter dem Leitwort „Retten, löschen, bergen, schützen“ rücken sie aus, wann immer Mensch, Natur oder Hab und Gut in Gefahr sind. Auch verletzten oder in Not geratenen Tieren kommen sie zu Hilfe.

Damit, so machten die beiden Seelsorger klar, folgen sie auch Jesu Versprechen an die Menschen „Ich bin bei euch alle Tage, bis zum Ende der Welt“. Denn die Feuerwehr ist immer im Einsatz, jeden Tag, 24 Stunden lang. „Wir sind da, die Feuerwehr ist da“, so Diakon Gregor Hergarten, der katholische Koordinator für Notfallseelsorge in Köln. Der Leitspruch „Retten, löschen, bergen, schützen“ werde eingelöst „durch jede und jeden von Ihnen und von euch“, so der Seelsorger weiter. „Und das kann man erfahren und erleben, wenn man in Not ist oder auch nur durch die Stadt geht und Sie und euch in den Dienst hineinfahren sieht und hört.“ Durch die Feuerwehr bekomme die Zusage Jesu und damit auch die Zusage Gottes an die Menschen „ein ganz klares Gesicht, einen Namen, eine konkrete Hilfeleistung“.

Gottesboten im Einsatz

Pfarrer Holger Reiprich.

Das Motto „Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr“ gehe zurück auf die biblische Erzählung vom barmherzigen Samaritaner, erinnerte Pfarrer Holger Reiprich. Darin entwerfe Jesus das Bild vom barmherzigen und helfenden Menschen, der keine Grenzen kennt, sondern einzig von dem Willen geleitet werde, Gott zu dienen, indem er seinem Nächsten helfe. „Und genau das tut ihr, das tun wir, wenn es darum geht Feuer zu löschen, wenn es darum geht, Notfallpatienten zu versorgen, seinem Nächsten zu helfen“, sagte der evangelische Beauftragte für die Feuerwehr- und Notfallseelsorge. Der, der Hilfe brauche, sei immer „unser Nächster“, so Reiprich.

„Ihr helft Menschen in akuter Lebensgefahr, oft unter Einsatz des eigenen Lebens, begleitet Betroffene, versorgt Notfallpatienten. Ihr verwirklicht ein Stück vom Reich Gottes“, betonte Pfarrer Holger Reiprich. „Durch eure Arbeit, durch euren Dienst, seid ihr zu Boten der Liebe Gottes geworden.“ Er wünschte den Feuerwehrleuten auch weiterhin den Mut, in der feuerwehrtechnischen Hilfe, der medizinischen Notfallversorgung und im Brandschutz zu arbeiten.

Schutz und Segen für alle im Einsatz

Die Vorfahren der heutigen Feuerwehrleute hätten sich den Geleitspruch „Gott zur Ehr“ nicht umsonst auf die Fahnen geschrieben, erinnerte Reiprich. „Denn sie wussten, dass Gott in allen unseren Lebenstagen, auch wenn sie manchmal bedrückend sind, dabei ist. Er ist bei euch, in den Einsätzen, auch wenn ihr es nicht unbedingt merkt. Aber ihr spürt es. Wenn ihr nach einem erfolgreichen Einsatz spürt, wieder gesund nach Hause gekommen zu sein und auch wenn ihr am Ende der Schicht oder am Ende des Einsatzes spürt, wohlbehalten zu Hause angekommen zu sein.“

Reiprich dankte dafür, dass Gott „in den vergangenen 150 Jahren seine schützende Hand über die Kameradinnen und Kameraden, über die Kolleginnen und Kollegen gehalten hat“, und erbat den weiteren besonderen Schutz und Segen Gottes für die Frauen und Männer, die täglich ihren Dienst bei der Feuerwehr tun.

Erfahrungen ins Gedächtnis eingebrannt

„Manche Einsätze haben sich in unser Gedächtnis eingebrannt“, sagte Gerrit Meenen von der Freiwilligen Feuerwehr Köln in den Fürbitten. „Bilder vom Einsatz verfolgen uns noch lange Zeit, Geschehenes und Gehörtes belastet uns manchmal bis in unsere Träume hinein.“ Seine Bitte an Gott: „Nimm von uns, was unsere Seele belastet, hilf uns zu erkennen, was uns Erleichterung verschafft, gib uns den Mut darüber zu sprechen, zu dir, zu unseren Kameraden oder unseren Partnern und Freunden.“

Dass der Dienst ohne den Rückhalt von Familien und Freunden oder Kolleginnen und Kollegen am Arbeitsplatz nicht möglich wäre, machte Marcus Rausch von der Berufsfeuerwehr Köln in seiner Fürbitte deutlich: „Wir können uns nicht für unsere Nächsten einsetzen, wenn nicht andere zu Hause und am Arbeitsplatz unsere Arbeit übernehmen. Ehepartner und Arbeitskollegen halten uns den Rücken frei. Sie stärken uns, weil wir bei ihnen ein offenes Ohr oder stummes Verstehen finden.“

Um Kraft für den Dienst bat Walter Schenk von der Berufsfeuerwehr Köln stellvertretend für alle Aktiven aus Feuerwehr, Rettungsdienst und Katastrophenschutz: „Manchmal ist unserem Tun kein Erfolg beschieden. Es bleibt uns nur noch übrig, tote Angehörige, Kinder, Freunde, Kameraden oder Nachbarn zu bergen und die Hinterbliebenen zu trösten.“ Schenks Bitte an Gott: „Gib uns die Kraft, den Misserfolg, die Ohnmacht und die Hilflosigkeit auszuhalten. Nimm uns die Angst vor dem Tod, damit wir die Toten in Würde aus dieser Welt verabschieden können. Steh uns bei in der Trauer, wenn uns die Stimme versagt und wir nicht mehr weiterwissen.“

Ein freudvoller Höhepunkt des ökumenischen Gottesdienstes im Kölner Dom war die Weihe einer neuen Fahne, deren historisches Original im Stadtarchiv aufbewahrt wird. Sie zeigt den Patron der Feuerwehrleute, den heiligen Florian, dazu den Dom und ein brennendes Haus. Dazu die beiden Marksteine 1872 und 2022, das Gründungs- und das Jubiläumsjahr, um künftig immer an die große Tradition der Feuerwehr Köln zu erinnern, wenn die Fahne mitgetragen wird. „Segne alle, die diesem Zeichen folgen. Schließe sie zusammen zu einer großen Gemeinschaft der Hilfeleistung und zu einer großen Gemeinschaft des Friedens“, sagte Diakon Gregor Hergarten bei der Segnung.

Text: Hildegard Mathies
Foto(s): Sammy Wintersohl

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Diakonie Michaelshoven: TruDi-Truck präsentiert neue Technologien für Pflegekräfte

Es gibt mittlerweile viele technologische Innovationen für Mitarbeitende in der Pflegearbeit: Damit Pflegekräfte sie kennenlernen und testen können, hat der „Truck der Digitalisierung“ (TruDi) die Diakonie Michaelshoven an zwei Tagen besucht. Durch das Projekt der pulsnetz KI konnten die Mitarbeitenden zum Beispiel mit Exoskeletten (Roboteranzügen) gesunde Trage- und Hebetechniken testen oder sich mit einer innovativen Dienstplangestaltung vertraut machen. Es gab Sensorik-Lösungen zum Erkennen von Stürzen und zum Bedienen von Pflegebetten und interaktive Aktivierungsspiele, die die Motorik und das Gedächtnis von Bewohner und Bewohnerinnen anregen sollen.

„Perspektivisch sind alle digitalen Möglichkeiten bei uns zu diskutieren. Denn unsere primäre Aufgabe muss es sein, unsere Pflegekräfte von Arbeiten zu entlasten, die Zeit kosten und auch die Gesundheit gefährden“, sagt Uwe Ufer, kaufmännischer Vorstand der Diakonie Michaelshoven. „Wir wollen perspektivisch, dass Verwaltungsarbeiten und Substitutionen digital laufen, damit unsere Mitarbeitende mehr Zeit in ihrer Pflegearbeit gewinnen. Und dazu ist jede Technik willkommen, die entlastet.“

Digitalisierung der Kernprozesse

Auch in neuen Senioreneinrichtungen werden digitale Technologien berücksichtigt. „Wir planen gerade eine neue Pflegeeinrichtung hier in Rodenkirchen mit 120 Plätzen und überlegen, wie wir unsere Kernprozesse in der Pflege digitalisieren können. Und heute haben wir beispielsweise gesehen, wie die Pflegedokumentation anhand von KI einfacher wird und unseren Mitarbeitenden Entlastung schafft“, sagt Christian Potthoff, Geschäftsführer Pflege und Wohnen.

TruDi-Berater Steffen Schumann und Diana Hermann (contec) halfen dabei, Ideen für den Einsatz im Arbeitsalltag der jeweiligen Einrichtung zu entwickeln. „Wir haben gemeinsam mit der Einrichtung einen Blick in die Zukunft der Pflege geworfen und gezeigt, wie digitale Techniken und assistive Technologien den Arbeitsalltag in der Praxis erleichtern können“, sagt Steffen Schumann. „Mit TruDi haben wir gezeigt, was es alles schon gibt. Die Pflegekräfte konnten die Technologien ausprobieren und hatten dabei hoffentlich auch Spaß.“

Projektförderung

Das Regionale Zukunftszentrum KI „pulsnetz.de – gesund arbeiten“ (pulsnetz KI) will mit dem Projekt Mitarbeitende der Sozialwirtschaft durch digitale und KI-gestützte Anwendungen entlasten und stärken. Das Projekt wird im Rahmen des Programms „Zukunftszentren KI“ durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) gefördert.

Text: Melani Köroglu / APK
Foto(s): Melani Köroglu

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